13.08.2022 / Wort zum Tag

Wer ist Jesus?

Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

Johannes 1,29

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

„Wer ist Jesus?“
Im Johannesevangelium gibt Johannes der Täufer Antwort auf diese Frage, als er Jesus zu sich an den Jordan kommen sieht:
Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt (Johannes 1,29).

Johannes der Täufer wird gefragt, ob er der verheißene Messias sei.
„Nein“, antwortet er, und weist von sich weg auf Christus.

Vielleicht kennen Sie das Kreuzigungsbild des Isenheimer Altars.
In diesem Bild hat der Maler Matthias Grünewald Johannes den Täufer unter das Kreuz gestellt. Mit überlangem Zeigefinger weist er auf den Gekreuzigten hin: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“

„Wir wollen auf den Finger des Johannes sehen, mit dem er auf Christus hinweist, damit wir nicht von unserem Haupt und Heiland abirren“, hat Martin Luther geschrieben.
„Auf den Finger des Johannes sehen“. Der Finger weist von Johannes selber weg auf Jesus. Der Finger des Johannes macht uns deutlich, dass wir uns nicht selber helfen und nicht selber retten können.

Jesus ist Gottes Lamm. Für manchen ist das schwer zu verstehen. Warum wird Jesus hier als Lamm bezeichnet? Das Alte Testament hilft uns, das zu verstehen. Für die Menschen in Israel war klar: Das Lamm ist ein Opfertier. Für die Opfer im Tempelgottesdienst wurden Lämmer geschlachtet. Ihr Opfer sollte die Menschen im Volk Israel mit Gott versöhnen.
Wir hören im Buch Jesaja, Kapitel 53 vom leidenden Gottesknecht, der für die Sünde der Menschen den Tod auf sich nimmt.
Von diesem Gottesknecht heißt es: „Als er gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.“

Johannes zeigt uns: Jesus ist dieser leidende Gottesknecht, der für uns in den Tod geht, er ist das Lamm, das die Sünde der Menschen auf sich nimmt. Er macht sich wehrlos, er opfert sich für uns und erleidet Gottes Gericht über die Sünde der Welt.

Die Passionslieder nehmen das auf:
„Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld der Welt und ihrer Kinder“, hat Paul Gerhardt gedichtet.
Sünde, damit sind nicht unsere Bosheiten, Ausrutscher und schlechten Taten gemeint. Die sind nur die Auswirkungen der Sünde. Sünde ist in der Bibel viel grundsätzlicher verstanden.
Sünde ist die Trennung der Menschen von Gott. Die Tatsache, dass Menschen ohne Gott leben in dieser Welt und den lieben Gott in ihrem Leben einen guten Mann sein lassen und sich um Gott nicht kümmern. Und dass sie damit das Ziel und die Bestimmung ihres Lebens verfehlen. Das ist die Bestimmung, die Gott als unser Schöpfer in unser Leben hineingelegt hat, dass wir zu Gottes Ehre leben.

Um diese Trennung, um diesen Riss zu heilen, der zwischen Gott und seinen Geschöpfen besteht, dafür ist Jesus als Gottes Lamm ans Kreuz gegangen.

Die Frage ist, ob wir die Heilung erfahren wollen, die Jesus uns schenkt, ob wir im Glauben annehmen, was Jesus für uns erworben hat.
Martin Luther hat einmal geschrieben:
„Es gibt nur zwei Orte für die Sünde in der Welt.
Entweder sie ist bei dir und hängt dir am Hals,
oder sie liegt auf Christus, dem Lamm Gottes.
Wenn sie dir auf dem Rücken liegt, so bist du verloren,
wenn sie aber auf Christus ruht, so bist du frei!“

Haben Sie verstanden: Es geht am Kreuz von Golgatha um unsere Not, um unsere Schuld und Sünde und um unsere Rettung und um unser Heil.
Darauf weist uns der ausgestreckte Zeigefinger des Johannes hin.

Wenn wir das begriffen haben, dann wird unsere Bitte sein:
„Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm dich unser!“

Autor/-in: Pfarrer Werner Schmückle