12.03.2024 / Wort zum Tag

Von Herzen gern

Paulus schreibt: So haben wir Herzenslust an euch und sind bereit, euch teilhaben zu lassen nicht allein am Evangelium Gottes, sondern auch an unserm Leben; denn wir haben euch lieb gewonnen.

1. Thessalonicher 2,8

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Der Apostel Paulus schreibt: So haben wir Herzenslust an euch und sind bereit, euch teilhaben zu lassen nicht allein am Evangelium Gottes, sondern auch an unserm Leben; denn wir haben euch lieb gewonnen. (1. Thessalonicher 2,8)

Paulus wirbt um die Zuneigung der Gemeinde in Thessalonich. Wir wissen aus seinen Briefen, dass er es auch immer wieder mit Konkurrenten zu tun hatte, die auch als Prediger oder Philosophen unterwegs waren. Neben Idealisten und Weltverbesserern waren auch Betrüger und scheinbare Wunderheiler unterwegs, die auf Ehre und auf das Geld ihrer Zuhörer aus waren.

Demgegenüber stellt Paulus ganz klar heraus, dass er von Gott selbst als Apostel mit dem Evangelium betraut wurde. Er hat seine Vollmacht und seine Würde von Gott selbst bekommen. Und er betont auch seine Lauterkeit und seine Liebe zur Gemeinde.

Er hat aus der Verkündigung des Evangeliums keine materiellen Vorteile bezogen, sondern hat seinen Lebensunterhalt durch seine Arbeit selbst verdient. Er hat sich um die Christen in Thessalonich nicht wie ein Schmeichler bemüht, sondern wie es Eltern, wie es Mutter und Vater für ihre Kinder tun. Gott, der die Herzen der Menschen kennt, kann die Wahrheit seiner Worte und die Richtigkeit seines Verhaltens bezeugen.

So wie eine Mutter an das Wohl ihrer Kinder denkt und für sie in Liebe und Fürsorge da ist, in Milde und Freundlichkeit, so hat Paulus keine Mühe und Arbeit gescheut, um der Gemeinde das Evangelium weiterzugeben. Und dabei ist eine enge Bindung an die Gemeinde entstanden, die über die rein sachliche Weitergabe des Evangeliums weit hinausgeht:

So haben wir Herzenslust an euch und sind bereit, euch teilhaben zu lassen nicht allein am Evangelium, sondern auch an unserem Leben; denn wir haben euch lieb gewonnen.

Paulus hat sich selbst der Gemeinde hingegeben und hat aus Liebe zu ihr seine ganze Kraft, seine Zeit und auch seine Gesundheit in ihren Dienst gestellt. Für ihn und für seine Gefährten eigentlich fremde Menschen haben sie lieb gewonnen und fühlen sich herzlich zu ihnen hingezogen.

Das ist sicherlich etwas, was man nicht „machen“ kann bei der Weitergabe des Evangeliums, sondern es ist ein Geschenk Gottes, wenn eine so enge Beziehung zu einer Gemeinde entsteht. Aber es bedeutet eben auch, dass Paulus bei Problemen in der Beziehung zu den Gemeinden, wie wir es von der Gemeinde in Korinth erfahren, persönlich gelitten hat. Er hat eben nicht nur eine „professionelle“ Beziehung zu seinen Gemeinden gehabt, bei der er seine eigene Person hätte außen vor lassen können. Sondern er war mit seinem ganzem Ich und mit seinem ganzen Herzen dabei, wenn er das Evangelium auf seinen Missionsreisen geteilt hat.

Ich denke, das bedeutet auch für uns heute, dass wir in der Mission, in der Weitergabe des Evangeliums uns selbst als Person ganz mit einbringen müssen, wenn wir Menschen erreichen wollen. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass Glaube vor allem durch persönliche Beziehungen vermittelt wird. Das ist heute nicht anders als in der Zeit der ersten Christen. Der Kirchenvater Bischof Cyrill von Alexandrien wurde einmal gefragt: "Was tust du mit jemandem, der das Christsein lernen will?" Er antwortete: "Ich lasse ihn ein Jahr lang in meinem Haus wohnen."

Liebevolle Zuwendung und Herzenswärme gehören zur Weitergabe des Evangeliums dazu, genauso wie das gegenseitige Öffnen füreinander und das Teilhabenlassen am Leben des anderen. Das ist heute genauso wie damals bei Paulus und den Christen in Thessalonich.

Autor/-in: Pastor Rainer Gremmels