13.08.2024 / Serviceartikel

Weil jeder Tag zählt

Auch unser Alltag ist es wert, gefeiert zu werden. 4 Ideen für dein persönliches Alltagsfest.

Es scheint wie ein altmodisches Relikt aus der „guten alten Zeit“, aber vielleicht kennst du es noch aus deiner Kindheit: Das Sonntagskleid. Ein besonders schickes und hochwertiges Kleidungsstück, das sorgsam gepflegt und nur zum Kirchgang oder an Festtagen getragen werden durfte. Und wehe, die Kinder machten Flecken auf ihre Sonntagskleidung oder sind mit ihren sauber geputzten Sonntagsschuhen durch den Matsch gelaufen!

Der Sonntagsstaat symbolisierte: Heute ist ein Festtag!

Zu schön, um Alltag zu sein?

Auch wenn das Sonntagskleid heute längst nicht mehr üblich ist oder zumindest nicht mehr die gleiche kulturelle Bedeutung wie damals hat, haben wir doch andere Gewohnheiten, die wir uns nur am Wochenende erlauben, und Dinge, die wir uns für die Ferien oder Feiertage aufsparen. Vieles davon ist uns für den Alltag einfach zu schade. Es erscheint irgendwie unpassend, denn unser Alltag – die alte graue Tretmühle – hat das nicht verdient, so meinen wir.

Deswegen wollen wir den Alltag oft einfach schnell hinter uns bringen, damit wir ENDLICH ins Wochenende oder den Urlaub starten können. Dann gönnen wir uns etwas Schönes, das sind die Highlights, die es wert sind, gefeiert zu werden. Aber das Leben ist zu kurz, um die schönen Dinge nur in Ausnahmen zu genießen!

Diese Haltung zum Alltag finden wir auch in der Bibel. In Prediger 9,7-9 heißt es: „Darum iss dein Brot und trink deinen Wein und sei fröhlich dabei! So hat es Gott für die Menschen vorgesehen (...). Nimm das Leben als ein Fest: Trag immer frisch gewaschene Kleider und sprenge duftendes Öl auf dein Haar! Genieße jeden Tag mit der Frau, die du liebst, solange das Leben dauert, das Gott dir unter der Sonne geschenkt hat (...).“

Jeder Tag ist es wert, gewürdigt und genossen zu werden. Das heißt nicht, dass du jeden Tag dein Sonntagskleid tragen sollst oder dein Leben plötzlich nur noch aus Festtagen bestehen wird. Aber es gibt Möglichkeiten, den Alltag ohne großen Aufwand und ganz praktisch zu einem kleinen Fest werden zu lassen. Ich stelle dir vier Ansätze vor, mit denen du mehr Freude und Farbe in deinen Alltag zauberst.

1. Die kleinen Feste feiern

„Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.“ So ist es. Und diese Feste müssen nicht nur Weihnachten, Geburtstage oder besondere Jahrestage sein. Das können genauso gut der Ferienbeginn, die ersten Erdbeeren oder der erste Schnee sein. Es braucht nicht viel, um daraus ein Alltagsfest zu machen.

Wie wäre es, wenn du mit deinen Kindern die lang ersehnten Ferien mit einer Konfettikanone und einem ausgelassenen Tanz durch die Wohnung feierst? Die Erdbeersaison könntest du mit einem selbst gebackenen Erdbeerkuchen oder – noch einfacher – mit einer Kugel Vanilleeis und klein geschnittenen Erdbeeren zelebrieren. Der erste Schnee verdient einen Spaziergang durch die Nachbarschaft und im Anschluss eine heiße Tasse Kakao vom Herd.

Den Projektabschluss auf der Arbeit oder die gute Note in der Klassenarbeit kannst du kurz, aber funkelnd zelebrieren, indem du eine Wunderkerze anzündest. Wenn deine Freundin dir tolle Neuigkeiten verkündet, verabredet euch spontan auf ein Gläschen Sekt und stoßt darauf an! Den ersten Morgen in einer neuen Wohnung könnt ihr trotz Umzugschaos mit einem gemütlichen Frühstück im Bett genießen und euch auf all das freuen, was ihr in eurem neuen Zuhause erleben werdet.

Du merkst, Anlässe zum Feiern gibt es zuhauf. Damit du spontan für kleine Feierlichkeiten vorbereitet bist, empfiehlt es sich, immer eine Packung Mini-Windbeutel im Tiefkühlfach und eine Flasche Sekt im Vorratsschrank zu haben.

Es geht nicht darum, bei jeder Gelegenheit eine Party aus dem Nichts zu zaubern, sondern darum, kurz innezuhalten und das Schöne in deinem Leben und dem deiner Liebsten zu würdigen und zu feiern.

Auch, wenn es nur ein kleiner Anlass ist.

2. Anderen eine Freude machen

„Geteilte Freude ist doppelte Freude.“ Auch in diesem Sprichwort steckt viel Wahrheit. Anderen eine Freude zu machen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, vertreibt auch das dunkelste Alltagsgrau. Auch hier musst du dir nicht umständliche Gedanken machen und dich in großartige Besorgungen stürzen, denn selbst kleine Gesten haben mitunter eine große Wirkung.

Du könntest deinem oder deiner Liebsten einen Zettel am Spiegel oder im Portemonnaie mit einer kurzen liebevollen Notiz hinterlassen. Dein Schulkind freut sich vielleicht über eine motivierende Nachricht in der Brotdose oder eine witzige Zeichnung auf der Bananenschale. Deine Freundin kannst du mit einer Karte überraschen, die sie unerwartet in ihrem Briefkasten vorfindet.

Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause kannst du kurz anhalten und einem lieben Menschen Blumen mitbringen, einfach nur so. Das muss nicht unbedingt ein kostspieliges Bouquet sein, es reicht auch eine einzelne schöne Blume. Und dein Partner oder deine Partnerin ist bestimmt gerührt, wenn du sie oder ihn nach Feierabend mit einer Flasche Wein und einem Schälchen Knabbereien bei Kerzenschein erwartest.

Essen ist sowieso immer eine gute Idee! Deine Familie freut sich bestimmt über einen hübsch angerichteten Obstteller als kleine Stärkung zwischendurch oder einen liebevoll gedeckten Tisch zum Abendbrot. Die Nachbarn könntest du mit einem Glas selbstgekochter Marmelade überraschen und die Großeltern freuen sich über einen Besuch zum Kaffeetrinken oder einen Plausch am Telefon.

Es braucht keine ausladenden Gesten, um den Menschen um dich herum hin und wieder zu zeigen: „Ich denke an dich, du bist mir wichtig“.

Es braucht nur ein wenig Kreativität und ein bisschen Zeit, um ihren Alltag zum Leuchten zu bringen. Und das Schöne dabei ist: Auch dein Alltag bekommt dadurch mehr Farbe und beginnt zu strahlen.

3. Umgib dich mit schönen Dingen

Unser Alltag ist gefüllt mit vielen Gebrauchsgegenständen. Es gibt Dinge, die wir regelmäßig oder sogar täglich in die Hand nehmen. Und beinahe jeder besitzt unendlich viel Kram, den wir nur selten oder nach dem Kauf nie wieder benutzen. Schau dich in deiner Wohnung einmal um und sieh dir die Gegenstände an, die dich umgeben. Gefällt dir, was du siehst? Magst du die Dinge, die deinen Alltag füllen?

Ich habe irgendwann begonnen, mir neue Gegenstände vor dem Kauf ganz bewusst auszusuchen und nicht nach dem Erstbesten oder Günstigsten zu greifen. Zum Beispiel die neue Kaffeekanne: Sie soll nicht nur funktional und handlich sein, sondern mir auch optisch gut gefallen. Die Farbe und die Form finde ich schön – und ich freue mich jeden Morgen, wenn sie auf dem Tisch steht.

Qualität und Design hat natürlich seinen Preis, dafür nehme ich auch mal den einen oder anderen Euro mehr in die Hand. Manchmal mache ich aber auch einen günstigen Glücksgriff auf dem Flohmarkt oder beim Stöbern auf Onlineportalen für Gebrauchtwaren. Gelegentlich muss ich jedoch länger nach dem richtigen Stück suchen oder sogar eine Weile darauf sparen.

Aber ich habe die Erfahrung gemacht: Es lohnt sich! Indem ich ausgewählter einkaufe, häufe ich automatisch weniger Dinge an. Und die Freude darüber verpufft nicht bereits kurz nach dem Auspacken, sondern hält sich lange. So reichere ich meinen Alltag nach und nach mit Lieblingsstücken an. Solche persönlichen Lieblingsstücke können auch deinen Alltag bereichern und aufwerten.

4. Weniger ist mehr

„Die Dosis macht das Gift“, beziehungsweise die Freude. Bei all den Ideen, die ich oben genannt habe, kommt es auf das richtige Maß an. Denn wenn ich jeden Tag Blumen geschenkt bekomme oder es jeden Nachmittag Kuchen zum Kaffeetrinken gibt, wird auch das früher oder später alltäglich und verliert seinen Reiz und den Überraschungseffekt.

Ein bewusster Umgang mit unseren Ressourcen ist daher ein wichtiger Schlüssel zu einem fröhlicheren Alltag. Denn „weniger ist mehr“. Allerdings ist genau dieses Prinzip gar nicht so leicht umzusetzen, denn in unserer industrialisierten Welt haben wir uns daran gewöhnt, so ziemlich alles zu jeder Zeit verfügbar zu haben.

Dadurch ist vieles in unserem Alltag, was früher noch etwas Besonderes war, selbstverständlich geworden. Wir brauchen kein Sonntagskleid mehr, weil wir jeden Tag saubere und schöne Kleidung tragen können. Wenn ein Kleidungsstück abgetragen ist oder uns einfach nicht mehr gefällt, können wir es problemlos austauschen.

Diese Selbstverständlichkeit betrifft sowohl unser Konsumverhalten als auch unsere Freizeitgestaltung. Wir stehen in der Gefahr, auf unserer Suche nach dem Besonderen von einem Highlight ins nächste zu trudeln. Nach einem herausragenden Erlebnis haschen wir direkt nach der nächsten Sensation. Das ist zum einen anstrengend und kräftezehrend, zum anderen verlieren dadurch viele besondere Erlebnisse ihren Wert und wir die Freude daran.

Ähnlich wie bei der gezielten Auswahl von Lieblingsstücken können wir aber einüben, auch gewisse Dinge und Aktivitäten wieder weniger, dafür aber bewusster zu genießen.

Auch das beginnt im Kleinen: Statt jeden Morgen frische Brötchen zu essen, kannst du zum Beispiel am Wochenende ein besonderes Frühstück kredenzen mit leckeren Croissants vom Bäcker, frisch gebackenen Pancakes, Rührei und Obst. Statt jeden Abend den Fernseher einzuschalten und eine Tüte Chips zu öffnen, kannst du einmal im Monat einen Filmabend mit Freunden oder Familie veranstalten und dazu ein paar Snacks oder selbst gemachtes Popcorn servieren.

Statt am Wochenende einen kostspieligen Ausflug mit den Kindern in den Zoo oder ins Erlebnisbad zu unternehmen, könnt ihr als Familie häufiger ein Picknick im Grünen, einen Ausflug ins Freibad oder einen Brettspieltag machen. Und statt immer wieder zwischendurch einzelne Kleidungsstücke online zu bestellen, kannst du dich mal wieder mit deiner Freundin für einen ausgedehnten Einkaufsbummel durch die Stadt verabreden. 

Du verstehst, was ich meine: Indem wir uns reduzieren, schaffen wir Raum und Möglichkeiten für Highlights. Überlege doch einmal: Wo könntest du Konsum oder Aktivitäten bewusst reduzieren, sodass eine Sache für dich wieder zu einem Highlight wird?

Indem wir uns reduzieren, schaffen wir Raum und Möglichkeiten für Highlights.

Das andere Extrem ist übertriebene Sparsamkeit. Vieles halten wir zurück und bewahren es so lange für „den einen richtigen Anlass“ auf, sodass die gute Flasche Wein am Ende ungenießbar geworden ist, das feine Geschirr ungenutzt im Schrank verstaubt und der Gutschein für den Saunabesuch abgelaufen ist. Dann ist weniger irgendwann gar nichts mehr.

Aber das schicke Sonntagskleid ist zu schade dafür, irgendwann kaum getragen im Altkleidercontainer zu landen, weil es entweder nicht mehr passt oder aus der Mode gekommen ist. Hier gilt es, im Großen wie im Kleinen ein gutes Maß zu finden.

Tage, die zählen

„Gib jedem Tag die Chance, der beste deines Lebens zu werden“. Ich halte ehrlich gesagt nichts von solchen oder ähnlichen Kalendersprüchen. Denn ganz ehrlich: Manchmal ist der Alltag einfach trist und monoton oder mit all seinen To-Dos schier überfordernd.

Es gibt Tage, da habe ich schlecht geschlafen oder körperliche Beschwerden. Ich lebe stumpf in den Tag hinein oder falle am Abend völlig erledigt ins Bett und bin froh, diesen Tag endlich hinter mich gebracht zu haben. Und das ist auch okay.

Solche Tage kommen immer mal vor und die Sonne darf darüber ohne Glanz und Gloria untergehen. Es geht nicht darum, diese Tage mit einem süßlichen Zuckerguss zu überziehen, um ihnen irgendwie noch eine positive Bedeutung abzuringen.

Vielmehr geht es um eine grundsätzlich positive Herzenseinstellung zum Alltag. In Sprüche 15,15 steht dazu: „Für die Elenden bringt jeder Tag Sorgen; aber für ein fröhliches Herz ist jeder neue Tag ein Fest“.

Deswegen lohnt es sich, auch den ganz normalen Alltag zu lieben und ein generelles Ja und eine grundsätzliche Dankbarkeit zu finden für das, was meinen Alltag ausmacht. Und wenn wir den Grauschleier, der sich manchmal über unseren Alltag legt, hin und wieder lüften und unser Herz für das Alltägliche erwärmen, schaffen wir darin Platz für die kleinen, unerwarteten Freuden des Lebens.

Wenn ich aber allgemein unzufrieden mit meinem Alltag bin, sollte ich genauer hinschauen und überlegen: Kann ich etwas ändern, sodass ich glücklicher durch den Tag gehe? Denn in Summe ist der Alltag unser Leben. Auf die Woche gerechnet steht es sechs zu eins für den Alltag.

Um unseren Alltag zu würdigen und hin und wieder ein kleines Fest daraus zu machen, braucht es nicht viel. Dafür konnte ich dir hoffentlich einige hilfreiche Anregungen und frische Ideen geben.

Zum Schluss möchte ich dir statt einem abgenutzten Kalenderspruch einen wertvollen Bibelvers aus Psalm 118,24 mitgeben: „Diesen Tag hat der HERR zum Festtag gemacht. Heute wollen wir uns freuen und jubeln!“ Ich glaube, heute ist ein guter Tag, um den Sekt kaltzustellen und den Korken knallen zu lassen!

Autor/-in: Sarah-Melissa Loewen

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