25.05.2019 / Wort zum Tag

„Singet fröhlich Gott“

Singet fröhlich Gott, der unsre Stärke ist!

Psalm 81,2

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Das brauchen wir ständig: Dass uns mal jemand im hektischen Alltag energisch befiehlt: Halt – und jetzt mal wieder zwischendurch danken und loben Gott mit einem Lied ehren, «Singet fröhlich Gott, der unsere Stärke ist!»

Der das vor Zeiten seinem Volk Israel zuruft, ist ein Dichter und Komponist aus einer berühmten Musikerfamilie. Seit den Tagen des Königs David bis nach dem Exil in Babylon dienten die «Söhne Asafs» als Leviten im Tempel von Jerusalem. Dort waren sie für die Liturgie und musikalische Gestaltung der Gottesdienste verantwortlich. Von ihnen stammen die elf Psalmen 73 bis 83. Ohne Übertreibung kann gesagt werden: Die «Asafs» waren die «Bach-Familie» im alten Israel.

Wir sollten also genau hinhören, warum uns diese begabte Künstlerfamilie auffordert: «Singet und jauchzet fröhlich dem Gott unserer Stärke!»

Der Befehlston verrät, dass Asaf damals offensichtlich gute Gründe hatte, sein Volk zur Anbetung und Verehrung Gottes zu drängen. Wer den ganzen Psalm und die anderen Psalmen von Asaf liest, wird den Grund schnell erkennen. Und er wird wohl ebenso wie Asaf darüber erschrecken, wie schnell sich das Volk Gottes zu allen Zeiten in einer fatalen Gedankenlosigkeit verliert. Nichts macht offensichtlich vergesslicher als eine Reihe guter Tage!

In guten Zeiten, wenn alles rund läuft, gewöhnen wir uns an den Wohlstand.
Gottes wunderbare Taten und seine Durchhilfe in Notzeiten verblassen.
Dafür stehen Wohlstand, Konsum, Luxus und Genuss im Vordergrund.
Gott lässt man nur noch am Rand mitlaufen als religiöse Garnierung.

Diese subtile Gottvergessenheit verändert auch das Zusammenleben: Nächstenliebe nur, wenn sie nützt! Soziale Verantwortung nur, wenn sie den Profit und die Gewinnmaximierung nicht stört.

Asaf und seine Familie haben unter dieser Doppelbödigkeit gelitten. Sie erlebten, wie Liturgie und Worship zur langweiligen Routine geworden waren, zur monotonen Litanei und lustlosen Leier. Kein Wunder – denn wie können Menschen im egoistischen Selbstbezug noch Gott fröhlich loben geschweige denn Gottes Willen tun? Dieser Gott stört doch nur das muntere gottlose Treiben und den «Tanz um den Mammon»! Deshalb klagt Asaf «Mein Volk gehorcht der Stimme Gottes nicht, es will ihn nicht. Es ist in einem verstockten Herzen gefangen in seiner eigenen Lebensphilosophie» (V.12 ff)

Asafs Beobachtungen sind durchaus aktuell. Denn er wünscht sich ein Volk Gottes, das sich nicht aus dem Gehorsam des Glaubens davonschleicht.

«Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche, denn billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge Jesu Christi», hat Dietrich Bonhoeffer vor 80 Jahren konstatiert. Leider wiederholt sich ständig, dass selbst in der Kirche das Interesse an Gottes Geboten abnimmt, wenn die Zeiten gut sind und sich dann breite Gesellschaftsschichten von Gott lösen und verabschieden.

Die Meinung, man könne ohne Gott glücklicher werden, prägt zwar die gegenwärtige Lebenskultur. Aber die Kirche hat diese populäre Lebensphilosophie zu entlarven als gefährliche Illusion. Und sie soll deutlich und fröhlich werben für den einen «Gott, der unsere Stärke ist.»

Zu allen Zeiten sind Menschen gefragt, die überzeugt und treu an Gott festhalten – wenn nötig auch gegen den Trend. Die im Stimmengewirr unserer Tage mutig Farbe bekennen.

Asaf beeindruckt mich, weil er das tut mit seinem Rückruf zu Gott.

Wie er wollen wir also nicht beim Klagen stehen bleiben, sondern mutig einladen: »Höre, mein Volk, ich will dich ermahnen! Israel, du sollst mich hören! Kein anderer Gott sei unter dir und keinen fremden Gott sollst du anbeten! Vielmehr: Singet wieder fröhlich dem einen Gott, den du als Stärke erlebt und erfahren hast!»

Autor/-in: Pfarrer i. R. Peter W. Henning