15.07.2018 / Wort zum Tag

Wenn Gott für die Musik sorgt

HERR, du dämpfest der Tyrannen Siegesgesang.

Jesaja 25,5

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Die Tageslosung aus Jesaja 25,5 beinhaltet eine klare Ansage: 

„Herr, du dämpfst der Tyrannen Siegesgesang.“

Laut dieser Ansage werden die Kriegsherren leiser. Sie berieseln die Menschen nicht mehr mit kämpferischen Parolen. Sie haben aufgehört, den Feind zu verhöhnen. Die Kriegsreporter sind arbeitslos geworden. Krieg, Terror und Verbrechen und damit das unsägliche Zusammenspiel von Macht, Gewalt und Angstmacherei haben ausgedient. Zeitungen und Newsportale können Erfreuliches berichten. Mitgefühl, Hilfe und Vertrauen haben das gewohnte Säbelrasseln, Misstrauen und die üblichen „Vergeltungsmaßnahmen“ abgelöst. Jetzt gilt das Motto: „Herr, du dämpfst der Tyrannen Siegesgesang.“

Ist das bloß Illusion? Fromme Zukunftsmusik? Zukunftsmusik? – „Gewiss …“, meint dazu der jüdische Rabbiner und Bibelausleger Roland Gradwohl: „Gewiss, Zukunftsmusik, doch realistische Zukunftsmusik.“ Ich hoffe und glaube mit ihm, dass Jesaja mit seiner Prophetie recht behält. Und bete deshalb: «Gott ich flehe dich an, dämpfe der Tyrannen Siegesgesang.»

Die Lebensumstände Jesajas und der Hörerinnen und Hörer seiner Botschaft unterscheiden sich allerdings grundlegend von den unsrigen. Sie kennen das Tun und Gebaren solcher Tyrannen aus eigener Erfahrung. Sie sind der Willkür und dem Spott ihrer Handlanger ausgeliefert. Sie wissen, was es heißt, ohnmächtig zu sein. Doch letztlich, so Jesaja, sollen die Triumphgesänge der Tyrannen durch die Dankeslieder der Erlösten übertönt werden. Die Zeilen vor der Tageslosung machen das deutlich:

Du bist der Geringen Schutz gewesen, der Armen Schutz in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wüten wie ein Unwetter im Winter, wie die Hitze im dürren Land. Du demütigst der Fremden Ungestüm, wie du die Hitze brichst durch den Schatten der Wolken; du dämpfst der Tyrannen Siegesgesang. (Jes. 25,4 & 5)

Diese Zusage gilt letztlich für alle ausgebeuteten und geplagten Menschen. Und sie gilt auch Ihnen und mir.

Doch eines muss klargestellt werden: In der Regel leiden wir in Westeuropa nicht unter der Macht und Willkür der Habgierigen. Wirtschaftlich gesehen sind wir oft gar Trittbrettfahrer ihres Tuns. Waffenexporte, billige Rohstoffe und Waren aus zweifelhafter Produktion fördern unseren Wohlstand. Wir sind eher stille Mitgewinner von der Macht der Habgierigen dieser Welt als mutige Protestanten gegen ihr Handeln. Das gibt mir zu denken. Vielleicht ist es daher gut, wenn ich etwas leiser singe. „Herr, du dämpfst der Tyrannen Siegesgesang.“  - Das gilt für die großen Tyrannen unserer Zeit genau gleich, wie für alle „Alltags-Tyrannen“, die hier oder dort ihre Mitmenschen „tyrannisieren“.

Wir müssen unsere Ohren nicht mit himmlischen „Ohropax“ verstopfen, um ihr Tun aushalten zu können. Wir sollen vielmehr dagegen halten. Unsere Welt braucht mehr von jener Zukunftsmusik, die von Gott komponiert und dirigiert wird. Gott macht diese Musik mit Menschen, die in seinem Orchester mitspielen. Auch Sie und ich sind da gefragt. Nur gemeinsam und unter Gottes Leitung können wir dem Siegesgesang der Tyrannen etwas entgegenhalten.

Autor/-in: Andreas Schenk