19.04.2010 / Frauengestalten der Bibel

Waschti, die persische Königin

Die schöne Frau, die kein Ausstellungsstück sein wollte, und sich deshalb ihrem Mann, König Xerxes, widersetzte.

Waschti galt als die Hauptfrau des persischen Königs Xerxes. Sie war also eine Königin, und sie muss sehr hübsch gewesen ein, denn ihr Name bedeutet „schöne Frau“. Aber war sie auch eine glückliche Frau? Sie lebte etwa 450 vor Christus und wird wohl nur deshalb in der Bibel erwähnt, weil die hebräische Jungfrau Esther ihre Nachfolgerin auf dem persischen Thron wurde.

Das Buch Esther im Alten Testament erzählt in seinem ersten Kapitel sehr ausführlich vom Prunk und Reichtum des persischen Königshauses, von marmornen Palästen, goldenen Gefäßen und erlesenen Weinen. Man sollte meinen, Königin Waschti wäre die glücklichste Frau der Welt gewesen und von vielen beneidet. Wahrscheinlich glaubte man auch, dass sie aus Dankbarkeit für so viel Gunst und Reichtum ihrem Mann, dem König, gern und willig jeden Wunsch erfüllte. Aber dem war nicht so.

Die Frau, die kein Ausstellungsstück sein will

Eines Tages veranstaltete der König ein Festmahl für alles Volk, sieben Tage lang im Garten seines Palastes. Und Königin Waschti gab ebenfalls ein Festmahl im königlichen Palast und zwar für die Frauen. Am siebten Tag befahl König Xerxes in weinseliger Laune seinen Hofbeamten, Königin Waschti mit ihrer königlichen Krone und kostbarem Schmuck zu holen, um den Fürsten und dem Volk ihre Schönheit zu zeigen. Und was tut Waschti? Sie widersetzt sich dem Befehl und erscheint nicht. Das war ein ungeheurer Affront. Was muss in dieser Frau vorgegangen sein? Sie muss gewusst haben, was ihr blühte. Mit dem Mut einer selbstbewussten Frau tut sie durch ihre Ablehnung kund, dass sie sich als „Ausstellungsstück“ zu schade ist. Sie will keine „Puppe“ sein, die man vorführt. Sie fürchtet auch nicht den Zorn des Königs, den sie bald gnadenlos zu spüren bekommt.

Aber zunächst ruft ihr „störrisches“ Verhalten Unsicherheit bei Xerxes und seinen Fürsten hervor. Da wagt es eine Frau, sich dem Befehl des mächtigen Königs Xerxes zu widersetzen. Unerhört! Wegen der Wichtigkeit des Vorfalls ruft der König seine Weisen und Sterndeuter herbei, die ihm in seinen Entscheidungen helfen sollen. Er fragte: „Was soll man nach dem Gesetz mit der Königin Waschti tun, nachdem sie dem Befehl des Königs, den ihr die Hofbeamten überbracht haben, nicht gefolgt ist?“ (Esther 1,13-15).

Mutige Frau, die verunsichert

Er erhält die Antwort, dass Waschti sich nicht nur gegen den König, sondern gegen alle Fürsten und Völker versündigt habe, denn nun bestünde die Gefahr, dass alle Frauen im Königreich gegen ihre Ehemänner aufbegehren könnten. Das gäbe viel Ärger und Verdruss. Sie rieten dem König zu einem unwiderruflichen Entschluss, der im Gesetz der Perser und Meder festgeschrieben sein sollte, Königin Waschti zu entlassen und aller Privilegien zu entheben. Sie solle nie wieder unter seine Augen treten. Eine andere solle den Rang der Königin einnehmen, die würdiger sei als sie. Dieser Vorschlag gefiel dem König und er handelte danach. Er sandte entsprechende Schreiben an alle königlichen Provinzen, damit „alle Männer Herr im Hause bleiben sollten“ (Esther 1,22b).
 

Erstaunlich, dass König und Fürsten eines so mächtigen Reiches solche Geschütze auffahren mussten, um die Macht über ihre Frauen nicht zu verlieren. Waschti vermochte es, sie in ihren Grundfesten zu verunsichern.

Akt der Verzweiflung oder Verweigerung aus Trotz?

In vielen menschlichen Beziehungen, gerade auch in der Ehe, geht es um Macht. Wie viele unnötige Machtkämpfe werden bis zum heutigen Tage in manchen Ehen und Beziehungen ausgetragen! Sie alle wären nicht nötig, wenn die Paare sich in echter Liebe begegneten, einer Liebe, die den anderen so annimmt, wie er ist, ihn nicht beherrschen will, sondern ihm Respekt und Anerkennung zollt. Nur so kann Frucht wachsen in Gestalt von Freiheit und gegenseitigem Vertrauen.

Eine solche Liebe hat Waschti von ihrem Ehemann sicher nicht erfahren. Sie muss sich unterdrückt und gemaßregelt vorgekommen sein, sonst hätte sie nicht die Kraft aufgebracht, alles auf eine Karte zu setzen und „Nein“ zu sagen. Entweder kam ihre Handlungsweise einem Akt der Verzweiflung gleich oder ihre Verweigerung geschah aus Trotz. Die Bibel verrät uns Waschtis Beweggründe nicht. Wir können nur Vermutungen anstellen.

Aber wir können aus den Schicksalen der biblischen Menschen lernen und uns bewusst für den Weg bedingungsloser Liebe entscheiden.

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