30.06.2020 / Wort zum Tag

Sorgen macht alt vor der Zeit

Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

Philipper 4,6

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Das ist einfacher gesagt als getan. Gerade in Zeiten wie diesen kommt das schon fast zynisch an. Je nachdem, wie hart es jemanden getroffen hat, was im Umfeld der Corona-Krise mit seinem Arbeitsplatz, seinem Geschäft oder seiner Organisation geschehen ist.

Immer neue Prognosen und Hiobsbotschaften geistern durch die Presse und das Internet. Von einer neuen Normalität ist da ständig die Rede und davon, dass es nie wieder genauso werden wird wie vorher. Von Weltuntergangspropheten, Verschwörungstheoretikern und Verharmlosern wird uns die Gegenwart und die Zukunft gedeutet. Tag für Tag - und das seit Monaten.

Viele Menschen sind völlig überfordert, hier noch den Durchblick zu behalten. Unsicherheit macht sich breit und beherrscht viele. Und wo Unsicherheit ist, da ist das Sorgen nicht weit. Wir müssen uns schützen, wir müssen das Problem in den Griff bekommen und – wenn möglich – auch ein für alle Mal lösen.

Wir müssen – und dabei wissen wir insgeheim, seitdem eine Pandemie rund um den Erdkreis in wenigen Wochen das Leben von Milliarden Menschen aus der Bahn geworfen und auf den Kopf gestellt hat: Wir haben es nicht in der Hand und nicht im Griff.

Die Sorge wächst mit dem Gefühl der Hilflosigkeit. Und das alles nicht zuletzt auch bei Christen. Deshalb ist es gut, wenn wir uns das heute ganz bewusst vom Apostel Paulus sagen lassen und hinter den Spiegel stecken, damit wir immer wieder daran erinnert werden: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“

Unmittelbar vor diesem Satz – quasi als Voraussetzung dafür – schreibt der Apostel: „Der HERR ist nahe!“ Der Theologe Hans-Joachim Iwand schreibt in diesem Zusammenhang: „Die Sorge ist wie ein Gespenst, das überall da durchs Schlüsselloch schlüpft, wo Menschen dabei sind, die Welt zu regieren unter der stillschweigenden Voraussetzung, dass der Herr nicht nahe ist”.

Tatsächlich können wir nicht an beides gleichzeitig denken, an Gott und an unsere Sorgen. Diese beiden Themen schließen sich irgendwie gegenseitig aus. Entweder vertrauen wir auf die bleibende Nähe Gottes und erwarten ernsthaft sein Kommen – auch in unsere aktuelle Situation hinein - oder aber wir quälen uns selbst herum mit der Lösung von Fragen, die oftmals sowieso außerhalb unserer Reichweite liegen. Wir versuchen, Lasten zu tragen, die gar nicht für uns bestimmt sind. „Sorgen macht alt vor der Zeit.” heißt es im Apokryphen-Buch Sirach – und da ist was dran!

Dass mich hier bitte niemand missversteht. Ich plädiere nicht für gedankenlose Blauäugigkeit und weiß sehr wohl aus eigener Erfahrung, dass Sorgen machen wohl nicht vollständig zu vermeiden ist. Aber die Sorgen sollen uns nicht beherrschen. Die Freude an Gott und die Gelassenheit des Glaubens darf nicht unter Sorgenbergen begraben werden. Deshalb empfiehlt der Apostel Paulus: In allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden.

Paulus wischt also die Dinge, die uns zu schaffen machen, nicht einfach vom Tisch. Unsere Sorgen werden von ihm sehr wohl ernst genommen, aber weitergeleitet an den, der nun tatsächlich zuständig ist und überall eingreifen kann, weil er die Dinge überblickt: Gott.

Jesus selbst hat in der Bergpredigt auch das Thema Sorgen angesprochen. In Matthäus 6,25 heißt es: „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. [...] Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?” Mt 6, 25-26.

Deshalb gilt auch für diesen Tag: „Der HERR ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“

Autor/-in: Bernhard Heyl