07.12.2021 / Wort zum Tag

Und davor?

Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist.

Hebräer 11,3

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Was war davor? Zunächst scheint es für Eltern oder Großeltern spannend, solche Kinderfragen zu beantworten. Dann aber wird es ermüdend. Und davor? Und davor? Es gibt immer ein Davor. Und es entzieht sich immer wieder unserer Kenntnis. Da werden Fernsehfilme gezeigt, die mit Computeranimationen das abzubilden suchen, über das wir nur spärliche Hinweise haben. Besonders die Welt zur Zeit der Saurier. Manches davon ist faszinierend, manches sehr einleuchtend. Das Meiste kann ich gar nicht überprüfen. Es sind beeindruckende und gewagte Theorien dabei. Ob sie wirklich stimmen? Wissenschaftler sagen: So könnte es gewesen sein. Es hat eine gewisse Plausibilität. Aber vielleicht kommen wir in 20 oder in 100 Jahren noch zu ganz anderen Erkenntnissen – wer weiß.

Der Verfasser des Hebräerbriefes fragt noch weiter davor. Für ihn steht fest – es muss eine Zeit gegeben haben, in der es ein Nichts gab. Da war noch nichts. Nicht nur die grüne Wiese. An die grüne Wiese wurde ich vor einiger Zeit erinnert, als wir noch einmal an den Stätten meiner Kindheit waren. Da stehen Wohnblocks, in denen viele Menschen leben – und ich war der einzige unserer Gruppe, der noch wusste: Hier habe ich als Kind auf einer Wiese gespielt – Kühe weideten da, aber es gab noch nicht ein einziges Haus. Und davor? Gott schafft die Welt nicht wie der Architekt sein Haus auf der grünen Wiese. Er schafft auch die grüne Wiese. Er schafft durch sein Wort aus dem Nichts.

Wir können uns - glaube ich - beides nicht wirklich vorstellen: Das Nichts ist nicht vorstellbar. Und dass es einen Gott gibt, der alles geschaffen hat, können sich viele Menschen auch nicht vorstellen. Wir brauchen den Glauben. Das heißt: Wir brauchen das Grundvertrauen, dass wir Gott das zutrauen. Gott lässt sich nicht aus der Schöpfung beweisen. Aber wer ihm glaubt, der kann nur staunen über all die Wunder seiner Schöpfung. Der entdeckt auch, dass all das nicht zufällig oder von selbst geworden ist. Wir haben die Gene und die Genetik entdeckt – und dadurch noch einmal neu gesehen, wie kompliziert die Bausteine des Lebens sind. All das hat einen Urheber.

Gott hat die Welt durch sein Wort geschaffen. Wer dann fragt: Wie hat er das gemacht, der fragt falsch. Man kann auch nicht fragen: Wie macht ein Baum das, dass seine Blätter früher kommen als andere und bei dem anderen Baum kommen erst die Blüten und dann die Blätter. Irgendwo her muss er es wissen. Irgendwo hat er dies Wissen gespeichert. Wir wissen es nicht. Wir können dem nachgehen und es erforschen. Aber wir können es meines Wissens bis heute nicht genau beantworten.

Wenn wir nach Gottes Schaffen fragen, ist es noch schwieriger, denn Gott ist ja nicht ein Gegenstand wie ein Baum, den man mit allerlei Mitteln untersuchen kann. Der Hebräerbrief kann uns helfen: „Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist.“ (Hebräer 11,3) Es braucht ein Grundvertrauen. Wer das hat, der hat es gut. Wer es nicht hat, der kann es gewinnen. Vertrauen will gewagt werden. Und es wird sich lohnen. Dazu möchte ich sie gern ermutigen: Wagen Sie es doch, Gott zuzutrauen, dass er all das Schöne geschaffen hat – aus dem Nichts. Und lernen Sie neu zu staunen über seine Größe und Macht.

Autor/-in: Pfarrer i.R. Manfred Schultzki