18.05.2016 / Wort zum Tag

Zieht den neuen Menschen an!

Zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Epheser 4,24

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Anziehen, Ausziehen, Umziehen. Das ist der Alltag eines Models. Textilien bedecken und geben frei. Stoffe faszinieren. Noch faszinierender sind allerdings die Persönlichkeiten, die wir mit der Kleidung verbinden: Die Geschäftsfrau, die Gärtnerin, die Gastgeberin eines Festes, die Braut. Es macht Spaß, neue Rollen auszuprobieren. Kleider machen Leute, heißt ein Sprichwort, noch aus der Zeit, als alle gesellschaftlichen Stände die ihnen geziemende Kleidung tragen mussten.

Wer aber ist die Person vor uns? Was beschäftigt sie? Was kümmert sie? Was freut sie? Und was bringen wir zum Ausdruck, wenn wir die Kleidung wechseln? Eine besondere Empfehlung gibt uns der Brief an die Epheser. Da geht es weder um oben drüber noch um unten drunter, sondern um das innen drin. „Zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist, in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“. Stecke ich nicht immer in meiner Haut? Nehme ich mich und meine Persönlichkeit nicht immer und überall hin mit? Meinen alten Menschen aus- und den neuen Menschen anziehen? Wie soll das denn gehen? Wie oft kann und soll ich das machen?

Christus ist der neue Mensch. Das Gewand der Sünde hat er angezogen. Das ist eine symbolische Rede. Beladen mit der Schuld der Welt wurde er gekreuzigt. Jesus selbst aber war rein. Die verderbliche Macht der Sünde ist am Kreuz geblieben. Der reine Mensch ist neu zum Leben erweckt worden, für Zeit und Ewigkeit. Christus liebt die Welt und ist dabei wahr und gerecht. Er wohnt bei Gott und kommt in seinem Wort doch ganz zu uns. Christi Wort sagt: Du bist meine geliebte Tochter. Du bist mein geliebter Sohn. Du gehörst zu mir. Du bist Bürgerin, Bürger meines Reiches. Magst du diese Zusage annehmen? Diese Zusage zu hören, diese Zusage anzunehmen, diesen Worten Glauben zu schenken, Ja zu ihnen zu sagen, das bewirkt, dass ich den neuen Menschen in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit anziehe.

Der neue Mensch bin ich dann vor Gott, heilig und gerecht. Doch ich spüre: Ich bin auch der alte Mensch. Ich habe meine Gewohnheiten, meine Wünsche, meine Sehnsüchte und Bedürfnisse. Mein Wesen und mein Verhalten sind in mir, anders als Hose und Jacke auf mir. Das Geheimnis: wo ich Christus im Glauben aufnehme und anziehe, da wächst eine Sehnsucht: Mögen sein Frieden, seine Gerechtigkeit und seine Wahrheit doch in mir sein. Und bleiben. Und durch mich hindurch, aus mir heraus, zu meinen Mitmenschen kommen. Das erlebe ich mal stärker, mal weniger, mal irritierend, mal beglückend.

Manchmal frage ich mich: Habe ich den neuen Menschen eigentlich an? Ist er in mir drin? Dann darf ich wieder zu Christus kommen. Neu hören: Ja, du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter.

Und, was soll ich sagen, im Laufe der Zeit spüre ich mehr und mehr: Egal, was ich anziehe, Rock oder Hose, Anzug oder Jeans, egal, was ich tue, arbeiten oder feiern, egal, wie ich mich fühle, traurig oder froh: Der neue Mensch passt mir. Den behalte ich an!

Autor/-in: Pfarrer Ingo Maxeiner