17.01.2020 / Wort zum Tag

Taktisch klug und ehrlich

Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.

Matthäus 10,16

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Wochenlang hat die Mannschaft hart trainiert und sich gut vorbereitet. Heute ist der große Tag. Das Spiel gegen den Tabellenersten steht an. Die Spieler sind angespannt und nervös. Aber gleichzeitig freuen sie sich auf die Herausforderung. Endlich können sie zeigen, wer der Stärkere ist.

Kurz vor Anpfiff gibt der Trainer seinem Team letzte Anweisungen: „Nehmt euch in acht. Eure Gegner sind wie reißende Wölfe. Sie werden euch angreifen und versuchen, euer Spiel zu zerstören. Aber lasst euch nicht einschüchtern. Seid weise. Geht taktisch klug vor, so wie wir es trainiert haben. Und bleibt fair dabei. So werden wir gewinnen. Wir schaffen das!“

Ähnliche Worte richtet Jesus an seine Schüler, bevor er sie zum ersten Mal als Wanderprediger ins Land schickt: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ Dieser Vers steht im Matthäus-Evangelium, in Kapitel 10, Vers 16.

Jesus hatte seine Mannschaft gut vorbereitet. Monatelang hat er seinen Jüngern theoretische Lektionen erteilt. Sie haben gelernt, dass Jesus der versprochene Retter ist. Er kann Sünden vergeben, Krankheiten heilen und sogar neues Leben schenken. Mit Jesus fängt Gottes Reich hier auf Erden an. Mit dieser Botschaft und mit der Vollmacht und Kraft, genau solche Wunder zu tun, schickt Jesus sie los.

Dabei verheimlicht Jesus seinen Nachfolgern nicht, dass es auch Ablehnung und Widerstand geben wird. Sein letzter Rat an seine Jünger lautet: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“

Was heißt das „klug sein wie die Schlangen“? Die Schlange gilt an anderen Stellen in der Bibel als hinterlistig, falsch, böse und gefährlich. Gleich am Anfang der Bibel, im Schöpfungsbericht, taucht die Schlange auf. Sie täuscht den Menschen falsche Tatsachen vor und führt sie damit in den Tod.

Neben diesem lebenszerstörenden Aspekt ist die Schlange im Altertum aber gleichzeitig auch ein Bild für Klugheit. Diese Seite sollen sich die Jünger zum Vorbild nehmen. Wenn sie angegriffen oder angeklagt werden, sollen sie gewitzt, scharfsinnig und taktisch klug handeln. Und gleichzeitig sollen sie „ohne Falsch wie die Tauben“ sein; also nicht hinterlistig, sondern geradlinig, offen, ehrlich und fair.

Das ist Jesu Rat an seine Jünger - und auch an uns heute. Diese Anweisung ist besonders wertvoll für Christen, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt und unterdrückt werden. Bei meiner Arbeit für ERF GlobalHope habe ich viele Kontakte zu Partnern und Kollegen, die ihren Glauben nicht offen leben dürfen. Sie müssen ständig auf der Hut sein und weise handeln, um ihre Arbeit nicht zu gefährden. Über so manche Berichte und Ideen kann ich nur staunend lächeln, wenn ich sehe, wie weise, kreativ und gewitzt sie manchmal vorgehen.

Eine Gemeinde in Zentralasien feiert ihre Gottesdienste zum Beispiel in einem Bus. Jeden Sonntag sammelt der Fahrer die Mannschaft ein. Dann dreht der Bus seine Runden. Während der Fahrt hören die Christen eine Predigt, es wird gesungen, Gott gelobt und miteinander gebetet. Am Ende steigen alle wieder aus und gehen gestärkt und fröhlich nach Hause. Für Außenstehende sieht das Ganze so aus, als würde sich diese Truppe immer sonntags zu einem Ausflug treffen.

So fröhlich und gewitzt, kreativ und ehrlich möchte ich auch gerne sein, wenn ich meinen Glauben mit anderen teile. Zwar fühle ich mich weniger wie ein Schaf unter reißenden Wölfen. Aber weise Ideen und Mut kann ich auch gebrauchen.

Autor/-in: Claudia Schmidt