12.12.2017 / Wort zum Tag

Wo Gottes Wort zuhause ist

Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.

Kolosser 3,16

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„Gottes Wort möchte bei mir wohnen“. Wohnung, da denke ich an einen Ort, wo man willkommen ist, wo man miteinander isst und plaudert. Gottes Wort und ich, das ist ein Fest und auch zugleich Alltag. Das ist einfach schön, das tut gut!

Beruflich beschäftige ich mich ja nun oft mit der Bibel – fast jeden Sonntag steht eine Predigt an, und unter der Woche auch: Kindergottesdienst, Andacht im Pflegeheim, Schule; nicht immer gehe ich voller Lust an die Arbeit, manchmal ist es mir auch eine Last, und auf den ersten Blick denke ich: „O weh, was soll ich damit anfangen?“ Aber ich kann es nicht einfach weglegen. Wobei: Es gibt so schöne „Geschichtle“: die mit dem Bettler und der Rose, die kommt immer gut an. Oder „Ich wünsche dir Zeit – auch zum Träumen“ und so. Nichts dagegen – aber Gottes Wort ist stärker, wertvoller, tröstlicher.

In den letzten Wochen in einer schwierigen Phase bekam ich zweimal meinen Konfirmandenspruch zugesprochen „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir.“ (Jesaja 41,10)
die Leute wussten nicht, dass es mein Konfirmandenspruch ist. Und wenn ich mit dem Bibelwort der Predigt im Hinterkopf Besuche mache, dann merke ich oft: „Genau das ist es! Dieser Mensch da braucht genau das, was in Gottes Wort steht!“

Das Wort zu Erntedank: „Du wirst sein wie ein bewässerter Garten“ (Jesaja 58,11). Ein Mensch wird gepflegt wie ein Garten; wie schön muss das sein? Und welcher Mensch ist gemeint? Derjenige, der hergibt, der abgibt.
Wer hergibt, wird offenbar nicht ärmer, sondern reicher? Ich entdecke mal wieder dieses Gesetz im Reich Gottes: Wer hergibt – im Vertrauen auf Gott – der wird reicher! Und da gelten auch die kleinen Schritte. Du wirst genannt werden: der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert! (Jesaja 58,12) Es gilt also nicht nur das Große, Perfekte (das ich ja so nie hinkriege), sondern gerade die kleinen Dinge!

Dass es nicht mehr durch eine Lücke in der Mauer zieht;
und dass jemand auf dem Weg nicht in ein Loch stolpert.

Wenn ich hineinhöre in Gottes Wort, dann wird es immer tröstlicher, immer praktischer, und das macht mich froh! Lobgesänge, Dankbarkeit, wie Petrus sagt.

Gerade hatte ich ein Gespräch mit einem Kollegen. Er meinte: „Gottes Wort darf man nicht einfach so wörtlich nehmen“; vieles sei zeitbedingt, vieles anders gemeint; und manchmal bedeute es auch das Gegenteil…

Und ich dachte nur: „Herr, wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhen?“

Ich erlebe das Gegenteil, dass Gottes Wort ewiggültig ist, dass man damit leben kann. Manchmal ist es auch Korrektur für mich. Es entfaltet seinen ganzen Reichtum.

Ich höre zurzeit beim Autofahren Lieder aus dem Augsburger Gebetshaus, Worte aus dem Hohelied im Alten Testament, die waren mir bisher fremd – und diese Worte fangen an zu leuchten:
„Wo bist du, den meine Seele liebt? Ich will aufsteh‘n, die Nacht durchstreifen, bis ich dich finde, Jesus.“
„Ich erinnere mich, wie ich zu deinen Füßen saß und das Bessere wählte“

Ja, und wo spricht Gott mich heute an?

Autor/-in: Pfarrerin Renate Schmidt