23.11.2022 / Wort zum Tag

Sind wir alle Kinder Gottes?

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben.

Johannes 1,12

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In den 80er Jahren hörte man häufig die französischen Sängerin Mireille Mathieu ihre deutsch-sprachigen Hits im Radio trällern. Der Refrain eines Songs ging so:

„Wir sind alle Kinder Gottes, und wir werden’s immer sein. Jeder Mensch und jede Blume, jedes Tier und jeder Stein.“

Aber stimmt das denn? Sind alle Menschen Gottes Kinder?

Der Mensch ist Gottes Geschöpf und sein Ebenbild. Gott hat den Menschen als sein Bild geschaffen. In Psalm 8 staunt der Psalmbeter, dass Gott den Menschen „wenig niedriger“ gemacht hat „als Gott“. Der Mensch ist also einerseits eines von unendlich vielen Geschöpfen. Von allem Geschaffenen steht er aber andererseits Gott am nächsten. Dem Menschen wurde eine besondere Würde und ein besonderer Wert verliehen. Aber wie wird man ein Kind Gottes? Eine Antwort lesen wir im Johannesevangelium, Kapitel 1 Vers 12: „All denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.“

Eine Voraussetzung für die Aufnahme in Gottes Familie wurde durch Jesu Geburt geschaffen. Gott, der Vater, kommt durch Jesus zu uns und wirbt darum, aufgenommen zu werden. Dabei erlebt er nicht nur Begeisterung, sondern auch viel Widerstand. Aber jeder, der dem Werben Gottes nachkommt, wird damit beschenkt, dass er sein Kind sein darf. Dieses Angebot gilt allen Menschen. Die Bedingung dafür ist, dass ich Jesus aufnehme und ihm Glauben schenke. An Jesus glauben heißt, dass ich mich ihm anvertraue. Dass ich ihm alle Bereiche meines Lebens überlasse. Auf diese Verbindung mit Jesus kommt es an. Wenn ich diese Entscheidung getroffen habe, gehöre ich zur Familie vom gewaltigen, allmächtigen Schöpfer der Welt. Ich bin dann seine Tochter oder sein Sohn. Und Gott ist mein Vater.

Wer darauf vertraut, dass er Kind Gottes ist, der bleibt trotzdem erwachsen und frei, voller Selbständigkeit, Würde und Verantwortung. Aber er begibt sich in einen Schutz- und Segensraum. Dort wird er sich nie allein gelassen fühlen. Wer zum Kind Gottes wird, der stellt sich in eine Beziehung zu dem, der ihn geschaffen und erlöst hat. Das ist keine pauschale, einseitige, feststehende, berechenbare Beziehung. Eher lässt sie sich als ein Abenteuer des Glaubens beschreiben, das Höhen und Tiefen, Chancen und Gefahren, Trauer und Freude umfassen kann. Gott als Vater engt keines seiner Kinder ein; vielmehr eröffnet er Räume der Freiheit.

Glaubende verstehen sich aus einer Beziehung zu Gott heraus. Daraus entsteht ein Raum der Liebe und der Hoffnung. Diese Beziehung ist nicht fixiert, definiert und eingegrenzt; vielmehr ist sie wandelbar und verschieden. Gott kümmert sich auf seine besondere Weise um jeden Menschen. Die Beziehung ist auch nicht stabil und sicher, sondern zerbrechlich und gefährdet. Sie ist – wie alles im Leben – in Bewegung und verändert sich. Deshalb weiß ich auch, dass ich nie eindeutig im Licht lebe – und genauso wenig eindeutig im Schatten. Ich bin nicht schwarz. Ich bin nicht weiß. Ich bin irgendwo dazwischen. Ich kenne meine Fehler und ich weiß um meine Gefährdung. Aber ich halte an meiner Sehnsucht fest, in der Gegenwart Gottes zu bleiben, darin geborgen und geschützt zu sein.

Durch unsere Geburt sind wir nicht automatisch Kinder Gottes. Gotteskindschaft lässt sich nicht vererben. Aber alle können Gottes Kinder werden, wenn sie Jesus persönlich annehmen. Und ich finde, dass ist die beste Entscheidung, die wir treffen können.

Autor/-in: Erika Best-Haseloh