02.05.2022 / Wort zum Tag

Versprochen!

HERR, deine Ratschlüsse von alters her sind treu und wahrhaftig.

Jesaja 25,1

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„Versprich nur das, was du auch halten kannst!“ - So mahnte mich mein Vater, wenn ich den Mund mal wieder zu voll nahm. Heute bin ich selber so alt wie er damals und muss zugeben: Ein guter Rat war das. Ich habe ihn bislang fast immer beherzigt. Nur fast, muss ich sagen. Denn Mensch bleibt Mensch. Wir irren öfter als wir denken und wir überschätzen uns öfter als wir denken. Kein Mensch ist einwandfrei und perfekt. Wie damals, als ich wirklich meine Versprechen einhalten wollte, z.B. zur vereinbarten Uhrzeit nachhause zu kommen. Einmal stürzte ich meine Mutter in die Verzweiflung, weil ich nach der Schule nicht kam. Ich hatte beim Spiel mit einer Freundin die Zeit vergessen. Sie können sich sicher vorstellen, was mir blühte, als ich schließlich spät nachmittags zuhause eintrudelte. Ich hatte mir nichts dabei gedacht. Aber als mich meine entsetzte und gleichzeitig erleichterte Mutter unter Tränen schüttelte und fragte: „Kind, wo bist du nur gewesen? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“, da wusste ich: Das darf ich nie wieder tun. Leichtfertige Versprechungen haben ihre Konsequenzen, wenn ich den Mund zu voll nehme und mich selbst überschätze. Es kann schiefgehen.

Nicht so bei Gott. Wenn er etwas verspricht, dann hält er es. Was er sich vornimmt, das macht er. Ich lese den Losungstext der Herrnhuter Brüdergemeine für heute aus dem Jesajabuch, Kapitel 25, Vers 1: „Herr, du bist mein Gott! Ich lobe und preise dich, denn du vollbringst wunderbare Taten. Was du vor langer Zeit beschlossen hast, das hast du in großer Treue ausgeführt.“

Was hat Gott schon lange versprochen? Und was wird er künftig tun? - Er wird ein Festmahl für alle Völker halten. Ein paar Verse weiter steht: „Dann zerreißt er den Trauerschleier, der über allen Menschen liegt, und zieht das Leichentuch weg, das alle Völker bedeckt. … Er wird den Tod für immer und ewig vernichten. Der Herr, der allmächtige Gott, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen. Er befreit sein Volk von der Schande, die es auf der ganzen Erde erlitten hat. Das alles trifft ein, denn der Herr hat es vorausgesagt.“ Gott verspricht den kriegsgeplagten Israeliten ein Ende aller Schrecken und Gräueltaten. Und darüber hinaus ein Ende von Leid und Elend für alle Menschen und Völker. Ist das nicht wunderbar?

Gott zu glauben, ihm zuzutrauen, dass er sein Wort hält, bedeutet Hoffnung für die ganze Welt. Für eine Welt, die von alters her von Krieg, Mord und Totschlag, Lug und Betrug beherrscht wird. Wann in der Geschichte der Menschheit gab es Frieden und Gerechtigkeit für alle? -  Noch nie! Doch genau das verspricht Gott: Frieden für die Völker und für jeden einzelnen Erdenbürger. „Erwarten wir getrost, was kommen mag, Gott ist bei uns am Abend und Morgen“, dichtete Dietrich Bonhoeffer, als die Welt im Paradeschritt unterzugehen drohte. 

Geben wir die Hoffnung auf Frieden nicht auf. Gott hat ihn versprochen. Zum Schluss lese ich aus dem Jesajabuch, Kapitel 19. Es geht darin um ein Völker übergreifendes Friedensversprechen: „Mitten in Ägypten wird ein Altar stehen, der dem Herrn geweiht ist, und an der Grenze des Landes wird man eine Gedenksäule für ihn errichten. In dieser Zeit wird eine Straße von Ägypten nach Assyrien führen. Die Assyrer und Ägypter besuchen einander und dienen gemeinsam dem Herrn. Israel ist dann der Dritte im Bunde, ein Segen für die ganze Erde. Der Herr, der allmächtige Gott, wird sich diesen Völkern zuwenden und sagen: Ich segne euch, Ägypter, ihr seid mein Volk! Ich segne auch euch Assyrer, ich habe euch geschaffen. Und ich segne euch Israeliten; ihr gehört zu mir.“

Gott liebt diese Welt. Sein Friedensversprechen beziehe ich deshalb mutig auf alle Länder, die sich zurzeit bekriegen.

Autor/-in: Mag. Theol. Rositta Krämer