02.02.2016 / Wort zum Tag

Unendlich geborgen

Das Erdreich erschrickt und wird still, wenn Gott sich aufmacht zu richten, dass er helfe allen Elenden auf Erden.

Psalm 76,9–10

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In einem alten Lied, im Psalm 76 heißt es: „Das Erdreich erschrickt und wird still, wenn Gott sich aufmacht zu richten, dass er helfe allen Elenden auf Erden.“
Mir kam beim Lesen dieses Bibelwortes die Psalm - Meditation von Johannes Hansen in den Sinn. Er hat sie in seinem Buch „Unendlich geborgen“ überschrieben mit den Worten:  Wir haben Gott klein gemacht. So gibt er den 76. Psalm wieder:
Unsere Gehirne begrenzen sein Maß. Unser Urteil schalten wir ihm vor.
Unser Wille weicht seiner Wahrheit aus. Unsere engen Herzen sperren ihn ein.
Unsere Interessen machen ihn nützlich. Wir haben Gott klein gemacht.
Unser Denken macht ihn zur Theologie. Unsere Gebete schreiben ihm Benehmen vor.
Unsere Predigten reden an ihm vorbei. Unsere Liturgien machen ihn zur Legende.
Unsere Frömmigkeit macht ihn bürgerlich. Wir haben Gott klein gemacht.
Er passt nicht in unsre Montagehallen. Er darf nicht entscheiden in den Redaktionen.
Er soll nicht hineinreden in unsere Büros. Er darf nicht mitmischen in unseren Labors.
Er soll nicht lehren in unseren Schulen.
Gott aber bleibt Gott gegen uns und so für uns.
Namen machen ihn bekannt: Herrlich, ewig, mächtig, furchtbar, schrecklich und gnädig ist er.
„Das Erdreich erschrickt und wird still, wenn Gott sich aufmacht zu richten, dass er helfe allen Elenden auf Erden.“
Gott sei Dank, dass er Gott bleibt, gegen uns und so für uns. - Soweit Johannes Hansen.
Mir machen diese Worte deutlich, wie wirklichkeitsfremd  das Gerede vom „lieben Gott“ ist. Gott ist nicht lieb! Gott ist die Liebe, ja. Einer, der das Leben liebt, die Menschen liebt, ja. Gerade darum ist es ihm nicht egal, wenn sein Recht, sein Wille und sein Anspruch auf uns, seine Geschöpfe, von uns gebrochen wird. Der Gott, der sich in der Bibel offenbart, ist ein liebender, fühlender, emotions – und energiegeladener Gott. Er handelt und regiert. Ihm sind seine Schöpfung und unser menschliches Tun und Handeln nicht gleichgültig.                   
Der Psalmbeter Asaf stellt uns Gott als einen parteiischen Gott vor. Ein Richter, der sich auf die Seite derer stellt, deren Recht gebrochen wird.  Der das Unrecht hasst und Respekt und Achtung fordert. Einer, der das Fürchten lehren kann und mit dem nicht zu spaßen ist. Vom unbezwingbaren Herrscher, von einem unzerstörbaren Hort ist die Rede.
Bemerkenswert finde ich die Wirkung Gottes auf die Feinde:
Zur Beute macht er die Starkherzigen, wie es in einer anderen Übersetzung heißt.
Sie sanken in den Schlaf. Den Kriegern versagten die Hände. Von Gottes Drohen waren Wagen und Pferde wie betäubt.
Das Erdreich erschrak und verstummte, als es Gottes Urteil vernahm.
Gott sei Dank ist Gott auch ein furchteinflößender Richter, der sich nicht alles bieten lässt. Der die Unterdrückten und Angegriffenen, die Verfolgten nicht einfach so – passiv, nichtssagend, wehrlos – ihrem Schicksal überlässt.
Ach, wäre es doch so: Würde Gott doch viel öfter so eingreifen und könnten wir ihn so erfahren! Wäre es doch so, dass uns Menschen die Ehrfurcht vor Gott lehren würde, nicht zu hassen und nicht zu töten. Was für ein Segen wäre es, wenn Gottes Worte, die im Psalm beschriebene Wirkung, heute erzielen würde: Dass in den Hassenden und Kriegführenden der Wunsch zum Krieg und zum Töten erlahmen würde. Die Unterdrücker die Lust verlieren würden, andere auszubeuten. Den Kriegstreibern die Kraft zum Anheizen von Hass und Gewalt versagen würde. Wir haben dies alles nicht in der Hand. Das aber ist sicher: Gott wird nicht auf Dauer tatenlos zusehen, wenn Menschen einander das Leben zur Hölle machen.
An dem Tag, an dem Jesus Christus sichtbar für alle auf unserer Erde erscheinen wird, wird er deutlich machen, was Gottes Namen bedeuten: Herrlich, ewig, mächtig, furchtbar, schrecklich und gnädig ist er.
Sorgen wir dafür, dass unser Gottvertrauen seinen Ausdruck findet in der Ehrfurcht vor Gott und vor dem Leben und in der Liebe zu allen Menschen. Gestalten wir unser Leben nach den guten und heilsamen Worten Gottes.
Lassen wir mit Jesus den Frieden Gottes unser Leben erfüllen und verändern.
Staunen wir ganz neu darüber, dass Gott Gott bleibt.
 

Autor/-in: Pastor Harry Moritz