01.02.2020 / Wort zum Tag

Wenn das Wörtchen wenn nicht wär

O dass du auf meine Gebote gemerkt hättest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen.

Jesaja 48,18

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Als Kinder haben wir den Spruch gesagt: Wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wär mein Vater Millionär. Vielleicht kennen Sie ihn ja auch. Aber nun gibt es das Wort ‚wenn‘ eben doch. Es kann etwas beschreiben, was man vielleicht gerne rückgängig machen würde. Unser Verhalten hat eben Folgen. Das führt Gott in Jesaja 48 seinem Volk vor Augen. Jesaja 48,18: O dass (oder eben: wenn) du auf meine Gebote gemerkt oder achtgegeben hättest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen. Die meisten Übersetzungen schreiben ‚Ach dass‘, aber man kann es auch mit diesem Wörtchen ‚wenn‘ übersetzen. Wenn du doch auf meine Gebote achtgegeben hättest. Das hat Israel nicht getan. In der ganzen Geschichte Israels hat Gott immer versucht, von seinem Volk gehört zu werden. Aber die Menschen haben sich oft von ihm abgewandt. Sie haben sich ihre eigenen Vorstellungen gemacht und entsprechend gelebt. Auf vielerlei Weise hat Gott zu den Menschen geredet. Er hat ihnen seine Gebote gegeben, ihnen zum Guten. Er hat sie durch seine Propheten gewarnt, wenn sie sich von ihm abwandten. Jetzt nach Jahren des Exils in Babel lässt Gott sein Volk hoffen. Er verspricht ihnen, sie wieder zurückzubringen, liebevoll, fürsorgend wie ein Hirte mit seinen Lämmern umgeht. Aber für sie ist das zu groß, sie können es nicht fassen. Dabei haben sie die Befreiung aus der Sklaverei schon früher erlebt. Gott hat sie erst befreit und danach seine Gebote und Ordnungen für ein gutes Leben gegeben.

Aber Gott will, dass sein Volk seine Chance ergreift. Sie sollen aus dem Vergangenen lernen. Er selbst will ihr Lehrer sein. Er will ihnen helfen, dass sie von nun an den guten Weg nehmen. Er bietet ihnen das im vorhergehenden Vers an: So spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehen sollst. Damit bekommt die Wenn-Aussage einen ganz neuen Klang. Sie bezieht sich auf die Vergangenheit, aber sie ist zugleich eine neue Chance. Wenn das Volk Israel sich jetzt von Gott lehren und leiten lässt, dann kann er ihm das schenken, was es verpasst hatten: so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen. So ist Gott! Er könnte doch nach allem Versagen, sein Volk einfach fallen lassen. Sie haben ihn doch nur vergessen, verraten, gekränkt und ignoriert. Aber in seiner großen Liebe und Geduld wendet er sich ihnen wieder zu. Er gibt ihnen die Chance zum Neuanfang. Er hat ihnen ja schon die Zusage zur Rückkehr ins eigene Land zugesagt. Aber gerade in seiner Liebe will er sie davor bewahren, wieder in das alte Verhalten zurückzufallen. Er weiß, dass ihnen das nur schaden würde. Ob sie auf ihn hören werden? Sie sollen ihm gehorchen. Sich von ihm lehren und leiten lassen ist das Beste, was ihnen und uns geschehen kann auch heute. Wir haben einen Gott der neuen Chance! Ob Sie auf ihn hören werden Ihnen zum Guten? Sein Friede wird uns dann wie ein Strom zuströmen. Friede ohne Grenzen. Und ebenso seine Gerechtigkeit, er will offensichtlich großzügig geben. Nehmen wir das doch an: Seine Leitung für unser Leben, seinen Frieden, seine Gerechtigkeit.

Autor/-in: Pfarrerin Dagmar Rohrbach