18.11.2011 / Wort zum Tag

Zefanja 3,16-17

Fürchte dich nicht, Zion! Lass deine Hände nicht sinken! Denn der HERR, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland.

Zefanja 3,16-17

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Das sagt Gott zur Stadt Jerusalem, liebevoll „Zion“ genannt: die Leute dort fühlen sich wie der letzte Rest. Mutlos lassen sie die Hände sinken „Ach, es hat ja doch alles keinen Wert!“ Es fasziniert mich, dass Gott diese Stadt anredet mit „Du“ – wie eine Person, wie einen einzelnen Menschen. Gott meint ja auch die Menschen einzeln, persönlich! Gott meint die Menschen nicht im Zehnerpack - so wie ich Glühbirnen im Zehnerpack kaufe, weil es billiger ist; Gott meint jeden Einzelnen.

„Fürchte dich nicht, lass die Hände nicht sinken, denn der Herr ist bei dir, ein starker Heiland“, heißt es in der Bibel. Mir tut es gut, so persönlich Mut zugesprochen zu bekommen: „Mach nur weiter! Es hat Wert, was du tust.“ Ja, manche Dinge kriegt man nicht mit „Hauruck“ hin, die kosten Zeit und Schweiß.

Ein starker Heiland ist bei mir – das heißt doch, dass ich nicht alleine stark sein muss, weil da jemand Starkes bei mir ist. Jetzt vor dem neuen Schuljahr habe ich einfach nur Angst vor den neuen Klassen, die ich in Religion unterrichten muss. Und das weiß ich schon, dass es die älteren Schüler sein werden, diejenigen, die voll in der Pubertät sind; die Konflikte herausfordern, die einem sicher niemals ein Lob aussprechen, die so cool sind; die man erst einmal motivieren muss. Das kostet so viel Kraft. Hat es Wert? Kann ich überhaupt etwas weitergeben vom Glauben? Immerhin schön, wenn sie einem später zuwinken und lächeln. War’s das schon? Mir kommt eher deprimiert die Schlagerzeile in den Sinn: „Volle Kraft voraus auf das nächstbeste Riff: Wir haben alles im  Griff auf dem sinkenden Schiff.“

„Fürchte dich nicht, lass deine Hände nicht sinken, der Herr, dein Gott ist bei dir, ein starker Heiland“, heißt es in der Bibel. Nein, ich will nicht die Furcht bewegen in meinem Herzen – ich will lernen, den starken Heiland in meinem Herzen zu bewegen. Und da fällt mir eine alte Jungschargeschichte ein:

Da ist eine Jungscharfreizeit. Die Jungens übernachten in einer Burg, der ehemaligen Burg der „Ritter von Mansfeld“ in Mansfeld. Es gibt jede Menge Spiele, dafür ist eine Burg immer gut. Eine Preisfrage auch: Was bedeuten die vier geheimnisvollen Buchstaben im Wappen der Ritter von Mansfeld? Wer die beste Deutung findet, der gewinnt den Preis. M A N S – was mag das bedeuten, die Jungen zerbrechen sich die Köpfe. Einer von ihnen, ein kleiner ängstlicher, soll eines Abends Wache schieben vor der Burg, um einen Gast zu erwarten. Ordentlich unheimlich ist ihm, als er da so allein vor dem großen Burgtor steht. Der Sturm heult, und er muss an die abenteuerliche Vergangenheit der Burg denken, davon hat man ihnen erzählt. Lange muss er auf den Gast warten – und da ist er wohl eingeschlafen. Er träumt, wie die alten Ritter ihn überraschen, ihn gefangen nehmen und ihn in einen unterirdischen Saal führen, in dem soll er abgeurteilt werden – wegen Feigheit! Doch vorher wird er noch geprüft. Der oberste Ritter herrscht ihn an: „Sag uns, was bedeuten die vier Buchstaben in unserem Wappen M A N S?“ Der Junge weiß es nicht, was soll er nur sagen?
„Was heißt M?“ -  „M, M, M“, stottert der Junge ins einer Angst: „M – wie Mutlosigkeit!“ „Ha, Ha, Ha“, dröhnt das Gelächter der Ritter im Saal, „Mutlosigkeit!!! - Und was bedeutet A?“ - „A, A – wie Angst!“ Wieder das dröhnende Gelächter. „Und N?“ - „N, N, N – wie Not!“ „Und S?“ - „S – wie Sorge!“

„Mutlosigkeit, Angst, Not, Sorge – was bist du denn für ein feiger Kerl?! Nein, die Buchstaben bedeuten etwas ganz Anderes“, sagt der oberste Ritter: „M – wie Muthaben“ – „durch Christus!“, fällt die ganze Runde ein. „A – wie Anhalten“ – „an Christus!“, vervollständigen die Ritter. „N – wie Neuwerden“ – „durch Christus!“ „S – wie Siegen“ - „durch Christus!“ Eine Hand fasst seine Schulter, da wacht der Junge auf; der Gast, den er erwarten soll, ist da. Das Ende der Geschichte ist schnell erzählt: der Junge gewinnt den Preis für die beste Deutung der Buchstaben M A N S. Aber noch wichtiger ist für ihn die neue Deutung der Buchstaben: Aus Mutlosigkeit wird Muthaben, aus Angst wird: Anhalten; aus Not wird Neuwerden, aus Sorge wird Siegen – wodurch? Durch Christus!
 

Autor/-in: Pfarrerin Renate Schmidt