19.10.2022 / Wort zum Tag

Wunderbares Wunder

Der blinde Bartimäus rief: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her!

Markus 10,48–49

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Der blinde Bartimäus rief: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her!“

Bartimäus fristet als Bettler am Straßenrand von Jericho ein erbärmliches Leben. Dort kommen die Pilger vorbei, die zum Fest nach Jerusalem strömen. Für Bartimäus fällt das eine oder andere Almosen ab. Aber er würde sich gerne in die Pilgerschar einreihen, dabei sein, dazu gehören. Davon kann er nicht einmal träumen. Denn er ist blind.

Bartimäus hört, dass sich Jesus unter die Festpilger gemischt hat. Jetzt weiß er, was er will. Er schreit, was seine Stimme hergibt. Wenn einer ihm helfen kann, dann Jesus. Wenn einer ihn sehend machen kann, dann allein er. Darum schreit Bartimäus aus voller Kehle, aus ganzer Seele: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Nicht um ein Almosen fleht er. Menschenunmögliches will er: Bartimäus will sehen können. Sehen wie ich und Sie. Er schreit um Erbarmen.

„Du bist der Sohn Davids!“ Woher Bartimäus weiß, wer dieser Jesus ist und was er vermag, wissen wir nicht. Hat er aufgeschnappt, was die Menschen auf dem Weg zum Tempel von Jesus sagen? Jesus, seine Worte, seine Wundertaten waren in vieler Leute Munde. Woraus Bartimäus sein grenzenloses Vertrauen auf Jesus schöpft, wird nicht gesagt. Der blinde Bartimäus sieht klar, wen er vor sich hat: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Sohn Davids –Messias, Heiland.

Zu Beginn des Weges Jesu hinauf nach Jerusalem bekennt Simon Petrus: „Du bist der Christus, der Gesalbte.“ In Jerusalem bereitet die Menge dem Mann auf dem Esel einen triumphalen Empfang: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn.“ Der blinde Bartimäus steht als wichtiger Zeuge an Jesu Weg zum Kreuz. Er öffnet uns die Augen für Jesus, den Heiland.

Viele finden unangebracht, anstößig, unmöglich, was Bartimäus tut. Sie versuchen, ihn zum Schweigen zu bringen. Aber Bartimäus schreit nur noch lauter: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her!“

Jesus hört Bartimäus rufen. Er hört jeden Ruf um Hilfe. Jesus geht nicht achtlos vorüber. Er bleibt stehen. Er fordert auf, Bartimäus herzubringen. Der lässt sich nicht zweimal bitten. Er wirft seinen Bettlermantel weg, springt auf und kommt zu Jesus. Jesus fragt ihn: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“ „Rabbuni, dass ich sehend werde!“ Ach, mein Herr! Jesus: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen!“ Wunderbares Wunder. Bartimäus kann sehen. Spontan folgt er Jesus nach hinauf nach Jerusalem.

Woraufhin das Wunder geschah? „Dein Glaube hat dir geholfen.“

Fragen Sie jetzt: Glaube ich nicht genug? Rufe ich nicht inständig genug? Warum geht Jesus an meinem Geschick vorüber? Solches Fragen verstehe ich –erst recht die große Sehnsucht, Hilfe und Heilung zu finden. Ich habe keine Antwort. Aber das glaube ich: Jesus hört Ihr Rufen. Er ruft Sie zu sich. Sie dürfen ihm sagen, was Sie brauchen. Ihr Schrei nach Erbarmen kommt an. Und Ihr Glaube, nein: Jesus wird auch Ihnen helfen.

Autor/-in: Dekan Harald Klingler