08.09.2011 / Wort zum Tag

Sprüche 19,21

In eines Mannes Herzen sind viele Pläne; aber zustande kommt der Ratschluss des HERRN.

Sprüche 19,21

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Im „Wort zum Tag“ kommt ein Begriff vor, der aus der Mode gekommen ist: Ratschluss. Bei einem Test sagte mir ein junger Mann: „ Ganz einfach: Schluss mit Ratschlägen.“ Das Gegenteil ist aber gemeint, wenn wir im Alten Testament in den Sprüchen die Lebensweisheit aus der Bibel für diesen Tag lesen: „In eines Mannes Herzen sind viele Pläne; aber zustande kommt der Ratschluss des HERRN“ (Sprüche 19,21).

Heißt das etwa, wir sollen nicht planen? Ist alles höherer Ratschluss, d. h. bereits beschlossene Sache? Verantwortliches Handeln darf doch nicht blind und planlos sein. Im Alltag muss ich situationsbedingt  beobachten, abwägen, werten, entscheiden.Ich muss die Folgen meines Handelns ernsthaft bedenken. Ich kann doch nicht einfach in den Tag leben und abwarten, bis etwas vom Himmel fällt. Wenn ich nicht über meine Verhältnisse leben will, brauche ich einen Haushaltsplan. Wenn ich ein Haus bauen will, brauche ich einen Finanzierungsplan. Für meine Altersvorsorge brauche ich einen Sparplan. Ich kann nicht ohne Kalender – einen Terminplaner - auskommen. Es trifft zu: In meinem Herzen und in meinen Gedanken sind viele Pläne. Wenn da doch nicht ein „Aber“ wäre, das mich wie ein Stoppschild ansieht „Aber zustande kommt der Ratschluss des Herrn.“. Was ist  falsch bei meinem Planen?  Vielleicht dieses: Alles dreht sich bei meinem Planen um das kleine Wörtchen „ich“.

Das erinnert mich an eine biblische Geschichte. Jesus berichtet von einem Mann, der eine reiche Ernte einbrachte und als verantwortlicher Geschäftsmann drauf los plante. „Ich will die vorhandene kleine Scheune abreißen. Ich will eine größere bauen. Ich will für viele Jahre meine Ruhe haben, von meinen Ersparnissen leben und mein Leben genießen“ (vgl. Lukas 12,16ff). Gott erhebt Einspruch mit einem „Aber“ gegen diese eigenmächtige Planung: Du hast bei deiner Lebensplanung einen Faktor vergessen. Kundentermine kannst du planen. Aber einen Termin schreibe ich in deinen Kalender: Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern.

Nichts gegen Pläne, aber gegen eine bestimmte Art von Plänen. Bei Jesus lerne ich: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Und er zieht für sich Bilanz: „Meine Speise ist die, dass ich den  Willen meines Vaters tue ...“ (Joh.4,34). Jesus steht vor Gott als der Gehorsame und als der Freie. Als der Gehorsame tut er den Willen seines Vaters. Als der Freie bejaht er den Willen Gottes aus eigenster Erkenntnis. Und diesen Faden nehmen die Nachfolger Jesu auf und machen ihn zu ihrem Lebensprogramm. Mehrmals lesen wir in der Bibel: Was sollen wir tun? Das fragen am Jordan die Hörer Johannes den Täufer. Das fragen die Dreitausend nach der Pfingstpredigt. Und Paulus kennt nach seiner Bekehrung auch nur dieses Thema: Herr, was willst du, das ich tun soll? Abhängigkeit von Gott ist für Christen die höchste Erfahrung von Freiheit. Für die menschliche Logik ist das ein Widerspruch. Wer aber Gott von ganzem Herzen sucht und nach Gottes Willen fragt weiß, dass er ohne Gott nicht sein kann. Er kann sich selbst und seine Lebensplanung ohne Gott nicht  vorstellen. Er kreist nicht mehr um sich selbst. Gott ist für ihn konkurrenzlos wichtig.. Er fragt nicht nur an den Knotenpunkten des Lebens wie Heirat, Berufswahl, Ortswahl nach Gottes Willen. Im alltäglichen Leben ist er wach und bereit seine Gedanken und Pläne, seine Wünsche und Träume, seinen Umgang mit anderen Menschen unter Gottes Führung zu stellen.
Wie kommt ein Mensch unter die Führung Gottes? Durch Horchen und Gehorchen.

Ich habe gelernt und bin damit noch nicht fertig, dass das Wichtigste am Gebet nicht ist, was ich Gott sagen möchte, sondern was Gott mir sagen will. Deshalb muss ich im Gebet nicht nur reden, sondern auch hören. Gott spricht durch sein Wort. Es gibt keine Führung und damit Einsicht in Gottes Pläne ohne einen täglichen Umgang mit der Bibel.

Autor/-in: Pastor i. R. Eckhard Schaefer