12.10.2018 / Wort zum Tag

Wozu braucht es eigentlich noch Jesus?

Jesus spricht: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge.

Johannes 10,10

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„Wozu braucht es eigentlich noch Jesus? Reicht es nicht, dass Gott unser Schöpfer ist und es gut mit uns meint, ja uns sogar liebt, wie du immer sagst?“ Diese Frage geht an das Innerste meines Glaubens, und doch, wenn ich erst einmal tief durchatme, ja, sie ist durchaus berechtigt.

Und ich erinnere mich auch an Kontakte mit Juden auf unserer Israelreise, die genauso an dieser Stelle ihre Schwierigkeit hatten, uns Christen zu verstehen. Und im Gespräch mit Muslimen kommt früher oder später immer wieder das Problem, unsere Vorstellung eines dreieinigen Gottes zu verstehen. „Ihr habt doch eigentlich drei Götter, oder?“, werde ich dann gefragt.

Nein, wir haben nicht drei Götter. Wir glauben an Gott, den Schöpfer, der in Jesus Mensch geworden ist, um uns so nahe wie möglich zu sein, und der uns in seinem Geist Kraft schenkt für unser Leben. Das sind für mich nicht drei, sondern immer derselbe, der eine Gott.

Aber dann kommt diese Geschichte mit dem stellvertretenden Opfer Jesu am Kreuz. Und auch manche Theologen heute stellen sich und uns dann die Frage: Hätte ein allmächtiger Gott die Vergebung von Schuld nicht eleganter regeln können? Ohne den Absolutheitsanspruch des Christentums wäre das Zusammenwirken aller Menschen guten Willens doch so viel leichter.

Ich bin auf das Kernwort dieses Anspruchs konfirmiert und ordiniert worden. Jesus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.

Letztlich geht es um die Priorität in meinem Leben. Wenn ich Gott als meinen Schöpfer und Herrn anerkenne, komme ich nicht umhin, zu erkennen, dass ich ihm nicht gerecht werde. Sünde heißt das in unserer Zeit so unbeliebte Wort dafür. Und diese Sünde - übersetzt meine Trennung von Gott – kann ich durch mein Verhalten nicht selbst überwinden. Da gibt es kein mehr oder weniger Getrenntsein, und deswegen ist es so gefährlich, von besseren oder schlechteren Menschen zu sprechen. Es geht nicht, wie leider viele Menschen immer noch glauben, um unser Fehlverhalten vor Gott, um unsere Sünden. Es geht um unser Getrenntsein von Gott, unsere Sünde. Alle sind wir von Gott getrennt, solange er selbst dies nicht ändert.

Doch genau das hat er in Jesus getan, all unsere Verfehlungen auf den Einzigen geladen, der das tragen konnte, auf den Sohn Gottes. Dafür ist Gott in seinem Sohn selbst Mensch geworden, einer von und unter uns. Er hat zugleich als Mensch all unsere Probleme, Versuchungen und Begrenzungen selbst erlebt und erlitten und als Gott unsere Sünde, unser Getrenntsein von unserem Schöpfer überwunden. Dafür hat Jesus am Kreuz die Sünden aller Menschen auf sich genommen, um die Sünde zu überwinden.

Um das zu verstehen und anzunehmen, muss ich akzeptieren, dass ich aus eigener Kraft Gott nicht davon überzeugen kann, dass ich eben doch ein guter Kerl bin. Hier zählt nicht ein bisschen mehr oder weniger. Wenn ich endlich aufhöre, mir vor Gott etwas verdienen zu wollen, dann schenkt er mir einfach alles, was ich brauche.

So hat Jesus es gesagt im Johannesevangelium 10 Vers 10:

Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es im Überfluss haben.

Das darf ich mir immer wieder neu schenken lassen – das Leben im Überfluss. Dafür steht Jesus.

Autor/-in: Pfarrer Reinhard Arnold