31.01.2016 / Wort zum Tag

Sie gieren alle nach unrechtem Gewinn

Sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn, und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede.

Jeremia 6,13–14

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„Sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn, und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede.“ (Jeremia 6,13–14)

Welch eine Bilanz des Propheten zur Situation im Volk Israel: „Alle gieren nach unrechtem Gewinn.“ Offenbar waren alle nur darauf aus, Kasse zu machen, egal ob arm oder reich, ob gut situiert oder Außenseiter. Und das mit unlauteren Mitteln. Lüge, Betrug, Korruption, Bestechung - jedes Mittel wurde eingesetzt, wenn es darum ging, Gewinn zu machen bzw. den Gewinn zu erhöhen. Und all das geplant und systematisch.

Denn die Menschen waren gierig. Sie wollten also nicht nur mal nebenbei etwas abkassieren. Die Gier nach mehr war zur Lebenshaltung geworden. Das war schädlich für das Volk. Denn gierige Menschen nehmen keine Rücksicht, sind nicht bereit zu helfen. So wurde das soziale Klima in der Gesellschaft vergiftet. Die Menschen liebten nur sich selbst und nicht den Nächsten, waren anderen gegenüber gleichgültig statt hilfsbereit.

Bei dieser Lage müssten doch die geistlichen Leiter des Volkes aktiv werden und auf Gottes Gebote und Ordnungen verweisen! Aber weit gefehlt. Kein Aufruf umzukehren, keine Ermahnung, das Unrecht zu lassen. Das wäre gesellschaftspolitisch nicht korrekt gewesen, denn niemand wollte es hören. Und so wurde nichts unternommen, um den Schaden für das Volk zu begrenzen und zu heilen.

Ja, Lüge, Betrug, Korruption, Bestechung schädigt die Gesellschaft, selbst dann, wenn dadurch der Gewinn vergrößert wird. Wenn Unrecht im Volk geduldet wird, wenn sich jeder selbst der Nächste ist, geht nicht nur der Segen Gottes verloren, sondern auch der Zusammenhalt im Volk. Das ist echter Schaden. Die Propheten und Priester blieben nicht untätig. Aber was sie taten, das hat nur scheinbar zur Heilung des Schadens beigetragen. Sie nannten die Sünde nicht bei Namen. Stattdessen haben sie besänftigt, abgewiegelt, den inneren Frieden beschworen, der aber in Wirklichkeit nicht vorhanden war.

Mir scheint, diese Zustandsbeschreibung des Volkes Israel durch den Propheten Jeremia vor über zweieinhalbtausend Jahren hat viel Ähnlichkeit mit der Situation unserer Zeit. Gewinne machen, Gewinne vergrößern das ist doch weithin auch das, was die Menschen unserer Zeit antreibt. Und die Skandalmeldungen in den Medien zeigen, dass es zu oft nicht mit rechten Dingen zugeht, dass Gewinnvorteile auf ungesetzliche Weise erzielt werden. Sicher, in den Medien werden meist nur die Fälle der Großen gemeldet. Aber sind wir mal ehrlich: Geht es bei den Kleinen nicht genauso zu?

Und wo bleibt die Mahnung zur Umkehr seitens der geistlichen Leiter, der Priester und Propheten unserer Tage? Da kommen meist nur recht schwache Kommentare, da wird selten Klartext geredet und auf Gottes Gebote hingewiesen. Liegt das vielleicht daran, dass im eigenen Haus, also den Kirchen und Gemeinden, auch vieles nicht in Ordnung ist?

Der heutige Losungstext fordert zur Selbstprüfung heraus. Was ist mein Ziel und mit welchen Mitteln arbeite ich. Ist das alles so, wie es Gott gefällt?

Autor/-in: Bernhard Scharrer