13.04.2018 / Wort zum Tag

Wer wird aus meinem Leben?

Siehe, hier bin ich. Der HERR mach’s mit mir, wie es ihm wohlgefällt.

2. Samuel 15,26

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Um Gottes Willen! Wer wird aus meinem Leben?

Eine merkwürdige Frage? Muss es nicht heißen: Was wird aus meinem Leben? In dieser bekannten Form stellt sich diese Frage zum Beispiel  für junge Menschen. Sie müssen eine Entscheidung treffen im Blick auf Ausbildung und Beruf. Sie stellt sich auch, wenn Sie im Verlauf Ihres Lebens in  einer schwierigen Situation stecken. Sicher ist dann für Sie zunächst nur dieses: So wie bisher geht es nicht weiter mit meinem Leben. Und als Antwort auf diese Frage wird eine möglichst objektive und sachliche Entscheidung gefällt. Ob es die richtige gewesen ist, können wir erst im Nachhinein feststellen.

Aber ich denke, die andere Frage – Wer wird aus meinem Leben? – geht tiefer.  Hier sind wir als ganze Person gefragt mit Herz, Seele, Körper und Verstand. Dazu gehören die Beziehungen, in denen wir leben. Oder ein Ort, der für uns eine Heimat ist oder neu werden muss.

Dazu gehört die grundsätzliche Entscheidung: Wer ist nun wirklich verantwortlich für unser Leben und für die Entscheidungen, die zu fällen sind?

Vielleicht nach dem Modell „Freiheit für mich“? Sie würden sich dann vor einen Spiegel stellen und sagen: „Hallo, hier bin ich. Ich entscheide und gestalte mein Leben, wie es mir gefällt.“. Das ist das Modell „Leben im Ich-Design“.  Der Philosoph Jean Paul Sartre notierte schon vor einigen Jahrzehnten: „Das was ich bin, das bin ich rein durch das, was ich aus meinem Leben mache. Nur so bin ich ganz frei und Herr meiner selbst.“ Das wäre  die Freiheit, ohne Vorgaben von Gott unser Leben zu gestalten. Aber es ist ein verteufeltes Glück der Freiheit. Denn  wir würden dabei auch  Fehlentscheidungen treffen. Und wenn wir Misserfolg haben, durch unsere oder die Schuld anderer, werden wir  untergehen. Die Frage ist: Wo sind wir von dieser Art selbst gemachter Lebensgestaltung gefährdet  und betroffen?

Darum müssen wir auf das andere Lebensprinzip achten.  Ich benenne es mal so: „Freiheit  durch Vertrauen auf Gottes Willen.“

Dazu  ermutigt uns der Satz des heutigen Tages: „Siehe hier bin ich. Der Herr mach´s mit mir, wie es ihm wohlgefällt.“

Hier bin ich: Mit meiner Vergangenheit, die ich nicht rückgängig machen kann. Hier ist meine Gegenwart mit dem ganz normalen Alltag. Hier stehe ich mit einer Entscheidung, die ich heute und möglichst bald treffen muss. Und hier lebe ich mit meiner Zukunft.  Aber: Wissen Sie, wer Sie in fünf Jahren sein werden?

Ich kann es ziemlich genau sagen: Dann bin ich kurz vor Beginn meines Ruhestandes. Aber viel mehr als ein konkretes Datum kann ich nicht nennen. Hier muss  ich an das Relative meiner Pläne denken und mit dem Apostel Jakobus sagen: „So Gott will und wir leben“.

Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hatte im Sommer 1939 eine schwierige Entscheidung für seinen Lebensweg zu treffen. Dabei notierte er in seinem Tagebuch: „ ….Ich kenne mich nicht mehr aus. Aber Gott kennt sich aus; und am Ende wird alles Handeln und Tun klar und rein sein.“

Dieses Vertrauen auf Gott gilt es, in unserem Planen und Gestalten nie zu vergessen. Denn Gott handelt und gestaltet mein Leben schon, bevor ich entscheide und handle. Auf diese vorausschauende Fürsorge vertraue ich und berge mich in seiner Liebe. Dann empfange und behalte ich das, was Gott mir schenkt: Durch den Heiligen Geist bin ich sein geliebtes Kind. Heute und in Zukunft.

Autor/-in: Pfarrer Heinz-Günther Brinken