02.06.2011 / Christi Himmelfahrt

Über den Wolken... ist Gottes Sohn zuhause?

Die Berichterstattung über Jesu` Leben endet seltsam: Der Messias verschwindet im Himmel. Was will uns dieser mysteriöse Abschied sagen?

Gefangene in Raum und Zeit

Bei der Frage nach der Himmelfahrt Jesu und der Vorstellung, wo er sich nun „räumlich“ aufhält, müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass 1.Korinther 13 auch für diesen Umstand gilt:

Denn was wir erkennen, ist immer nur ein Teil des Ganzen, und die prophetischen Eingebungen, die wir haben, enthüllen ebenfalls nur einen Teil des Ganzen. Eines Tages aber wird das sichtbar werden, was vollkommen ist. Dann wird alles Unvollkommene ein Ende haben (1.Korinther 13,9-10).

Wie und wo Jesus sich gerade befindet, können wir mit unserem kleinen menschlichen Verstand kaum erfassen. Dass es nicht der Himmel nach der alten Vorstellung ist, also das Weltall über uns, dürfte spätestens seit der Raumfahrt klar sein. Zur Lösung der Frage können die Theorien über die Zeit und Dimensionen stattdessen hilfreiche Impulse geben. Ich denke, dass man sich das Ganze etwa so vorstellen kann:

Wir leben in einer Welt, in der wir gefangen sind von Raum und Zeit. Wir haben eine Welt, ein Weltall, das wir sehen und wir haben eine Spanne Zeit. Die Zeit gibt jedem Menschen den Rahmen vor, innerhalb dessen er in diesem „Gefängnis“ aus Raum und Zeit lebt. Dass es darüber hinaus eine unsichtbare Dimension gibt, ahnen wir. In der Bibel lesen wir etwas von dieser für uns unsichtbaren Dimension, zu der Gott mit seinen Engeln Zutritt hat, bzw. in ihr lebt. Auch Satan und seine Engel befinden sich in dieser Dimension.

Grenzüberschreitung

Während es uns unmöglich ist, auf natürliche Weise in diese Dimension einzudringen, geht das für Gott (aber auch Satan) recht einfach. Ein paar Beispiele, in denen die Bibel uns von dieser für uns unsichtbaren Dimension berichtet:


Das einmal als eine kleine Auswahl an Zeugnissen aus der Bibel, aus denen wir auf eine unsichtbare Dimension schließen können, die um uns herum ist.

In diese unsichtbare Dimension ist Jesus aufgefahren. Wobei das Wort auffahren daher kommt, dass die Jünger Jesus in den Himmel – die Wolken – auffahren sahen (Apostelgeschichte 1,9). Wörtlich steht im Text, dass Jesus emporgehoben und von einer Wolke aufgenommen wurde. Auf diesem Weg verschwand er vor ihren Augen! Daher kommt der Begriff Himmelfahrt Ich finde ihn auch aus folgender Perspektive heraus treffend: Jesus ist über uns, in dem Sinne, dass er den Überblick hat! Er ist oben, in dem Sinne, dass er an höchster Stelle steht!
 

Heinz-Werner Neudorfer schreibt erklärend dazu folgendes:

Den Ansatz zum Verständnis der Himmelfahrt Jesu bietet uns das Stichwort „Wolke“. Die Wolke im Alten und im Neuen Testament hat in der Begegnung mit Gott eine besondere Bedeutung: Sie verhüllt die Herrlichkeit Gottes für das menschliche Auge. In der Wüste erscheint Gott dem Volk immer wieder so verhüllt (vgl. 2. Mose 16,10 u.a.; Psalm 97,2), bei der Verklärung Jesu spricht Gott aus der Wolke zu den Jüngern (Matthäus 17,5 par.), und bei seiner Wiederkunft wird der Menschensohn in einer Wolke kommen (Lukas 21,27) […] Für unsere Stelle bedeutet das: Wenn eine Wolke Jesus, den Auferstandenen, aufnimmt, dann geht er damit in Gottes Herrlichkeit ein, von der Immanenz in die Transzendenz, von einem Augenblick auf den anderen.1

Fazit

Zwischen Jesu Auferstehung und Himmelfahrt gab es mehrere Grenzüberschreitungen Jesu zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt (vgl. Johannes 20,19-23, Johannes 20,26, Johannes 21,1-14). Diese Ereignisse machen etwas davon deutlich, dass Gott größer ist, als Raum und Zeit! Gleichzeitig zeigt das, dass er immer und überall gegenwärtig ist – was wir uns mit unserem räumlich – zeitlichen Denken nicht vorstellen können. Darum ist es gut, wenn wir an dieser Stelle uns unsere begrenzte Erkenntnis bewusst machen.
 

Dazu noch einmal Heinz-Werner Neudorfer:

Naturwissenschaftler haben Berechnungen über die Aufstiegsgeschwindigkeit Jesu angestellt, Kosmonauten haben im Weltraum nach Jesus gesucht und so die Unmöglichkeit des biblischen Berichts erbringen wollen. Im Hintergrund steht immer die Frage: Wo ist Gott? Wo ist der „Himmel“? Die Bibel beantwortet diese Frage nicht. Sie stellt nur fest, dass Gott erfahrbar in die Geschichte eingreift, dass also an manchen Stellen Immanenz und Transzendenz sich berühren.2

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