Zu Risiken und Nebenwirkungen …

„Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“.

Auch wenn mich dieser Satz manchmal nervt, er weist doch auf etwas Wichtiges hin, und das gilt nicht nur für Arzneimittel, weil die Dinge des Lebens eben nicht so einfach gestrickt sind, wie ich mir das manchmal wünsche. Ich will etwas Gutes tun oder bekommen und erlebe eine böse Überraschung, mit der ich nicht gerechnet habe. 

Meine Frau und ich begleiten seit vielen Jahren einige Familien, die aus Afghanistan flüchten mussten, um ihr Leben zu retten. Zu den vielen neuen Herausforderungen für sie gehörte zu lernen, wo es bei bestimmten Angeboten Risiken und Nebenwirkungen gibt. Anfangs wurden wir immer wieder mit von Freude strahlend überbrachten Nachrichten konfrontiert: „Ich habe etwas gewonnen!“ Ein Handy oder eine Traumreise. Bei näherem Hinsehen auf das Kleingedruckte wurde aus dem Traum ein Alptraum. Das preisgünstige Handy war mit einem teuren Knebelvertrag verbunden und die „Reise“ gab es nur mit dem Kauf von nutzlosem Zeug.

Großen Erwartungen und großer Freude folgten Ärger, tiefe Trauer und manchmal Wut, auch über sich selbst.

Manchmal kommt man glimpflich davon, aber es hat schon Leute in den Ruin getrieben. Große Erwartungen, große Versprechungen und dann ein bitteres Ende.

Auf was habe ich mich da eingelassen, wird mit Recht gefragt. Warum habe ich die Konsequenzen nicht bedacht? Nun ist der Schaden viel größer als der vermeintliche Gewinn je hätte sein können!

Ein ehrliches Fazit: Finger weg von solchen Verlockungen. Denn:

„Was würde es einem Menschen helfen, wenn er die ganze Welt gewinnen würde, aber Schaden nähme an seiner Seele“, fragt Jesus einmal. 

Mancher Mensch scheint zu denken, das Leben wäre wie so ein neuartiger Fahrradreifen. Kennen Sie die? Mit denen haben Sie praktisch keinen Platten mehr. Super! „Unkaputtbar“ werden sie genannt. Leider ist unser Leben nicht aus diesem Material gestrickt. 

Denn es ist klar: Selbst, wenn ich die ganze Welt gewänne, Geld, Urlaubsparadies Karrieresprünge, Wunschhaus, - wenn mein Leben kaputt ist, hilft mir kein Premium-Traum. Der erhoffte Gewinn löst sich ins Nichts auf. Schöner Plan, aber ein folgenschwerer Irrtum, auf den Jesus bei anderer Gelegenheit hinweist, als er die Geschichte von einem erzählt, der große Pläne hat, immer mehr, immer mehr investiert, und als er das Erreichte endlich in Ruhe genießen will, stirbt er. 

Auf wen hätte er hören sollen? Arzt oder Apotheker? Hätte er die Risiken und Nebenwirkungen bedacht, hätte er vielleicht nicht nur darauf geschaut, wie er mehr und mehr Besitz anhäuft, sondern an ein Leben v o r dem Tod gedacht, das diesen Namen verdient. Damit seine Seele nicht Schaden nimmt. Mehr Sein als Haben. 

Das macht mich nachdenklich. Vorsorge ist gut, aber Seelsorge könnte für mich jetzt wichtiger sein. Für was nehme ich mir wirklich die Zeit, die mir geschenkt ist, die mir von Gott geschenkt ist. Wo finde ich Orientierung für mein Leben? Leicht gefragt, aber die gibt es nicht auf Rezept. Dafür muss ich mich unterbrechen lassen. Auf meine Seele hören und auf Gott. Daraus kann eine heilsame Unterbrechung werden. Keine Zeit dafür? Doch die haben Sie. Heute. Gott sei Dank!