03.07.2009 / Wort zum Tag

Sprüche 29,25

Menschenfurcht bringt zu Fall; wer sich aber auf den HERRN verlässt, wird beschützt.

Sprüche 29,25

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Sich vor Menschen zu fürchten, bringt zu Fall ... Weil sie sich vor ihrem Entführer nicht fürchtete, gelang einem Mädchen das Unglaubliche: ein Triebtäter hatte sie schon in den Kofferraum seines Wagens gezwungen. Aber sie wehrte sich so energisch, dass sie sich wieder befreien und wegrennen konnte. Da hat sich jemand nicht gefürchtet – und ist nicht zu Fall gekommen.

Aber auch so kann es gehen: In einer Berliner Kneipe griffen zwei Jugendliche einen Gast an und schlugen auf ihn ein. Ein Freund kam zu Hilfe. Der wurde dann von den Jugendlichen so stark verprügelt, dass er für den Rest seines Lebens gelähmt ist. Da hat sich jemand nicht gefürchtet – und ist dennoch zu Fall gekommen.

"Menschenfurcht bringt zu Fal;l wer sich aber auf den HERRN verlässt, der wird beschützt." Dieser Bibelvers geht so wohlig an uns herunter: Wenn ich mich nur auf Gott verlasse, dann bin ich beschützt, dann wird alles gut in meinem Leben.

Das klingt gut, aber wir erleben es in unserem Alltag oft anders. Nur weil ich auf Gott vertraue, habe ich keine Garantie, vor sexuellen Übergriffen verschont zu sein. Nur weil ich auf Gott vertraue, kann ich mich noch lange nicht in eine Prügelei einmischen. Nur weil ich auf Gott vertraue, kann ich nicht jeden Streit gewinnen.

Wie gelingt mir dieser Spagat zwischen Offenheit und Vorsicht gegenüber meinen Mitmenschen, zwischen Vertrauen auf Gott – und dennoch durchdachtem Handeln von mir?Ich habe in meinem Leben gelernt, dass ich nicht Angst zu haben brauche vor Menschen, aber dass ich achtsam bin ihnen gegenüber, weil nicht alle Menschen mir Gutes tun. Sicher, ich kenne das Gefühl, dass ich Menschen ausgeliefert bin, dass ich meinte, ich habe jetzt gar keine Chance ihnen gegenüber. Aber ich habe mir dann Hilfe geholt. Und im Gespräch mit anderen wurde mir oft genug deutlich, wieviel andere Lösungsmöglichkeiten es noch gibt, auf die ich allein nicht gekommen wäre.

Es gibt Menschen, die sagen von sich, dass sie sich sogar vor sich selbst fürchten, dass sie ihren eigenen Empfindungen und Entscheidungen nicht trauen. Nein, ich fürchte mich nicht vor mir selbst. Aber ich habe in meinem Leben auch gelernt, mitunter mir selbst gegenüber achtsam zu sein. Da bilde ich mir Meinungen, und stelle im Nachhinein fest, dass ich falsch lag. Da treffe ich voller Begeisterung Entscheidungen, und merke hinterher, wie vorschnell ich war. Heute versuche ich, mir genug Zeit zu nehmen zum Überlegen, wenn meine Euphorie, meine Sehnsüchte, meine Ängste mich zu einem Handeln überreden wollen.

Wie steht Gott mir dabei zur Seite? Wie verlasse ich mich so auf Gott, dass er mich beschützt? Gott ruft uns dahin, dass wir ihn zum Mittelpunkt unseres Denkens machen. Wir sollen nachdenken, wie er in bestimmten Situationen handeln würde – und dann auch so handeln. Sich auf Gott zu verlassen, bedeutet zuvor Gottes Weg gegangen zu sein. Dann ist unser Vertrauen auf Gott nicht ein blindes Vertrauen. Sondern es ist ein Vertrauen, das auf seinem Wort, auf seinen Geboten, seinen Hilfestellungen für uns ruht.
Dann erfahren wir, dass unsere Entscheidungen richtig sind, dass sie Bestand haben und dass wir mit ihnen auf einem guten Weg und auf ein gutes Ziel hin unterwegs sind. Dann gehen wir als Beschützte durch unser Leben – heute und an jedem neuen Tag.
 

Autor/-in: Dorothee Döbler