03.10.2016 / Wort zum Tag

Wirf dein Anliegen auf den HERRN

Wirf dein Anliegen auf den HERRN; der wird dich versorgen.

Psalm 55,23

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„Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen.“ (Psalm 55,23)

Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro liegen nun schon einige Zeit hinter uns. Aber vieles hat sich in unserem Gedächtnis eingeprägt. Ich denke jetzt an die Werfer. Da waren sie, die kraftstrotzenden Kugelstoßer, die wuchtigen Hammer- und Diskuswerfer, die sehnigen Speerwerfer. Eindrückliche Frauen und Männer waren das, die eine Aufgabe verbunden hat: Dass sie das Gerät, das sie mit sich trugen, möglichst weit wegwerfen wollten. Und wie toll waren die Ergebnisse. Was für Freuden- und Erleichterungsschreie waren da zu hören.

Natürlich waren da auch Enttäuschungen, aber so ist das eben bei Wettspielen. Im Bibelwort für heute geht es nicht um Spiele, auch nicht um einen Wettkampf. Aber auch hier geht es um Wegwerfen. „Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen“, heißt es in Psalm 55,23.

Da wird also einem bestimmten Menschen zugerufen, dass er etwas wegwerfen soll. Dieser Mensch war kein kraftstrotzender Sportler. Es war einfach ein Mensch, und ein tief angefochtener dazu. Jemand, der gerade eine dicke Enttäuschung erlebte. Der Verfolgung erleiden musste. Und nicht nur das - er musste erleben, dass selbst sein bester Freund ihn verließ und zu denen überlief, die ihm nach dem Leben trachteten.

Dieser Mensch klagt Gott sein Leid. Vielleicht war es ein Flüchtling, der alles verloren hat. Vielleicht war es ein frommer Jude in einem der Länder, in denen auch heute Juden und Christen verfolgt werden. Vielleicht war er auch nur vom Schicksal schwer geschlagen. Auf jeden Fall war er ein Mensch wie Du und ich. Jemand, der sich durchs Leben kämpft, der aber gerade besondere Einsamkeit erfährt, Verlassenheit, Entmutigung.

Was soll der nun wegwerfen? Sein Anliegen soll er wegwerfen, heißt es in der Lutherübersetzung des Bibelwortes. Besser sollte es heißen: Seine Sorgen. Seine Not, all das Schwere, was ihm gerade Not macht. Da muss ich wieder an die Sportler in Rio denken. So eine Kugel wegwerfen, das ist schon was. Immerhin wiegt die Kugel, die die Männer rauswerfen, genau 7,257 kg, also ca. 15 Pfund. Wieviel mehr wiegt mache Not, manche Sorge im Menschenleben. Die Sorge um die Kinder kann einen schon ganz schön schwermachen. Sorgen um die Gesundheit, Sorgen um die Zukunft der Welt, - gerade jetzt gibt es so viel Grund zur Sorge. Und die wiegt schwer.

Aber wohin mit der Sorge? Unser Bibelwort sagt ganz klar: „Wirf deine Sorgen auf den Herrn!“ Wie soll das gehen? Da muss ich daran denken, dass wir ja in wenigen Wochen wieder Winter haben und dann hoffentlich auch Schnee. Und wenn es dann soweit ist, kommt schnell die Lust auf das Schneeballwerfen. Was passiert da? Wir packen eine Ladung Schnee zusammen und werfen sie auf jemanden. Natürlich wollen wir ihn auch treffen. Das macht Spaß und ist auch spannend, denn der oder die Andere will uns ja auch treffen.

So direkt können wir nun auch dieses Bibelwort verstehen. Wieder: Hier geht es nicht um Spaß. Aber wir merken, wie es gemeint ist. Wir sollen unsere Sorge auf Gott werfen. Wir sollen nicht allein bleiben, nicht um uns kreisen und dann zusammenbrechen am Gewicht unserer Sorgen. Wir sollen sie dem anvertrauen, ja ganz grob und klar formuliert, wir sollen sie dem hinwerfen, an den Kopf schmeißen, der uns versorgen will. So sagt es unser Bibelwort. Es ist eine Stimme von außen, die in unser Leben hineinspricht. Sie sagt uns, dass wir nicht allein bleiben sollen. Dass da einer ist, der für uns sorgen will.

Ob wir sie hören, diese fremde Stimme von außen, die uns so gern nah sein will? Ob wir einfach einmal wieder die Hände falten und zu Gott beten, zu Ihm, der versprochen hat, dass er für uns sorgt? Ob wir einfach mal bei ihm abladen? Ich wünsche es Ihnen und kann Ihnen aus meinem Leben bezeugen, dass es sich lohnt. 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Hartmut Bärend