12.11.2018 / Wort zum Tag

Vom Segen des Gebens

Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.

2. Korinther 9,6

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Seit ein paar Jahren bekommen meine Kinder Taschengeld. Und es ist ganz interessant zu sehen, wie die Kinder mit ihrem plötzlichen Reichtum umgehen. Da ist die eine Tochter, die das Taschengeld spart. Und wenn sie sich mal was kauft – was Süßes oder vielleicht ein kleines Andenken – dann überlegt sie sehr lange: Ist die Sache mir das wirklich wert? Aber eigentlich ist Geld ihr gar nicht so wichtig. Sie vergisst auch schon mal über Wochen, das Taschengeld bei uns einzufordern. Und so sammelt es sich an. Wer weiß, vielleicht hat sie eines Tages einen größeren Wunsch, den sie sich dann erfüllen kann.

Meine andere Tochter ist da ganz anders. Hundert Dinge fallen ihr sofort ein, die sie gerne hätte. Und wenn wir sagen, dass sie nicht alles einfach so kriegen kann, ist ihre Antwort: „Dann kaufe ich mir das eben von meinem Taschengeld!“ Aber sie schafft es nicht, über längere Zeit zu sparen. Die Süßigkeiten an der Supermarktkasse sind viel zu verlockend. Also gibt sie ihr Geld leichtherzig aus – und trägt ihre Trophäen nach Hause. Oder isst sie gleich auf.

„Denkt daran“, schreibt Paulus an die Korinther, „wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte.“

Meine ältere Tochter, die sparsame, hat nicht oft etwas für ihr Geld in der Hand. Sie sät nicht – sie erntet nicht. Die Kleine dagegen gibt freizügig aus – und hat auch was davon. „Wer spärlich sät, erntet wenig, wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte.“

Nun geht es Paulus nicht ums Taschengeld – sondern ums Spenden: Gib für Gott ab von dem, was du hast. Und du wirst erleben, dass es sinnvoll ist. Dass anderen geholfen wird. Oder dass die Gemeinde blüht. Und Gott gefällst du damit auch noch. Keine Frage: Spenden ist wichtig. Aber wie? Haben Sie einen Dauerauftrag, so dass regelmäßig Geld für einen guten Zweck vom Konto abgebucht wird? Oder warten Sie lieber ab und spenden gezielt? Oder werfen Sie einfach jede Woche den gleichen Betrag in die Kollekte, egal wofür? Paulus meint: Wie du es machst, ist egal. Hauptsache du tust es. Und du tust es aus freien Stücken. Weil es sich für dich richtig anfühlt. Weil Gott es dir so aufs Herz gelegt hat.

Wenn ich den Umgang meiner Töchter mit ihrem Taschengeld beurteilen sollte, wäre ich hin- und hergerissen. Einerseits bewundere ich die Große. Die gut überlegt und Sparsamkeit übt. Und dann ganz gezielt kauft, was sie für richtig hält. Aber ist das nicht auch ganz schön knauserig? Andererseits gefällt mir auch der unbedarfte Umgang der Kleinen. Schließlich ist Geld zum Ausgeben da und nicht zum Horten. Aber muss sie nicht lernen, auch mal abzuwarten?

Neulich gab es einen Moment, der mich wirklich zum Staunen gebracht hat. Wir waren als Familie im Zoo. Am Ausgang gab es einen Souvenirshop. Die Augen meiner Kleinen gingen fast über. Am liebsten hätte sie alle Stofftiere gehabt, die dort lagen. Aber ziemlich schnell wurde klar: Für nichts davon reichte das Kleingeld in ihrem Geldbeutel.

Die Große dagegen erklärte unbeeindruckt: Ich hab genug Stofftiere. Das brauche ich alles nicht. Wohl wissend, dass neben ihren paar Euro im Geldbeutel zu Hause noch viel mehr im Sparschwein lag. Dann bemerkte sie die traurigen Augen ihrer kleinen Schwester. Sie sah noch mal genauer in die Auslage. Schließlich kaufte sie einen kleinen Stoffaffen und drückte ihn der Kleinen in die Hand. Einfach so. Und wir gingen mit zwei strahlenden Kindern nach Hause. Die Kleine strahlte, weil ihr ein Wunsch erfüllt wurde. Und die Große, weil sie einen Wunsch erfüllen konnte.

Wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte. An diesem Tag haben unsere Töchter beide geerntet. Und die Große hat gelernt: Etwas zu geben macht mich nicht ärmer – sondern reicher.

Also: Wie und wofür geben Sie eigentlich? Und von welchem Überfluss könnten Sie heute abgeben? Das muss ja nicht unbedingt Geld sein. Man kann auch Zeit verschenken. Oder praktische Hilfe. Eins ist sicher: Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Autor/-in: Annette Lapp