22.02.2019 / Wort zum Tag

Wie komm ich da bloß rein?

Durch unsern Herrn Jesus Christus haben wir den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen.

Römer 5,1–2

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„Oh mein Gott dieser Himmel! Wie komm ich da bloß rein?“

Diese Frage stellt sich der ostdeutsche Rapper Marteria in seinem gleichnamigen Song. Seine starke Sehnsucht nach dem „Himmel“ findet darin seinen Ausdruck. Halb ernst, halb ironisch begibt er sich auf die Suche nach Antworten. Er beobachtet das Leben, fragt nach dem Sinn in allem und denkt, dass es da noch mehr geben muss.

Mal sehen, wie ich‘s mach“ singt Marteria.
„Ich will ja gut sein, auch wenn's nicht immer klappt.
Lauf durch die Straßen im Winter, verteil' Schuhe und Brot.“

Gut sein, gerecht sein, Wolldecken im Winter verteilen. Ist das der Weg, zu Gott zu kommen? Der Rapper meint es ernst. Er sucht. Er quält sich sogar. Ist das der Zugang zu Gott?

Viele Menschen meinen, den Himmel muss ich mir mühsam verdienen.Der Apostel Paulus hat hingegen eine erfreuliche Nachricht für alle „Himmels-Sucher“: Im Römerbrief, Kapitel 5 lesen wir:

„Durch unsern Herrn Jesus Christus haben wir den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen.“

Der Zugang zu Gott und zum Himmel ist offen. Der Eintritt zur Gnade ist frei. Gott selbst hat den Weg zum Frieden aufgemacht, die Tür zum Heil Gottes geöffnet. Und wie machen wir uns dahin auf den Weg? Antwort: durch Glauben. Einzig und allein durch Glauben.

Angesichts der Opferpraxis in den antiken Tempeln war es anstößig und empörend, was Paulus hier schreibt: Im Glauben haben wir Zugang zu dieser Gnade. Aber so ist es: Jesus öffnet uns den Weg des Vertrauens. Er schenkt uns seinen Himmel umsonst, ohne Gegenleistung. 

Darum: Wer sich den Himmel nicht schenken lässt, der bekommt ihn nicht. Wer sich an Gottes Güte nicht erfreut, der erfährt nichts von ihr. Was zählt, sind leere Hände, die empfangen können.

Damals war es anstößig, was Paulus schreibt, und wir stoßen uns auch immer wieder daran, wenn wir uns selbstkritisch betrachten. Wir möchten gern stark sein. Wir möchten unser Leben selbst in der Hand haben. Wir möchten unsere Lebensbilanz positiv gestalten und die Schattenseiten unseres Lebens lieber ausblenden. Und am Ende machen wir uns selber was vor und finden nicht wirklich Frieden.

Die Schriftstellerin Christina Brudereck schreibt:

„Gnade ist die offene Tür. Lücke in der Mauer. Ausweg. Ich muss nicht funktionieren. Ich darf leben. Ich darf müde sein. Ich darf vergessen.

Ich darf passiv sein. Ich muss nichts beweisen. Ich bin geliebt, einfach,

weil ich da bin. Ich habe keine Eintrittskarte? Ich darf dabei sein. Keine gültigen Papiere? Ich bekomme Bleiberecht. Den Test nicht bestanden? Ich gehöre doch zu den Erwählten. Das Codewort fällt mir nicht ein? Die Tür öffnet sich.

Gnade ist das erlösende Wort. Du bist frei.“

(C.Brudereck/J.Mette, Reformation des Herzens, Seite 22f.)

Wir sind Beschenkte. Wir dürfen uns freuen, dass wir Christus gehören, der sein Leben für uns gab und uns den Himmel schenkt. Friede und der Zugang zur Gnade—das sind Gottes Geschenke, für jeden neuen Tag.

Autor/-in: Jürgen Schweitzer