04.01.2024 / Wort zum Tag

Stadt ohne Mangel

Die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht.

Offenbarung 21,23–24

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Das neue Jerusalem! Inklusive neuem Himmel und neuer Erde! Und immer, wenn ich davon höre oder lese, erinnere ich mich an ein Wort Jesu an seine Jünger: „Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten! Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin. (Joh 12,26; Joh 17,24)“ In meinem persönlichen Glaubensbekenntnis spielt diese Stätte eine große Rolle. Über unseren Köpfen sind Baumeister am Werk unter der Gesamtleitung des großartigen Zukunftsarchitekten und Jerusalemerbauer Jesu! Und ich stelle mir immer ganz einfältig vor, dass er da oben ja nicht alleine baut. Sondern er hat wunderbare Mitarbeiter und Fachleute. Jeder von denen, die viel zu früh die Welt hier verlassen mussten, durch welchen Schicksalsschlag auch immer – jeder von denen darf jetzt Jesus helfen, diese „Stätte“ vorzubereiten. Und irgendwann treffen wir uns nach getaner Arbeit dort oben im neuen Jerusalem.

Interessant ist natürlich, dass es da oben anscheinend keine Arbeit gibt für Elektriker. Denn das Licht und das Leuchten kommt nicht mehr aus der Steckdose. Aber die Elektriker werden in ein Betriebsgeheimnis eingeführt und umgeschult: Gottes Herrlichkeit sorgt für Helligkeit. Und das Lamm ist eine Leuchte. Von der Schlachtbank direkt auf den Kronleuchter.

Zusammengefasst wird das Neue an der Stadt durch das kleine Wort „bedarf“. Die Stadt „bedarf“ nicht mehr… Im Griechischen steht hier das Wort „xreia“. Das bedeutet: Bedürfnis, Notwendigkeit, Bedarf, Mangel, Not. Ich möchte für mich also so übersetzen: In dieser Stadt gibt es keine Bedürfnisse mehr, keinen Mangel.

Wenn ich das richtig verstehe und wahrnehme, dann ist das genau die Not, unter der wir hier am meisten leiden: dass wir so viele Bedürfnisse haben, so viel Mangel. Und wir ständig das Gefühl haben, zu kurz zu kommen. Nicht genug zu haben. Und zu allem „ungenügend“ zu sein, wie es mir oft mein Mathelehrer attestiert hat. Einschließlich mir selbst kenne ich so viele, die zutiefst unzufrieden sind. Schwaben fangen dann immer an zu „bruddeln“. An allem herumzunörgeln. Ganz oft führt die Bedürftigkeit, der Mangel, das Gefühl, zu kurz zu kommen und nicht genug zu haben zu immer größer werdenden Konflikten. Zuerst zum Neid. Dann zum Streit. Dann zum Krieg. Auch das erleben wir in diesen Tagen einmal mehr. Die Menschen haben das Bedürfnis, sich zu nehmen, was sie glauben, dass es ihrem Mangel abhilft.

Das neue Jerusalem, die Stätte, die uns Jesus bereitet, hat keine Bedürfnisse mehr. Da herrscht kein Mangel mehr. Niemand hat mehr das Gefühl: da fehlt doch was! Aber ehrlich gesagt: was nützt mir im Hier und Heute diese Vision. Was kann ich denn jetzt schon gegen meine vielen Bedürfnisse tun, gegen das Gefühl, zu kurz zu kommen, nicht genug zu haben. Mir persönlich hat geholfen, bei den Juden zu lernen, was Shalom heißt. Wir übersetzen es ja gerne mit Frieden. Aber Shalom heißt in allen arabischen Sprachen „Genug haben“. Wenn wir uns gegenseitig mit „Shalom“ grüßen, heißt das weder Hallo noch Tschüss, und schon gar nicht „Friede mit dir“. Sondern es heißt und meint: ich wünsche dir, dass Du genug hast. Und nicht und nie mehr das Gefühl, zu kurz zu kommen. Und diesen Shalom gibt es heute schon. Im Hier und Jetzt. Christus ist nämlich der Friedefürst, der „Zar-Shalom“, der Experte in Sachen Shalom. Und Christus – so sagt es Paulus – ist unser Friede, unser Shalom! 

Es ist gut zu wissen, dass über unseren Köpfen Jesu eine Stätte vorbereitet, ohne Bedürfnisse, ohne Mangel und ohne Mängel. Aber es ist noch besser zu wissen, dass er schon im Hier und Jetzt hilft, mit ungestillter Sehnsucht, mit Bedürftigkeit, Mangel und Not umzugehen. Das Kreuz ist die irdische Stätte, an der er Shalom gemacht hat. Für Dich und für mich! Und in und mit diesem Friedenslicht dürfen wir heute schon wandeln!   

Autor/-in: Heiko Bräuning