23.07.2016 / Wort zum Tag

Wenn Jesus stört

Weh euch, wenn euch jedermann wohlredet!

Lukas 6,26

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„Ich hoffe, ich störe Sie!“ – Hat das schon einmal jemand zu Ihnen gesagt: „Ich hoffe, ich störe Sie!“? Kaum. In der Regel will uns ja niemand stören. Bei Jesus ist das aber anders.

Jesus will uns nicht einfach nur wohltun. Uns, die wir behaglich und geborgen im weichen Sofa sitzen und uns das Wort zum Tag anhören. Und auch nicht jenen, die in der Kirche für einen guten Lohn arbeiten und es sich daneben recht gut gehen lassen. Übrigens: Zu letzteren zähle ich auch mich.

Manchmal will Jesus, dass wir gestört werden. Darauf deutet zumindest unser Lehrvers hin: „Weh euch, wenn euch jedermann wohlredet.“  (Lukas 6,26) Dieser Vers aus Lukas 6,26  ist Teil eines größeren Störmanövers. Und wer sich nicht stören lassen will, möge jetzt bitte weghören. Denn im selben Abschnitt heißt es: „Weh euch Reichen! Denn Ihr habt euren Trost schon gehabt. Weh euch, die ihr jetzt satt seid! Denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht! Denn ihr werdet weinen und klagen. Weh euch, wenn euch jedermann wohlredet! Denn das Gleiche haben ihre Väter den falschen Propheten getan.“ (Lk. 6,23-26)

Ich gehöre zu denen, die Jesus hier ansprechen will. Sie wahrscheinlich auch. Wir sind reich. Wir sind satt. Wir hungern nicht. Viele von uns haben reichlich Grund zum Lachen. Und hoffentlich bemühen wir uns auch, gut über andere zu reden. Das mit dem Gut-Über-Andere-Reden ist so eine Sache. Wem fühle ich mich beim Reden verpflichtet? Der Wahrheit? Jesus Christus? Oder orientiere ich mich an dem, was andere von mir hören möchten? Damit die Kirche im Dorf bleibt?

Wie steht es um jene, die mit mir reden? Habe ich Menschen um mich, die mir wirklich sagen, was zu sagen ist? Oder reden sie mich besser als ich bin? Manchmal ist das Reden der Menschen wie das Wetter. Wenn der Wind dreht, schlägt es um. „Weh euch, wenn euch jedermann wohlredet.“ Dieser Weh-Ruf warnt jene, die von allen „in den Himmel gerühmt“ werden. Schlimmer als andere wohlzureden ist es, mein Tun danach auszurichten, dass alle gut über mich reden.

Die Wehe-Rufe und die Seligpreisungen in Lukas 6 machen deutlich, dass unser Seelen-Glück nicht im Reichtum, in der Sattheit, im Lachen oder im Ansehen liegt. Jesus fordert uns zu einem kritischen Blick darauf ein. Das stört. Es stellt irgendwie das Leben auf den Kopf. Es wäre einfacher, wenn das Leben wie eine Rechenaufgabe wäre. Doch, bei Jesus ist das anders. Wer nur jenen Gutes tut, von denen er auch Gutes empfängt oder erhofft, hat wenig von der verschwenderischen Liebe Gottes begriffen. Es ist eine Logik der Satten.

Gottes Logik ist anders. Sie rechnet nicht, sondern verschenkt. So, wie Jesus sich ganz den Menschen widmet, die ihn nötig haben. Wir können versuchen, ihn da nachzuahmen. Selbst wenn das manchmal stört.

Autor/-in: Andreas Schenk