29.07.2024 / Wort zum Tag

Trotz allem

Niemand kann sagen: Jesus ist der Herr, außer durch den Heiligen Geist.

1. Korinther 12,3

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„Warum soll ich mich ständig mit komischen Leuten auseinandersetzen?“, war ihre Antwort auf meine Frage, ob sie noch in eine Gemeinde geht. Ich verstehe. Ehrlich gesagt, frage ich mich das manches Mal auch. Der immer größer werdende Meinungsdruck, das Verwässern der gesunden biblischen Lehre, das teilweise auftretende Konkurrenzdenken zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, bzw. unter Ehrenamtlichen, belasten mich. Neid, Schubladendenken und sexuelle Verfehlungen gibt es leider in einigen Gemeinden zusätzlich. So ist es nicht verwunderlich, dass das eine oder andere Gemeindeglied den Rückzug antritt, die Gemeinde, oder im schlimmsten Falle, die Kirche, verlässt. Nur, ist das die Lösung?, frage ich mich.

Der Apostel Paulus gewichtet das Gemeindeleben so: Er sieht die Gemeinde Jesu Christi als Leib Christi, sozusagen als lebendigen Organismus, in der jeder Christ besondere Gaben vom Heiligen Geist erhalten hat, die dem Aufbau der Gemeinde dienen sollen. Diese sogenannten Geistesgaben sollen nicht zur Selbstverherrlichung genutzt, sondern in Liebe zum Wohl aller eingesetzt werden. Eine solche Sichtweise würde nach meinem Dafürhalten jemandem helfen, der z. B. neidisch auf die Gabe eines anderen ist, weil er seine Gabe als minderwertiger betrachtet. Darum will Paulus, dass Gemeindeglieder das Haupt der Gemeinde, welches Christus ist, nicht außer Acht lassen. Schließlich teilt das Haupt, sprich der HERR, die Geistesgaben aus. Hier kommt also der Heilige Geist ins Spiel. Der Heilige Geist offenbart in der Gemeinde Christus Jesus und Gottes Willen durch das Wort der Heiligen Schrift. Ohne das Wirken des Heiligen Geistes treten in manch einer Gemeinde bzw. Kirche leider auch Irrtümer auf, die zwangsläufig Streitereien nach sich ziehen. Es erkrankt sozusagen der ganze Leib an multiplen Funktionsstörungen. Einfacher gesagt: Die Glieder leiden untereinander und aneinander. Manches Mal hilft es tatsächlich, wenn der Druck und das Unverständnis in der Gemeinde zu groß werden, in eine andere Gemeinde zu wechseln. Oder, wie in meinem Falle, sogar einen Wechsel in eine andere Landeskirche zu vollziehen. Bedauerlicherweise hat die Lutherische Kirche meine Ordination, die bereits in der unierten Kirche meiner alten Heimat stattgefunden hatte, am neuen Wohnort nicht anerkannt - trotz eines Theologiestudiums fürs Ehrenamt und der Berufung zur Prädikantin. Begründung dafür war: Für sie gibt es keine Ordination für Menschen im Ehrenamt. Jetzt bin ich offiziell „Predigerin im Ehrenamt“ in der Ev. Reformierten Kirche. Wie dem auch sei. Trotz der Handlungsweise der Lutherischen Kirche bin ich weiterhin überzeugt, dass in einer von Gottes Geist geleiteten Gemeinde ein Christ nicht nur geistlich wächst, sondern als Glied am Leibe von Jesus Christus auch mit jedem anderen Christen verbunden ist und bleibt. Genau darum will der HERR, dass es Gemeinde gibt. Als Glied am Leib Christi erkennt ein Christ an, dass Jesus als Haupt der Gemeinde zweifelsfrei der HERR ist, der bestimmt, wo es langgeht und was in der Gemeinde zu tun ist. Nicht umsonst schreibt Paulus einer konflikthaltigen Gemeinde in Korinth folgendes:

Niemand kann sagen: Jesus ist der HERR, außer durch den Heiligen Geist.

Autor/-in: Aline Jung