01.06.2012 / Wort zum Tag

Sprüche 14,26

„Wer den Herrn fürchtet, hat eine sichere Festung“

Sprüche 14,26

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Wohin mit dem gewonnenen Glück? Kann man den Erfolg für sich behalten? Muss man tolle Erlebnisse nicht einfach weitersagen? Ein guter Schulabschluss ist doch der
Rede wert. Wer hat schon die große entdeckte Liebe für sich behalten? 
Den Berufsaufstieg müssen doch andere mitfeiern können. An den Urlaubsreisen sollen
Freunde teilhaben. Es erweist sich doch immer wieder: „Geteilte Freude, ist doppelte Freude…“? Das Glück, der Erfolg, der Aufstieg… bekommen doch erst dann ihren Wert, wenn andere sich mit daran beteiligen können.

Doch ist es nicht immer wieder so: Bei aller mitgeteilten Freude, dem Reden vom
Erfolg, dem neuen Arbeitsbereich ist eben keiner frei, nicht auch sich selbst,
sein Können, seine Leistung und seine guten Beziehungen herauszustellen. Wer immer
positiv von sich erzählt, ist nicht  frei davon, auch Anerkennung, Ehre und Lob zu bekommen.

Das wird erst anders, wenn ein Mensch sich bewusst wird, dass er nichts aus sich selbst heraus hat. Alles, was ein Mensch hat und ihm möglich ist, hat er von Gott empfangen. Alles im Leben, ist ein Geschenk Gottes. Die Freude wird erst groß, wenn ein Mensch aus tiefstem Herzen Gott alles Erreichte mitteilt und ihm dafür überzeugt „Danke“ sagt. Diese Dankbarkeit ist es, die Gott in seiner Größe anerkennt und uns frei vom Selbstruhm leben lässt. Das ist wie eine Festung, in der man sich geborgen weiß und nicht der Selbstvermessenheit verfällt.


Und wohin mit unserem Versagen? Gewiss Fehler passieren allen. Schuld im Miteinander
ist nie auszuschließen und geschieht immer neu. Wer das bestreitet, lügt. Dazu kommen die vielen unbedachten Worte, die andere verletzen. Auch unser Verhalten zu anderen hat oft negative Konsequenzen. Den Notleidenden unbeachtet auf der Seite zu lassen, lässt uns auch schuldig werden. Jede Schuld trennt immer auch von Gott.

Wir versuchen vieles vor uns selbst zu entschuldigen. Es ist eben unser Unvermögen. Wer kann schon aus seiner Haut heraus? Wir versuchen, manches zu verdrängen, doch unsere
Schuld steht immer wieder wie ein Steh-auf-Männchen vor uns. Wir treten auf der Stelle. Wir werden mit unserer Vergangenheit nicht fertig. Bei allem Denken, Reden und Tun sind wir eingefangen vom schlechten Gewissen, selbst wenn wir uns sozial engagieren.

Doch das wird erst anders, wenn wir uns zu Gott im Gebet wagen und alle unsere
Schuld, bewusste oder unbewusste, vor ihm aussprechen. Wenn wir vor Gott zu unserer Schuld ehrlich stehen, zugeben und bekennen, dass wir an ihm, Menschen, Tieren und Umwelt schuldig geworden sind, dann erfahren wir von ihm Vergebung aller Schuld. Er setzt uns frei vom Gestern unseres Lebens. Er tut es heute und immer wieder neu, weil Jesus Christus stellvertretend, d.h. an unserer Stelle alle Schuld auf sich genommen hat und mit seinem Leben für uns alle bezahlte.

Diese Erfahrung ist so etwas, wie sie sich bei Gott bergen können, Zuflucht finden. Es ist so,
als treten wir in eine Festung, in der wir zuhause sein können. Da versteht uns Gott, vergibt uns die Schuld und ermutigt uns, mit ihm unser Leben neu zu gestalten. So sind wir frei und können uns voll in Kirche, Gesellschaft und Welt engagieren.


Da gibt es noch die nicht eingetroffenen Erwartungen ans Leben. Bei allem, was hinter uns liegt, ist die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben nicht gestillt. Wir leiden an den Enttäuschungen durch andere. Unsere Grenzen und unser Unvermögen machen uns zu schaffen. Krankheiten und unverstandene Führungen verführen uns zum Grübeln. Zweifel und Fragen stellen sich ein. Manche Anfechtung nimmt uns in ihre Zwänge. Das alles zusammen lähmt die Freude am Leben. Sorgen und Ängste brechen in uns auf: Wie soll alles weitergehen?

Da ist es eine Hilfe, um Gott zu wissen, der alles in seiner Hand hat. Er kommt auch mit der  ganzen Schöpfung zum Ziel. Dieses Ziel ist das kommende Reich Gottes, zu dem wir im Glauben an Jesus Christus unterwegs sind.

So können wir mit allem, was uns bewegt jetzt schon im Vertrauen zu Gott uns äußern. Bei ihm  finden wir eine Offenheit für alles, was uns bewegt und bedrückt. Er reißt uns aus dem Augenblick der Enge heraus. Er nimmt uns in die Weite seiner Herrschaft, die auf seine neue Welt ohne Not, Leid und Tod zustrebt. So  sind wir wie aufgehoben in seiner Hand, wie in einer Festung, und freigesetzt zur Hoffnung, die nicht der Resignation verfällt.

Wer mit Gott, dem Vater Jesu Christi, im uneingeschränkten Vertrauen lebt, der ist nie allein. Er ist letztlich geborgen wie in einer Festung, die keine Macht zerstören kann.
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Siegward Busat