21.10.2021 / Wort zum Tag

Was gilt für wen

Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.

Galater 3,28

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Träumer können sich Welten ausdenken, in denen es z. B. keine Schwerkraft mehr gibt – Menschen, Tiere und Pflanzen schweben durch ein Universum. Alles ist leicht, schön, kurzweilig.

Träumer können sich einen Himmel ausmalen. Ob die eigene Himmelsvorstellung jedoch zu 100% dem Himmel Gottes gleicht, ist fraglich. Der ein oder andere Traum wird im Himmel Gottes sicher in Erfüllung gehen. Z. B. dass keiner mehr neidisch auf eine andere Zeitepoche schaut. Das römische Reich genießt keinen Vorzug mehr vor dem griechischen. Ein Grieche wird einen Juden nicht mehr als Barbaren abtun. Ein Jude wird einen Griechen nicht mehr als Heiden bezeichnen.

Ein Arbeiter der Müllabfuhr wird nicht mehr einen Manager beneiden und ein Chef seine Arbeiter nicht mehr unter Zeitdruck setzen. Männer werden keine Frauenwitze mehr reißen und Frauen werden nicht mehr dafür leben, einem Mann zu gefallen. Keiner wird mehr Tränen vergießen, weil er nicht so viel Platz in seiner Wohnung hat wie ein anderer. Frauen sind nicht untröstlich, weil sie ihre Wohnung nicht so geschmackvoll einrichten können wie ihre Nachbarin.

Der Apostel Paulus erdet Vorstellungen vom Himmel. Paulus verknüpft Himmelsträume von vor fast 2000 Jahren mit Versprechen, die schon zu seiner Zeit mehr als 1200 Jahre alt sind. Eines dieser Versprechen galt ursprünglich Abraham. Dem Stammvater Israels. Gott hat Abraham nach bestandener Prüfung zugesagt: „Durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet sein.“ (1. Mose 22,18) Paulus sieht dieses Versprechen mit Jesus, dem Sohn Gottes, erfüllt, dessen menschlicher Stammbaum bis zu Abraham zurückreicht.

Wie nimmt dieser Segen Gestalt an? Das war eine strittige Frage in den christlichen Gemeinden Galatiens. Paulus bringt es in seinem Galaterbrief, im Kapitel 3, Vers 28 so auf den Punkt:

„Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus.“

Trotz aller Unterschiede sind Christen in Christus vereint. Das wird im Himmel normal sein. Was im Himmel normal ist, kann bereits der Himmel auf Erden werden, wenn ich Jesus glaube, dass er Gottes Versprechen erfüllt. Jesus wird zum Traumerfüller, wenn ich seinen Worten und Taten mehr vertraue als meinen Lebens- und Himmelsvorstellungen. Wenn Gottes Träume für mein Leben mehr zählen als meine eigenen Traumbilder. Die Philosophie wird Gottes Himmelswelten nicht zum Einsturz bringen. Gottes Philosophie wird den Himmel auszeichnen und das Leben auf der Erde bereits jetzt erleichtern.

Wie? Z. B. so: Aufgaben in einer christlichen Gemeinde werden nicht nach dem Ansehen eines Berufes verteilt. Frauen dürfen in der Gemeinde genauso tätig sein wie Männer. Männer packen auch dann mit an, wenn es ums Putzen geht. Christen nutzen weder auf der Arbeitgeber- noch auf der Arbeitnehmerseite ihre Position aus, sondern begegnen mit einer liebevollen Haltung einer anderen Person.

Ich lebe als Christ nicht krampfhaft nach Jesu Ideen. Nein, Jesus als Erfüller von Gottes Versprechen ermöglicht es mir, seine Ideen entkrampft, leicht, fast in einer Art Schwebezustand umzusetzen. Denn für Widerstände, Blockaden – auch Sünde genannt – gibt es einen Ort: Jesu Kreuz. Hier verlieren sie ihre Schwere, erfahren sie eine Grenze. Vorausgesetzt ich glaube, dass Jesus für mich am Kreuz gestorben und auferstanden ist, damit der Himmel bereits heute die Erde berührt und kein Traumbild bleibt.

Autor/-in: Pastorin Elke Drossmann