10.05.2021 / Das Gespräch
Unternehmen Hoffnung
Tobias Merckle investiert in Menschen und möchte scheinbar hoffnungslose Fälle zu Hoffnungsträgern machen.
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„Scheinbar Hoffnungslose zu Hoffnungsträgern machen“, das ist die Vision von Tobias Merckle. Während eines freiwilligen sozialen Jahrs in den USA wird ihm nach einem Besuch im Gefängnis klar, dass es seine Berufung ist, mit Straffälligen zu arbeiten. Er will eine Alternative zum Strafvollzug aufzubauen, denn er ist überzeugt: „Viele Straffällige zusammenzusperren und sie dem Einfluss der negativen Insassen-Subkultur zu überlassen, kann keine Lösung sein – nicht für die Insassen, aber auch nicht für die Gesellschaft.“
Tobias Merckle entscheidet sich gegen eine Karriere im Familienunternehmen und studiert Sozialpädagogik. 2003 wird seine Vision wahr. Mit dem Seehaus Leonberg und später mit dem Seehaus Leipzig entsteht ein Gefängnis ohne Mauern und Gitter. Die Jugendlichen wohnen mit einer Familie in einer Wohngemeinschaft. Es gibt einen strengen Tagesablauf und feste Regeln. Jeder soll lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich mit seinen Straftaten auseinandersetzen. Dazu hat das Seehaus unter anderem das Programm „Opfer und Täter im Gespräch“ entwickelt, bei dem unbeteiligte Opfer und Täter sich austauschen.
Um weiteren Menschen, die keine Hoffnung (mehr) haben, eine Perspektive zu geben, gründet Tobias Merckle 2013 die Hoffnungsträger Stiftung. In Deutschland setzt sie sich unter anderem für Geflüchteten ein und entwickelte mit den Hoffnungshäusern ein integratives Wohnprojekt. In verschiedenen anderen Ländern unterstützt die Stiftung Familien von Gefangenen und setzt sich für Resozialisierung und Versöhnung ein.
Wieso es wichtig ist, Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen, welche Rolle sein christlicher Glaube bei seinem Engagement spielt und warum er sich für „wiedergutmachenden Gerechtigkeit” einsetzt, das erzählt Tobias Merckle im Gespräch mit Stephan Steinseifer.
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