13.12.2022 / Wort zum Tag

Was wir säen, ernten wir auch!

Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.

Galater 6,7

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Das Tageswort stammt von Paulus. Er schreibt es der Gemeinde in Galatien. In Kapitel 6, Vers 7 heisst es: «Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten.»

Paulus erinnert hier an eine Binsenweisheit: Wir ernten, was wir säen und pflanzen.

Landwirte und Hobbygärtner vertrauen Jahr für Jahr diesem Naturgesetz. So gibt es bei der Ernte keine böse Überraschung. Wir können uns immer und überall darauf verlassen, dass Reiskörner nicht plötzlich Bananen oder Erbsen plötzlich Gladiolen hervorbringen.

Jesus malt uns das in der Bergpredigt [Matthäus Kapitel 7] anschaulich vor Augen, wenn er sagt: «Man kann von einem Dornbusch keine Weintrauben ernten und von den Disteln keine Feigen erwarten. Zudem gilt: Ein gesunder Baum trägt gute Früchte, ein kranker und beschädigter Baum dagegen bringt nur wenig und schlechtes Obst. Und daraus folgt: Ein guter Baum kann keine schlechten und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte hervorbringen.»

Jesus betont also mit allem Nachdruck: Qualität und Quantität der Ernte hängen ab vom Saatgut sowie vom Zustand der Pflanzen und Bäume. Diese unumstössliche Tatsache gilt in der Natur. Sie gilt aber genauso auch im persönlichen Leben und Zusammenleben seiner Jünger und Nachfolgerinnen – also auch in der Gemeindekultur.

Jahre später erinnert Paulus die Christen in Galatien daran. Ihre Gemeinden drohten an heftigen inneren Auseinandersetzungen zu zerbrechen. Die Diskussion um die Frage, wieviel Gesetzestreue und wieviel Freiheit, sie war eskaliert. Paulus versucht wach zu rütteln mit einem ironischen Seitenhieb. Er schreibt ein paar Verse weiter: «Wenn ihr euch untereinander beisst und fresst, so passt bloss auf, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet!»

Deshalb erinnert er an Gott, der innergemeindliche Machtspiele verurteilt und das fromme Gezänk als Eifersucht, Neid und arrogante Überheblichkeit entlarvt: «Irret euch nicht, Gott lässt sich nichts vormachen! Die Saat bestimmt die Ernte. Deshalb lasset uns Gutes tun an jedermann».

Das ist hoch aktuell. Viele Christen haben dieses innerchristliche Streiten, Zanken und lieblose Verleumden satt, das es ja leider bis heute gibt. Wer Halbwissen und Vermutungen zur absoluten Wahrheit hochstilisiert, öffnet sich und seine Gemeinde für einen bösen Ungeist!

Mit Corona kam erschreckend zutage, wie oberflächlich manches Frommsein ist. Da schlummern Abgründe hinter scheinheiligen Fassaden. Die Krise hat das aufgedeckt. Plötzlich ging eine Saat von Verdächtigungen auf und Gräben taten sich auf! Lieblose Rechtgläubigkeit produziert nur faule, ungeniessbare Früchte. Frustration greift um sich, die Gemeinde wird müde und manche entfernen sich unauffällig. Wahrlich keine gute Ernte. 

Solche Missernte will Paulus vermeiden. Er warnt uns Christen davor, aus Eigeninteresse das Gesetz von Saat und Ernte, von Ursache und Wirkung zu ignorieren.

«Wer sät? Ein böser Geist oder der Heilige Geist?»

Das ist die alles entscheidende Frage!

Wo der Heilige Geist wirken kann, entfaltet sich die Liebe Gottes und schafft eine menschenfreundliche geschwisterliche Kultur.
Es herrscht dann ein heiteres Klima. Die Beziehungen in Kirchen und Gemeinden entfalten sich fröhlich und transparent.
Und dann wachsen und reifen gesunde Früchte wie Gerechtigkeit, Frieden, Güte und Freundlichkeit.

Darum also: Galater 6, Vers 9 beherzigen!

«Lasset uns das Gute und Richtige tun und nicht müde werden! Denn dann werden wir reichlich ernten, wenn wir nicht mit der Liebe aufhören.»

Autor/-in: Pfarrer i. R. Peter W. Henning