17.02.2024 / Wort zum Tag

Wartegemeinschaft

So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.

Jakobus 5,7

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Das Bibelwort, das heute zu uns sprechen soll, finden wir im Jakobusbrief, Kapitel 5. Ich lese aus den Versen 7-9. „So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen, denn das Kommen des Herrn ist nahe. … Siehe, … (er) steht vor der Tür.“

Entschlossene Beharrlichkeit

So seid nun geduldig… Ich gestehe, ich habe meistens wenig Geduld. Manchen, vielen wird es ähnlich ergehen. Unsere eilige, auf Effektivität getrimmte moderne Welt, hält meist wenig vom Geduldig-Sein. Passiv abwarten, den Dingen ihren Lauf lassen, nichts tun, sich ducken, schweigen… Das sind Unworte für die Welt, in der wir leben.

So seid nun geduldig mahnt uns der Jakobusbrief. Ein Blick in den griechischen Urtext lässt aufleuchten, was Geduld - an dieser Stelle -  eigentlich meint. Das hier verwendete griechische Verb makrothymeo trägt in seinen Wortstamm zwei Begriffe: makro = groß und thymos  = Lebenskraft, Mut, Verlangen.

Ich lese: seid geduldig – und denke an passives Abwarten, an stilles Ertragen. Aber eigentlich steht hier: seid voller großer Lebenskraft. Bleibt beharrlich, standfest. Haltet mit großem Verlangen, mit Ausdauer fest an der Verheißung der Wiederkunft des Herrn. Makrothymeo – eine Ermunterung zu starker, beharrlicher Aktivität.

Wir haben im Deutschen einen Begriff für diese aktive, entschlossene Beharrlichkeit – Langmut. Langmut ist nichts Passives. Sie erfordert einen langen Mut. Martin Luther hat in seiner ersten Bibelausgabe sehr wortgetreu, sehr treffend übersetzt: so seid nun langmütig.

Wartegemeinschaft

So lebt nun langmütig in beharrlicher Entschlossenheit bis zum Kommen des Herrn. Doch woher kommt der Mut zur Geduld? Wie halten wir durch mit einem langen Atem? Seit 2000 Jahren geht das Warten doch scheinbar ins Leere.

So lebt nun, so glaubt nun mit großer Lebenskraft – ihr Geschwister. Im Hinweis auf die „Geschwister“ steckt eine Quelle für die Lebenskraft. Denn wer einsam ist, wer allein hofft, hält nicht lange durch. Der lange Atem der Leidenschaft erkaltet ohne den Backofen der Gemeinschaft. Deshalb weist uns das Warten, das Geduldig-Sein aneinander. Der lange Atem der Leidenschaft würde müde werden ohne Gemeinschaft. Deshalb ist die Warte-Gemeinschaft der Geschwister so lebensentscheidend.

Der HERR ist nahe

Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen, denn das Kommen des Herrn ist nahe. … Siehe, … (er) steht vor der Tür.

Der HERR ist nahe, er steht vor der Tür. Nein, Christus ist nicht einfach da, so dass wir über ihn verfügen konnten. Aber – er ist auch nicht unendlich fern, so dass ihn mein Ruf nicht erreichten würde, dass er nicht jeden Augenblick bei mir eintreten könnte. Er steht vor der Tür. Gerade dann, wenn es ganz dunkel ist, wenn die Not aufs höchste gestiegen ist, gerade dann ist er nahe.

Ein Sprichwort sagt's: „Wo die Not am größten, ist Gott am nächsten.“ / Hölderlin drückte es so aus: „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ / Und Paul Gerhardt ganz schlicht: „Wenn ich und du ihn nicht mehr spüren, tritt er herzu, uns wohl zu führen.“

Jesus steht vor der Tür – das ist die Frohbotschaft heute für mich. Er steht vor der Tür – darauf lasst uns geduldig warten. Gemeinsam und mit beharrlicher Glaubenskraft.

Autor/-in: Pfarrer Roland Krause