08.05.2018 / Wort zum Tag

Vage Hoffnung oder Gewissheit?

Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.

Hebräer 10,23

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Liebe Hörerinnen und Hörer, woran kann ich mich festhalten, wenn mir der Boden unter den Füßen wegbricht? Was gibt mir Halt, wenn ich mich nicht mehr selbst auf den Beinen halten kann?

Das heutige Bibelwort steht im Hebräerbrief, Kapitel 10, Vers 23: „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.“

Mir steht bei diesem Satz ein Schiffbrüchiger vor Augen. Er hat vom untergegangenen Schiff noch einen Holzbalken erwischt. An dem klammert er sich fest. Mehr kann er nicht tun – nur warten. Vielleicht kommt ein Schiff in der Nähe vorbei und nimmt ihn auf. Vielleicht. Aber das ist nur eine vage Hoffnung. Die bedrohliche Situation ändert sich allerdings grundlegend, wenn tatsächlich ein Schiff auf ihn zusteuert. Aus der vagen Hoffnung wird eine gewisse Hoffnung. Jetzt gilt es, nur noch durchzuhalten und den rettenden Balken nicht loszulassen.

Der Hebräerbrief richtet sich an bedrohte christliche Gemeinden. Sie werden beargwöhnt, unterdrückt und schließlich mit dem Tod bedroht. Viele sind zutiefst verunsichert. Schon mancher hat den Glauben aufgegeben. Viele haben alle Hoffnung verloren.

In dieser Lage ermutigt  Gott sie: Haltet in eurer Todesangst am Bekenntnis der Hoffnung fest. Dieses Bekenntnis ist keine vage Vermutung, keine schwankende Hoffnung. Das Bekenntnis zu Jesus, dem Auferstandenen, erweist sich als absolut zuverlässig. Er ist auch bei uns, auch wenn alles um uns wegbricht; auch wenn uns der Boden weggezogen wird.

Gibt es eine Garantie für diese Hoffnung? In Offenbarung 3,14 trägt Jesus einen seltsamen Namen. Dort heißt es: „Das sagt der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge Gottes!“ Das Wort Amen bedeutet ja nicht „Ende“, wie manche annehmen. Nein, der hebräische Gebetsruf Amen bedeutet: fest, zuverlässig, gewiss. Wenn wir Amen sagen, dann unterstreichen wir das Bekenntnis der Hoffnung. Jesus lebt. Er ist heute für mich da. Sein Wort trägt mich in allen Abgründen und Untiefen des Lebens. Jesus ist der einzige, der vom Tod in der Vergangenheitsform reden kann. Wir können vom Tod nur als Zukunft sprechen. Wir werden sterben. Aber Jesus sagt: „Ich war tot und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle“. Wer den Tod hinter sich hat, den kann man nicht mehr erschrecken. Wer die Hölle besiegt hat, dem kann man nicht mehr drohen.

Es ist also keine oberflächliche Mahnung wie „Kopf hoch!“, die uns Gottes Wort heute zuruft. Es ist vielmehr Rettung in höchster Not. Was immer Sie, liebe Hörerinnen, liebe Hörer, an diesem Tag erwartet, halten Sie sich an Jesus fest. Er lässt Sie nicht fallen. In schweren Zeiten bleibt er treu und hört Ihr Gebet.
Amen

Autor/-in: Prof. Dr. Rolf Hille