24.11.2022 / Wort zum Tag

Wo ist das Reich Gottes?

Jesus spricht: Sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Lukas 17,21

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Welchen Stellenwert hat in Ihrem Glauben das Reich Gottes? Mein Eindruck ist, das Hoffen auf das Reich Gottes ist vielen Christen abhandengekommen. Das Warten darauf ist in den Hintergrund getreten. Warum ist das so? Liegt mein Nichthoffen auf Gottes Reich daran, dass ich als Europäerin in einem gesicherten Wohlstand lebe und deshalb mit der Gegenwart ganz zufrieden bin? Und warten vielleicht Menschen, die in ärmlichen und unsicheren Verhältnissen leben, sehnsüchtiger auf ein Kommen des Reiches Gottes, weil sie auf eine grundlegende Veränderung der Verhältnisse hoffen? Und was bedeutet überhaupt Reich Gottes?

Jesus und seine Jünger sind unterwegs von Galiläa nach Jerusalem. Sie ziehen von Dorf zu Dorf, kehren bei den Menschen ein, reden mit ihnen, predigen, treiben Dämonen aus, heilen Kranke. Einmal begegnet ihnen eine Gruppe von Pharisäern. Die Pharisäer kennen die heiligen Schriften Israels genau. Nach ihrer Vorstellung wird Gott den Messias schicken und damit sein Reich aufrichten. Und nun stellen sie Jesus die Frage nach dem Zeitpunkt:

„Wann kommt das Reich Gottes?“ Die Jünger sind gespannt, welche Antwort Jesus geben wird. Auch sie beschäftigte diese Frage. Aber sie hatten noch nicht den Mut zu fragen. Sie sehnten sich danach, dass Gott die Herrschaft über die ganze Welt übernimmt. Dass Gerechtigkeit regiert, dass jeder sein Auskommen hat, dass alle in Frieden und Freiheit leben können, dass Gewalt und Blutvergießen ein Ende haben.

Die Propheten haben das angekündigt. So können wir es im Alten Testament nachlesen.  Schwerter werden zu Pflugscharen, der Löwe liegt friedlich an der Seite des Lammes, das Kind steckt seine Hand furchtlos in die Höhle der Giftschlange. Auch auf den Messias haben die Propheten hingewiesen. Und weil die Jünger in Jesus den Messias sehen, möchten sie gerne miterleben, dass seine sichtbare Herrschaft hier auf der Erde beginnt.

Jesu Antwort ist ziemlich überraschend und widersprüchlich: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Anzeichen erkennen kann. Man wird auch nicht sagen können: ›Seht, hier ist es!‹ oder: ›Es ist dort!‹ Nein, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“

Mit dieser Antwort waren die Pharisäer nicht zufrieden. Die Pharisäer hatten die Lehre Jesu gehört und auch die Wunder gesehen, aber sie erkannten in Jesus nicht den Messias. Unter den Menschen, die Jesus als ihren Herrn und Retter anerkannt haben, war Gottes Reich bereits angebrochen. Diese Menschen hatten Befreiung von ihrer Schuld erfahren und ein neues Leben als Kinder Gottes begonnen.

Aber was bedeutet das für mich? Wenn ich mir die Welt anschaue, begegnen mir überall Unrecht, Hass und Leid. All das soll es doch im Reich Gottes nicht mehr geben. Wo kann ich dann erkennen, dass Gott schon begonnen hat, seine Herrschaft aufzurichten?

Reich Gottes beginnt mit jedem, der mit Jesus lebt. Überall dort, wo Gottes Wille geschieht, wo Gott mächtig ist, ist Reich Gottes. Das Reich Gottes ist immer eine persönliche Sache. Der Bau von Gottes Reich geschieht nie außerhalb von mir, sondern beginnt in mir. Das Reich Gottes ist zwar noch nicht da, aber es ist unterwegs und ich kann jetzt schon Spuren in meinem Leben davon wahrnehmen. Und diese Spannung zwischen „noch nicht“ und „schon jetzt“ muss ich aushalten. Aber alles, was ich in Jesu Namen und Auftrag tue, lässt schon hier etwas von dem sichtbar werden, was Reich Gottes einmal sein wird.

Autor/-in: Erika Best-Haseloh