04.08.2022 / Wort zum Tag

Sorg(en)los beten

Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

Philipper 4,6

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Während ich über das Bibelwort von heute nachdenke, schwappen mir im Minutentakt Horrormeldungen zum Konflikt in der Ukraine in mein Wohnzimmer. Meine Sorgen stehen Schlange. Krieg mitten in Europa! Was wird werden?

Wie verstehe ich da die Empfehlung von Paulus, die er den Christen in Philippi ans Herz legt?

„Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ (Philipper 4, 6)

Keine Sorgen machen. In jeder Lage beten – und danken. Das fällt mir gerade jetzt so richtig schwer. Was meint Paulus damit?

Ich lese den Bibelvers im Zusammenhang. Paulus zieht in seinem Leben eine persönliche Zwischenbilanz. Was war gut, was nicht? Sein Fazit: Das Beste, was ihm passieren konnte, war die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn.

Gerne stellt er sich als Vorbild hin. „Nehmt ein Beispiel an mir...“, sagt er.

Aber er bleibt nicht bei sich, sondern weist immer wieder auf Jesus hin.

Der Bibelvers von heute ist ein praktischer Tipp. Er hört sich in der Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“ so an:

„Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft in jeder Lage zu Gott beten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm.“

Was bedeutet er für mich, heute, in meiner Angst?

Ohne Gott fangen meine Gedanken an zu kreisen: z. B. so:

„Der Einmarsch der russischen Truppen ist schrecklich. Mein Herz wird schwer. Ich mache mir Sorgen, werde traurig und mutlos, habe Angst. Ich kann nicht mehr schlafen, nichts anderes denken, male mir Horrorszenarien aus und verliere letztendlich den Lebensmut.“

Was hat sich aber an der Situation durch so eine Gedankenspirale geändert? Nichts. Kein Machthaber lässt sich von meinen Gefühlen beeindrucken.

Also versuche ich es mit dem Rat von Paulus:

Der erste ist schon ganz schön schwierig! Macht euch keine Sorgen! Wie soll ich das denn schaffen? Ich laufe denen doch nicht hinterher. Die kommen einfach!

Wobei, manchmal biete ich ihnen eine Plattform, beschäftige mich den ganzen Tag damit. Ist doch klar, dass sie dann größer werden.

Ich lerne: Sorgen wahrnehmen – ja! Ihnen ein Podium bieten – nein!

Als zweites werden wir aufgefordert, Gott von unseren Sorgen zu erzählen. Das mache ich gefühlt den ganzen Tag. Und das tut mir auch gut. Mein Problem liegt eher darin, dass ich meine Sorgen vor ihm bewege, sie aber nicht loslasse... So bleiben sie bei mir.

Wie wäre es, wenn ich sie aufschreibe, Gott vorlese und anschließend wegwerfe? Das probiere ich aus.

Der dritte Rat von Paulus fällt mir leicht: Sagt Gott, was euch fehlt. Da ist meine Liste lang. Bezogen auf den Krieg in der Ukraine fehlt mir Vertrauen. Vertrauen, dass Gott eingreift. Die Geschichte zeigt, dass er es oft genug nicht getan hat. Und da haben auch viele Menschen gebetet.

Obwohl... Bei der friedlichen Revolution 1989 hat er ganz handfest eingegriffen und sogar Wunder getan. Stimmt! Wann habe ich ihm dafür eigentlich zuletzt gedankt?

Damit bin ich beim vierten Rat: Dankt Gott! Da steht nichts von: „Dankt, wenn es eine wunderbare Wendung gibt!“ Oder: „Dankt, wenn eure Wünsche in Erfüllung gehen!“ Nein, vorlaufender Dank ist gemeint. Wenn noch keiner etwas sieht. Dann danken. Nicht, weil sich etwas nach meinen Wünschen erfüllt. Sondern danken, weil Gott das Universum in seinen Händen hält. Er verliert uns kleine Menschen keinen Moment, weder im Leben noch im Sterben, aus dem Blick. Was haben wir doch für einen großen Gott!

Wann, wenn nicht jetzt, gibt es Grund, dass ich mich auf IHN verlasse!

Autor/-in: Silke Stattaus