22.07.2024 / Anstoß - Gedanken zum Tag

Verblüffend ehrlich

Das ist gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin. Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als Erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben.

1. Timotheus 1, 15+16

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Ich komme aus einer Zeit, in der die Eltern sich sehr gut überlegt haben, was sie ihren Kindern über sich selbst preisgeben. Die Eltern waren doch die Vorbilder und das hieß, sie mussten immer gute Entscheidungen treffen, durften keine Schwächen zeigen und Fehler wurden nicht zugegeben. In den Gesprächen durfte es auf keinen Fall  zu persönlich werden. Abstand war gut und angebracht.

Der Apostel Paulus sah das vor rund 2000 Jahren ganz anders. In seinem Brief an Timotheus, bezeichnet er diesen gleich in den ersten Zeilen als seinen Sohn. Es ist also so, als ob ein Vater folgende Zeilen an sein Kind schreibt: „Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Unter ihnen bin ich selbst der schlimmste. […] Er wollte mit mir ein Beispiel aufstellen, was für Menschen künftig durch den Glauben – das Vertrauen auf ihn – zum ewigen Leben kommen können.“ (GNB)

In seinem Brief bezeichnet sich Paulus als der schlimmste Sünder. So etwas sollte ein Vater seinem Kind doch nicht sagen, geschweige denn schreiben! Oder? Nein! Denn Paulus zeigt dadurch Timotheus und mir wie unfassbar groß Gottes Gnade ist, die er für seine Kinder hat. Paulus Ziel ist nicht, sich selbst klein zu machen, sondern Gottes Größe herauszustellen.

Es ist, als ob Paulus Timotheus und mir schreiben wolle: Ganz egal welche Vergangenheit du hast, ganz egal, welche Fehler du heute schon begangen hast, Gottes Vergebung und seine Gnade gelten auch dir.

Autor/-in: Tobias Schier