29.03.2018 / International

Wer hilft hier wem?

3 Dinge, die ich von Christen aus anderen Ländern gelernt habe.

„Like a glimpse of heaven – Wie ein Stück vom Himmel“, so habe ich einer Freundin gegenüber die jährliche Partnerkonferenz von TWR Europa und CAMENA (Central Asia, Middle East, North Africa) beschrieben. Als ERF Medien sind wir dort jedes Jahr mit einigen Mitarbeitern vertreten. Tatsächlich sind wir im europäischen Netzwerk sogar mit Abstand der größte Partner. Doch anstatt jetzt davon zu berichten, wie toll wir als ERF Mitarbeiter dort andere ermutigen konnten, möchte ich erzählen, wie sehr ich persönlich durch die Christen aus anderen Ländern ermutigt wurde. Denn dort saßen mir beim Mittag- und Abendessen wahre Glaubenshelden gegenüber, die mit kleinen Teams und zum Teil unter massivem Druck das Evangelium weitererzählen.

Treue in Verfolgung

Widerstand, Verfolgung, Nachteile durch den Glauben – all das kennen wir in Deutschland so gut wie gar nicht. Wenn unsere Freunde uns belächeln, Scherze über uns machen oder Kollegen über unseren „Glaubens-Spleen“ lästern, lassen wir uns davon schon manches Mal entmutigen und halten beim nächsten Gespräch lieber den Mund. Schließlich wollen wir nicht ins Abseits gegenüber unseren Freunden, Bekannten und Kollegen geraten.

Doch wie anders ist die Lage mancher Christen aus dem Nahen Osten oder Zentralasien! Hier drohen Christen teils Strafen dafür, wenn sie anderen vom Evangelium erzählen. Und doch lassen sich diese Glaubensgeschwister weniger davon einschüchtern als ich von dem blöden Kommentar einer Freundin. Wie beschämend ist es doch, dass wir Christen die vielen Möglichkeiten, die wir in Deutschland haben, allzu oft nicht nutzen! Wie beschämend, dass es mir manchmal wichtiger ist, dazuzugehören anstatt anderen von Gott zu erzählen!

Ich merke: In Sachen Mut sind mir Christen aus dem Nahen Osten, Asien, Afrika und Zentralasien weit voraus. Gerne möchte ich sie mir als Beispiel nehmen und auch in meinem Umfeld mutiger vom Glauben erzählen.

Unerschütterliches Gottvertrauen

Eine weitere Eigenschaft, die mich an Christen aus anderen Ländern fasziniert, ist ihr unerschütterliches Gottvertrauen. Wenn ich mit unseren Partnern aus anderen Ländern über ihre Radioarbeit sprach, berichteten sie oft von Umständen, unter denen ich mich niemals auf christliche Medienarbeit eingelassen hätte. In vielen süd- und osteuropäischen Ländern bestehen die Teams nur aus sehr wenigen festangestellten Mitarbeitern, bei denen im Notfall jeder einspringen muss. Einige Mitarbeiter produzieren sogar ehrenamtlich oder nur für einen kleinen Obolus ihre Sendungen. Ihnen ist es so wichtig, an christlicher Radioarbeit mitzuwirken, dass sie bereit sind, in ihrem Brotjob kürzer zu treten – und das in Ländern, in denen die wirtschaftliche Lage oft angespannt ist.

Dieses Gottvertrauen ermutigt und begeistert mich, aber noch mehr fordert es mich heraus. Wäre ich auch bereit, Gott so vorbehaltlos zu vertrauen? Oder klammere ich mich lieber an meine privaten Sicherheitsnetze? Und was entgeht mir, wenn ich nicht dazu bereit bin, auch mal meine Sicherheiten hinter mir zu lassen? Die Zeugnisse, die ich von anderen Christen gehört habe, fordern mich heraus, mich neu mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.

Unbändige Freude und Hoffnung

„Seid in herzlicher Liebe miteinander verbunden, gegenseitige Achtung soll euer Zusammenleben bestimmen“, so schreibt es Paulus in Römer 12,10 an die Gemeinde in Rom. Diese herzliche Liebe war in den vier Tagen der National Partner Conference zu spüren. Und nicht nur das: Trotz teils schwieriger äußerer Umstände strahlten die TWR Partner so viel Hoffnung und Freude aus, dass ich ernsthaft ins Grübeln darüber kam, ob an dem Vorurteil des pessimistischen Deutschen doch etwas dran sein könnte.

Sehr eindrücklich im Gedächtnis bleibt mir die Präsentation einer Mitarbeiterin zur Arbeit von Women of Hope in der arabischen Welt. Mit der Frage „Gibt es noch Hoffnung für den Nahen Osten?“ leitete sie ihren Vortrag ein, um dann am Ende das Fazit zu ziehen: „Die Hoffnung hat gesiegt.“ Und so widersinnig das auch zunächst scheinen mag, tatsächlich stimmt es. Als Christen glauben wir, dass Jesus am Kreuz den Tod und alles Böse besiegt hat. Das feiern wir am kommenden Osterwochenende. Und selbst wenn die Umstände in dieser Welt noch so düster aussehen mögen, hat doch die Hoffnung gewonnen. Ich wünsche mir, dass dieses Wissen auch in meinem Leben immer wieder neu vom Kopf ins Herz rutscht und dass ich wie diese Christen aus der arabischen Welt Freude und Hoffnung ausstrahlen kann – und zwar unabhängig von meinen äußeren Umständen.

Ein gegenseitiges Geben und Nehmen

So bin ich nach vier Tagen Konferenz nachdenklich und beschämt, aber auch gesegnet wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Denn mir ist in diesen wenigen Tagen neu deutlich geworden, wie sehr Christen aus unterschiedlichen Ländern einander bereichern und ergänzen können. Während wir als großer Medienpartner viele kleinere Partner mit unserer Fachkompetenz und unseren Erfahrungen in christlicher Medienarbeit ermutigen konnten, wurde ich neu inspiriert von ihrem Mut, ihrem Glauben und ihrer hoffnungsvollen Art.

ERF Medien arbeitet seit seiner Gründung mit dem christlichen Partnernetzwerk TWR zusammen. Gemeinsam produzieren wir Sendungen in über 230 Sprachen für mehr als 190 Länder. Hier können Sie die internationale Arbeit von ERF Medien unterstützen.

Als deutsche Missionswerke können wir unsere Partner weltweit auf vielerlei Weise unterstützen. Wir bringen Erfahrungen, Ressourcen und technische Möglichkeiten mit, die in vielen anderen Ländern auf dieser Welt dringend gebraucht werden. Doch wir sind nicht allein Geber, wir können viel lernen von dem Glauben, dem Mut und dem Gottvertrauen unserer Missionspartner. Ebenso können auch christliche Gemeinden in Deutschland ermutigt und bereichert werden von Christen aus anderen Ländern, die in Deutschland Asyl gesucht haben. Wenn wir dafür offen sind, kann Gott uns als Christen aus den unterschiedlichsten Ländern für sein Missionswerk gebrauchen. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die ich von der diesjährigen Partnerkonferenz mitgenommen habe.

Autor/-in: Rebecca Schneebeli