04.03.2018 / Wort zum Tag

Stehaufmännchen

Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen.

2. Korinther 4,8–9

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Der Apostel Paulus sah sich in Korinth nicht selten mit heftiger Kritik konfrontiert. Manche Christen fanden, dass sein Auftreten zu bescheiden sei. Von einem Bevollmächtigten Christi erwarteten sie ein heldenhaftes Auftreten, beeindruckende Autorität und eine blendende Rhetorik. Zwar schrieb Paulus wortgewaltige Briefe. Doch in der direkten Begegnung mit Gemeindegliedern scheint er eher schwach gewirkt zu haben. Das weckte in Korinth ernste Zweifel an seiner Berufung und Begabung als Apostel.

In seiner Antwort auf diese Vorwürfe gibt Paulus zu, dass er kein Superheld sei. Die Sätze aus 2. Korinther 4,8-9 – heute unser Wort zum Tag – formulieren so: «Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.» Im Leben von Paulus reiht sich also keineswegs Sieg an Sieg. Aber sein Dienst als Apostel ist geprägt von Treue, Durchhaltevermögen und von Hartnäckigkeit.

Ich erinnere mich an ein Kinderspielzeug, ein lustiges, kleines Kerlchen mit rundem Bauch, ein Stehaufmännchen. Egal, was man mit ihm machte: Es stand immer wieder auf. Man konnte es umwerfen, unten halten oder auf den Kopf stellen – sobald man es losließ, stand es sofort wieder auf. Vielleicht wackelte es noch ein wenig mit dem Kopf. Aber bald stand das Männchen wieder aufrecht, als sei nichts geschehen. Diese verblüffende Eigenschaft hing mit dem Innenleben dieser Figur zusammen. Ein Gewicht in ihrem Inneren gab ihr Stabilität.

Wir Menschen sind von Natur aus keine Stehaufmännchen. Wir haben ziemlich Mühe, in allen Lebenslagen den Kopf oben zu behalten. Es gibt ja so vieles, was an den Nerven zerrt, uns zu Boden wirft oder niederdrückt: Enttäuschungen, Krankheit, Tod, gescheiterte Beziehungen, Unrecht, Streit. Das alles greift das innere Gleichgewicht an.

Paulus hingegen scheint ein Stehauf-Mann zu sein. Was ihm zustößt, kann ihn wohl aus dem Gleichgewicht bringen, vielleicht sogar mal zu Boden werfen. Aber es kann ihn nicht unten halten. Er steht immer wieder auf und geht weiter. Er verliert nie den Mut. Diese Fähigkeit schreibt er aber nicht sich selber zu. Bescheiden unterstreicht er: Die Kraft, die mir ermöglicht, wieder aufzustehen, kommt von Gott und nicht von mir selbst. Seine Kraft ist im Schwachen mächtig (vgl. 2.Kor 12,9). Er vertraut auf die Zusage Gottes. Ja, es hat sich in seiner Erfahrung immer wieder bestätigt: Gott will uns schwachen, gefährdeten Menschen auf die Beine helfen – immer wieder.

Zwar lässt sich nicht verhindern, dass schlimme Ereignisse und Erfahrungen uns zu Fall bringen. Doch die Kraft des Lebens, die Gott uns schenkt, hilft, dass wir uns wieder aufrichten können. Es mag sein, dass das durchaus anstrengend ist. Und vielleicht stehen wir nach einem Umfaller zunächst nur wacklig auf den Beinen. Doch dank Gottes Hilfe und Kraft können wir den Kopf immer wieder oben halten. Oder eben, wie Paulus schreibt: «Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.» - Schließlich gilt: Gottes Kraft ist in uns Schwachen mächtig.

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach