02.01.2023 / Wort zum Tag

Sorgen um Kinder

Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein liebes Kind? Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken; darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss, spricht der HERR.

Jeremia 31,20

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Manchmal sitzen Eltern vor mir und suchen verzweifelt Rat wegen ihrer Kinder. Diese Kinder sind schon 20, 30 oder gar 50 Jahre alt und sie haben eines gemeinsam: sie sind auf die schiefe Bahn geraten. Sie haben vielleicht alles hingeschmissen, sind Drogen verfallen oder haben bereits Bekanntschaft mit der Polizei oder gar dem Gefängnis gemacht.

Verständlich, dass Eltern da verzweifelt sind: Alle gut gemeinten Erziehungsversuche haben scheinbar nichts gebracht. Alle Hilfeversuche sind gescheitert oder wurden gleich ganz zurückgewiesen. Und nun drehen die erwachsenen Kinder endlose Schleifen im Nirgendwo, gefangen zwischen halbherzigen Selbstbefreiungsversuchen und endgültigem Absturz. Die Vorstellungen, die Eltern für das Leben ihrer Kinder haben, sehen anders aus, ganz anders.

Aber es gibt noch etwas anderes, das den Eltern schier das Herz zerbricht. Da gibt es nämlich oft einen weiteren Konflikt. Und dieser Konflikt ist schrecklich:

Die Eltern wollen endlich Ruhe haben. Ruhe vor neuen Hiobsbotschaften und Ruhe vor den hilflosen Angriffen durch ihre abstürzenden Kinder. Und so kommen irgendwann Gedanken auf, das Kind fallen zu lassen oder gar aus dem eigenen Leben ganz zu verbannen. Um irgendwann endlich wieder durchschlafen zu können und nicht mehr so viel weinen zu müssen. Um irgendwie mit dem Leben nochmal neu anzufangen. Ohne die Tochter oder den Sohn im Herzen. Ein wenig zu verstehen, wäre das schon.

Aber letztendlich verstoßen die meisten Eltern ihr Kind doch nicht. Stattdessen bangen sie weiter und bieten, oft vergebens, ihre Hilfe an. Ein endgültiges Fallenlassen, das bringen sie dann doch nicht über´s Herz. Selbst wenn sie Gefahr laufen, daran irgendwann selber zu zerbrechen.

Wie schön, wenn das Kind doch noch die Kurve kriegt und dann auch noch von den Eltern liebevoll die helfende Hand gereicht bekommt. So dass jemand da ist, der Sohn oder Tochter auf dem Weg des Heilwerdens begleitet.

Gott scheint dies alles zu kennen. Also nicht nur, dass Menschen solche Probleme miteinander haben können. Sondern er scheint dies alles tatsächlich aus eigenem Erleben zu kennen. Durch den Propheten Jeremia erfahren wir, was Gott darüber sagt. Im 20. Vers des 31. Kapitels des Jeremiabuches heißt es: „Ist nicht Ephraim mein treuer Sohn und mein liebes Kind? Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken; darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss, spricht der Herr.“

Gott kennt dieses Leiden am Ungehorsam seiner Kinder. Damals waren seine Kinder die Leute vom Volk Israel. Seit Jesus Christus gehören die, die sich zu Jesus bekennen, also die Christen, auch zu Gottes Kindern.

Und auch Gott leidet zweifach: Einmal am Ungehorsam seiner Kinder. Aber auch daran, dass er seinen Kindern einfach immer wieder barmherzig entgegenkommen muss. Eben einfach muss. So sehr, dass er seinen Sohn Jesus sogar für die kleinen, die großen und die ganz großen Fehltritte seiner Kinder sterben ließ. Damit deren Schuld ein für alle Mal gesühnt ist.

Der Mensch, der endlich von seinem Unrecht lassen kann, mag bangen, ob seine Eltern durchgehalten haben und ihm die Hand zu Versöhnung und Hilfe reichen werden. Bei Gott hingegen braucht uns da nicht bange zu werden. Seine ausdauernde Vaterliebe ist so groß, dass er uns immer und immer wieder seine helfende Hand zur Versöhnung reicht, wenn wir Mist gebaut haben und ihn von neuem suchen. Oder wenn wir Gott erstmals suchen. Er liebt uns einfach. Darauf können wir uns verlassen.

Autor/-in: Monika Breuer