Vorfreude

Heute werden wir mit einem Satz aus dem Lukasevangelium in den Tag geschickt. In Kapitel 6, Vers 38 steht: „Schenkt, dann wird Gott euch auch beschenken.“

Ich habe ein Geburtstagsgeschenk für meine Frau gesucht. In einem kleinen Laden nahm ich mir viel Zeit bei der Auswahl des Geschenks. Der freundliche Ladenbesitzer zeigte mir dies und jenes. Langsam breitete sich in mir die Freude darüber aus, etwas verschenken zu können. Dann traf ich meine Wahl und war begeistert.

Aber nun spürte ich auch wieder das gleiche Verlangen, das immer wieder in mir entsteht, wenn ich etwas verschenke: Am liebsten würde ich es sofort übergeben.

Ich konnte kaum noch die 14 Tage bis zum Geburtstag meiner Frau abwarten. Immer wieder habe ich sie gefragt: „Willst du nicht mal einen kurzen Blick riskieren. Aber sie blieb standhaft, wie immer. Und das war auch gut, denn es hat in mir die Freude am Schenken erhalten.

Ich glaube, Gott freut sich genauso darauf, uns zu beschenken. Besondere, wertvolle, bewegende Geschenke hält er für uns bereit und wartet nur darauf, sie uns zu überreichen.

Nur – manchmal muss er lange warten, bis er endlich übergeben kann, was er sich für uns gedacht hat.

Denn, damit uns Gottes Geschenke erreichen, braucht es, oft jedenfalls, eine, nennen wir es, Zwischenstation. Gott braucht oft andere Menschen, die uns zuhören, uns etwas Gutes tun, einfach mal da sind, uns mit einer Kleinigkeit überraschen, uns aus einer Klemme helfen oder in einer Notlage beistehen.

Und an dieser Stelle betont der Bibeltext für heute: Solche Menschen werden uns mit ihren Geschenken, hinter denen Gott steckt, begegnen, wenn wir unsererseits ein offenes Ohr oder Zeit oder kleine Überraschungen oder praktische Hilfe an andere verschenken.

Es gibt also wohl eine Wechselwirkung zwischen dem, was wir tun und dem, was Gott für uns durch andere Menschen oder auf direkte und geheimnisvolle Weise tut.

Und warum ist das alles so? Ich glaube, der Satz aus dem Lukasevangelium stellt uns die Allgegenwart Gottes in unserem Leben und in unserer Welt vor Augen. Wo immer zwischen Menschen etwas Gutes, Erfreuliches oder Hilfreiches geschieht, hat Gott seine Finger im Spiel. Denn er will das Gute und Erfreuliche und Hilfreiche für jeden Menschen, weil er jeden Menschen liebt.

Und dann ist ja da noch die Erfahrung, die ich gemacht habe beim Suchen und Finden des Geburtstagsgeschenkes für meine Frau. 14 Tage lang habe ich mich darauf gefreut, ihr mein Geschenk zu überreichen.

Sie erleben das sicher auch so: Wenn wir einen anderen Menschen beschenken, egal womit, werden wir selbst mit Freude und Begeisterung beschenkt. Es tut uns einfach gut, wenn wir anderen etwas schenken. Und auch hinter dieser Erfahrung steckt der allgegenwärtige Gott, der uns alle von Herzen liebt und auch heute ganz viel Gutes für uns bereithält.