21.04.2012 / Wort zum Tag

Sprüche 15,33

Die Furcht des HERRN ist Zucht, die zur Weisheit führt, und ehe man zu Ehren kommt, muss man Demut lernen.

Sprüche 15,33

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Manche Menschen haben eine tief sitzende Angst vor sich selbst, vor den Verhältnissen, vor anderen Menschen. Und auch Angst vor Gott. Dagegen gibt es eine geistliche Medizin, die ich sehr wirksam erfahren habe: „Wer Gott fürchtet, ist schwer zu erschrecken“(Hartenstein). Ein Bibelvers bestätigt das:
„Die Furcht des Herrn ist die Schule der Weisheit“ (Sprüche 15,33)

Bildung steht heute auf der Tagesordnung aller politischen Parteien. Vom Kindergarten bis zur Hochschulreife wird Wissen vermittelt. Und das Ergebnis ist, dass wir viele kluge Menschen haben, die aber oft nicht weise sind. Die großen Herausforderungen der Gegenwart und die vielen ungelösten Fragen im Blick auf soziale Gerechtigkeit und friedvolles Zusammenleben der Kulturen und Völker lassen sich mit Klugheit allein nicht lösen. Alles Denken des Menschen, alle Philosophie, aller guter Wille reichen nicht aus. Vor 350 Jahren hat ein Pfarrer aus dem Erzgebirge eine Weisheit formuliert, die wir -vielleicht mit anderen Worten- noch heute unterstreichen können: „Unser Wissen und Verstand ist mit Finsternis verhüllet, wo nicht deines Geistes Hand uns mit hellem Licht erfüllet; Gutes denken, tun und dichten, musst du selbst in uns verrichten.“ (Tobias Clausnitzer-1663)
Das ist in der Tat der Kern der Weisheit: Ich bin in meinem Denken und Handeln abhängig von Gott. Solange wir nicht begreifen, dass Gott Gott ist, der Schöpfer und Erhalter des Lebens und wir Geschöpfe sind, ihm verantwortlich, können wir nicht zurechtkommen. Die Welt, in der wir leben, ist Gottes Welt. Kluges Denken geschieht  meist losgelöst von Gott. Freiheit, Selbstbestimmung wollen nichts und niemand über sich haben. Abhängigkeit anerkennt: Wir haben nicht das letzte Wort. Wir können die Rätselhaftigkeit des Lebens nicht entwirren. Gott geht seinen eigenen, erhabenen Gang. Er wohnt in einem unzugänglichen Licht. Der Mensch bestimmt nicht selber, was gut ist und was er darum zu tun hat. So wie er Gott über sich anerkennt, so muss er auch Werte, Normen und Gebote Gottes anerkennen. Zur Weisheit gehört in der Bibel die Einsicht, die so beschrieben wird: „Das Wort Gottes, des Höchsten, ist der Brunnen der Weisheit. Das ewige Gesetz ist ihre Quelle.
Er hat die Weisheit ausgeschüttet über alle seine Werke und über die Menschen...“
(aus Sirach 1)
Furcht Gottes heißt deshalb: Gott ernst nehmen. Das ist mehr als nur Respekt vor einem höheren Wesen. Furcht ist nicht zu verwechseln mit heilloser Angst. Wer sich in seiner Geschöpflichkeit erlebt, erfährt Grenzen für sein Wollen und Tun, weiß um die Vergänglichkeit seines Lebens und Handelns. Er anerkennt die Größe und Allmacht des Schöpfers und spürt das tiefe Erschauern vor der heiligen Gegenwart  Gottes. Ehrfurcht  verbietet in Gott den guten Kumpel zu sehen, der bei Bedarf unsere Wünsche befriedigt oder den „Herrgott“, der bei unseren Heimlichkeiten beide Augen zudrückt. Gott fürchten führt zu der Einsicht: „Ich habe gesündigt. Ich kann keine Ansprüche stellen. Ich kann keine Rechte einklagen. Ich darf hoffen, dass im Hause Gottes für mich ein Platz als Tagelöhner gefunden  wird.“
Diese ehrfürchtige Haltung vor Gott wird mit einem unverdienten Geschenk belohnt. Der heilige Gott schließt mich sündigen Menschen in seine Arme. Ich erfahre, was der Weisheitslehrer im Alten Testament noch nicht wusste und was die Krönung aller Weisheit ist. Das ist die Weisheit des Kreuzes. Diese Weisheit „ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist`s eine Gotteskraft.“ (1.Kor.1,18)
Ich werde ermächtigt zu dem Herrn aller Herren „Vater“ zu sagen. Die ehrfürchtige Schau vor Gottes Heiligkeit und die kindlich vertrauende Liebe zum Vater im Himmel verbinden sich zu einer geistlichen, uns beglückenden Erfahrung. Gottes Geist treibt die Angst aus.
(Röm 8,15) Unsere Welt könnte wieder heil werden, aus einem Stück sein. Wir brauchten nicht zerspalten zu leben zwischen Wissen und Weisheit, zwischen technischer Umwelt und Gottesdienst. Es gilt: Wer Gott fürchtet, braucht sich vor nichts und niemand zu erschrecken.

Autor/-in: Pastor i. R. Eckhard Schaefer