21.09.2021 / Wort zum Tag

Welch eine Zumutung!

Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass.

1. Thessalonicher 5,16–17

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Ich rüttle Sie kurz am frühen Morgen mit einer Zumutung aus Morgenidylle und Kaffeegenuss auf. Da schreibt doch Paulus an die Gemeinde in Thessalonich kurz und bündig, klipp und klar: Allezeit freut euch! Unablässig betet! 1.Thessalonicher 5,16.17

Also mir ist nicht immer zum Freuen zumute. Und beten sollte man sicher auch mehr. Was soll diese Aufforderung? Und dann noch das betont vorangestellte: allezeit.

Paulus ist die Freude offensichtlich sehr wichtig. Freuen bedeutet für mich auch mehr als: „Seid allezeit fröhlich“, wie es Luther übersetzt hat. Schon in Philipper 4,4 schrieb Paulus: „Freut euch im Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!“ Hierzu ist zu bemerken, dass Paulus im Gefängnis saß, als er das schrieb. Und das war nicht annähernd so, wie es heute in unseren Ländern üblich ist. Aber auch in Thessalonich hatte es Schwierigkeiten gegeben. Es gab Aufruhr gegen die Apostel und sie mussten die Stadt verlassen. Wie sollten sie sich darüber freuen? Auch bei uns läuft vermutlich nicht alles rund. Bei den zunehmenden Katastrophennachrichten können wir nur ahnen, was das für die Betroffenen bedeutet. Ist da Freude angesagt? Ein Hinweis kann uns dabei helfen: Im Griechischen klingt bei sich freuen vom Wortstamm immer Gnade mit. Da scheint unser Gott uns durch seine Gnade zur Freude verhelfen zu wollen.

Einen weiteren Hinweis finden wir in Philipper 4,4. Da heißt es: „Freut euch im Herrn.“ D.h. Paulus war nicht einfach in Schwierigkeiten, er war zuallererst im Herrn, in Jesus Christus, erst dann im Gefängnis. Jesus hat ihn von allen Seiten umgeben. Das stand ihm allezeit vor Augen. Dieser Jesus hat sein Leben für ihn gegeben. Er hat ihn aus der religiösen Gesetzlichkeit befreit zur Freiheit der Kinder Gottes. Er hat ihn noch dazu erwählt, sein Evangelium zu verbreiten. Gott hat ihm sogar im Gefängnis Loblieder in der Nacht geschenkt. Das alles sind Hinweise für uns, dass es doch keine Zumutung ist, sich allezeit zu freuen. Die augenblicklichen Umstände mögen nicht gut sein. Unser Gott und Retter ist immer noch derselbe. Er ist da, er lässt uns nicht im Stich.

Damit wir das nicht vergessen, gibt es die zweite Zumutung für heute: „Unablässig betet!“ Auch hier steht das unablässig betont voran. Wir dürfen den ganzen Tag im Kontakt mit Gott bleiben, über alles mit ihm reden. Wir können aus Sorgen ein Gebet machen, die schlimmen Nachrichten vor Gott bringen. Das kann uns in allen Lebenslagen durchtragen. Unsere Gedanken sind ja ständig in Bewegung. Wir können diese Gedanken auf Jesus ausrichten, sein Wort im Herzen bewegen. Immer wieder nur staunen, was er für jeden von uns getan hat. So hängen Freude und Beten zusammen mit allezeit und unablässig.

Gott will, dass wir uns freuen und beten. Er weiß, dass uns das schwierig erscheint. Aber im Blick auf Jesus wird das möglich. Wir lernen, in Jesus zu bleiben, auf ihn zu schauen. Wir machen dafür einfach Schritt für Schritt.

Autor/-in: Pfarrerin Dagmar Rohrbach