05.10.2022 / Andacht

Wahrheit oder Wahnsinn?

Warum die Wahrheit unerreichbar ist und wie das Problem gelöst werden kann.

Was ist Wahrheit? Ich frage mich das schon mein halbes Leben lang. Es ist, als wäre in mir eine Kompassnadel, die nach Wahrheit sucht, um sich an ihr auszurichten. Immerhin bin ich damit nicht alleine: Über Jahrhunderte haben Wahrheits-Sucher, von Plato über Aristoteles, Kant, Hegel, bis Habermas nach der Lösung des Rätsels geforscht. Konkrete Antworten sind sie schuldig geblieben.

Der älteste Wahrheitsbegriff ist der der Übereinstimmung mit der Sache: Was gedacht oder gesagt wird, befindet sich im Einklang mit der objektiven Wirklichkeit. Aber was ist, wenn es diese objektive Wirklichkeit gar nicht gibt? Kann ich meinen Sinnen trauen? Vielleicht leben wir ja in einer großen Computersimulation wie im Film „Matrix“.

In neuester Zeit ist Jürgen Habermas mit der Konsenstheorie aufgetrumpft. Als wahr gilt das, was sich als Konsens herauskristallisiert. Aber auch das überzeugt mich nicht so richtig. Wenn die Mehrheit der Menschen eine gewisse Auffassung vertritt, heißt das doch nicht, dass sie Recht hat. Auch Milliarden von Menschen können gemeinsam irren.

Die Wahrheit ist für Menschen unerreichbar

Die meisten Philosophen setzen ihre Hoffnung heute in die Kohärenztheorie. Ihr zufolge ist eine Aussage dann wahr, wenn sie sich in ein vorhandenes System von Aussagen einfügen lässt. Aber auch diese Antwort ist nicht wasserdicht. Denn es kann verschiedene Systeme von Aussagen geben, die nebeneinander existieren und sich gegenseitig widersprechen. Jede Art von Wahrheit ist damit nur eine kleine Seifenblase in einem Schaumbad von Möglichkeiten, alles ist relativ. Damit bin ich also genau so schlau wie vorher.

Das Ergebnis von Jahrhunderten der Suche ist: Der Mensch kann die Wahrheit nicht erkennen, sie ist für ihn unerreichbar. Für einen Wahrheitssucher wie mich ist dieses Ergebnis eine Enttäuschung.

Wenn die Wahrheit nicht in unserer Reichweite liegt, gibt es nur noch eine Möglichkeit. Da wir nicht zu ihr kommen, kann nur sie zu uns kommen. Die Bibel sagt genau das. Jesus ist aufgetreten und hat sinngemäß gesagt: „Leute, ich bin’s, die Wahrheit höchstpersönlich. Ihr habt mich doch gesucht. Also, hier bin ich“ (vgl. Johannes 14,6). Entweder war dieser Mensch ein Lügner, oder er war geisteskrank. Oder das, was er sagt, stimmt wirklich.

Leute, ich bin’s, die Wahrheit höchstpersönlich. Ihr habt mich doch gesucht. Also, hier bin ich.
Jesus Christus

War Jesus also ein Betrüger? Selbst seine Gegner attestierten ihm höchste moralische Standards. Auch bei denen, die seinen Anspruch leugnen, gilt er als glänzendes ethisches Vorbild. Hätte dieser Mensch eine derart dreiste Lüge verbreitet? Er hätte damit alle, die sich ihm anvertrauten, wissentlich getäuscht. Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.

Die Wahrheit ist nicht abstrakt, sondern eine Person

Oder litt Jesus unter Wahnvorstellungen? Der Theologe und Kirchenhistoriker Phillip Schaff sagte einmal: „Sollte solch ein Intellekt – klar wie der Himmel, frisch wie Bergesluft, scharf und durchdingend wie ein Schwert, von Grund auf gesund, kraftvoll, immer bereit und immer beherrscht – einem so radikalen und schwerwiegenden Wahn über sein eigenes Wesen und seine eigene Sendung unterliegen? Eine absurde Vorstellung.“

Wer mit Jesus redet und ihn kennenlernt, lernt buchstäblich die Wahrheit selbst kennen.

Wenn es also stimmt, was Jesus über sich selber sagt, heißt das auch: Die Wahrheit ist nicht ein abstraktes Etwas, sondern manifestiert sich in einer Person, in Jesus Christus. Jeder, der Wahrheit sucht, kann sie deswegen in einer Beziehung zu ihm erfahren. Wir brauchen uns nicht zu verrenken und erfolglos nach ihr ausstrecken. Wer mit Jesus redet und ihn kennenlernt, lernt buchstäblich die Wahrheit selbst kennen. Das ist eine Antwort, die mich überrascht und die gleichzeitig sinnvoll ist. In ihr finde ich Ruhe.
 

Autor/-in: Timo König

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