28.05.2022 / Serviceartikel
Sexualität – und warum sie in die Ehe gehört
Impulse von Pastor Leo Bigger zu einer erfüllten Sexualität.
Radio-Interview mit Leo Bigger
Mit über 20 Jahren Praxiserfahrung als Pastor und Seelsorger hat Leo Bigger schon viele junge Paare begleitet. Zusammen mit seiner Frau Susanna hat er zwei Bücher geschrieben, wie Ehe gelingen kann — auch im Bereich der Sexualität.
In der Sendung „Sex – Eine heiße, göttliche Sache!" spricht Leo Bigger offen über Sexualität in der Ehe und gibt hilfreiche Ratschläge zum Umgang mit dem Thema in der Gemeinde. Wir haben für Sie die fünf wichtigesten Impulse aus dem Interview zusammengestellt.
1. Warum gehört Sex in die Ehe?
Als ich mich entschieden habe, meine Frau zu heiraten, habe ich mich gleichzeitig dafür entschieden, sie glücklich zu machen. Doch das ist ein Prozess und funktioniert nicht auf Knopfdruck. Das ist der große Vorteil von Ehe:
Wir haben Zeit bis ans Ende unseres Lebens, den Partner immer mehr kennenzulernen und immer besser darin zu werden, seine Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen! – Leo Bigger
Gerade in schwierigen Zeiten, die es in jeder Ehe gibt, haben wir beide uns angewöhnt, uns immer wieder zu sagen: „Diese Krise ändert nichts an meiner Liebe zu dir. Ich habe dir ein Versprechen gegeben und das werde ich auch halten!" Es können viele Fehler innerhalb einer Ehe geschehen, aber die Ehe selbst war kein Fehler, die Person selbst war keine Fehlentscheidung.
Sexualität ist ein sehr empfindliches Thema und es gibt viele Verletzungen in diesem Bereich. Sexualität sollte in einem geschützten Rahmen geschehen. Aus diesem Grund ist Sex in der Ehe am besten aufgehoben: Im Rahmen von Treue auf alle Zeit, getragen von der täglich neuen Bereitschaft, auf den anderen einzugehen.
2. Den Partner glücklich machen — auch beim Sex
Mein höchstes Ziel beim Sex sollte sein, den anderen glücklich zu machen — und nicht mich. Das bedeutet auch, dass mir wichtig ist, dass mein Partner zum Orgasmus kommt. Damit geht man mit einer ganz anderen Einstellung an die Intimität mit dem Ehepartner ran, nämlich die, dass beide den Sex genießen!
Das bedeutet nicht, dass es immer funktioniert. Aber das muss es auch nicht! Manchmal war unser Sex so schlecht, dass meine Frau und ich hinterher einfach gelacht haben! So haben wir auch Druck abgebaut. Niemand sollte darüber nachdenken, wer Schuld daran hatte, dass es mal nicht geklappt hat. Einfach Schwamm drüber — wir haben ja noch unzählige weitere Gelegenheiten zu lernen, um es das nächste Mal besser zu machen.
3. Meine Sexualität ist wie meine eigene Haut
Sexualität ist etwas sehr sensibles und intimes. Daher vergleiche ich sie mit unserer Haut, die eines der sensibelsten Organe des Menschen ist. So wie unsere Haut verletzt werden kann, kann jemand wegen unschöner sexueller Erfahrungen verletzt werden . Es kann auch sein, dass unsere „Haut“ schmutzig ist, weil man vielleicht Dinge gesehen oder erlebt hat, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Dann ist es wichtig seine Gedankenwelt — die Bilder im Kopf — durch gute, gesunde Bilder zu ersetzen. Vielleicht hat ein Mensch auch einfach „trockene Haut“, weil Sexualität langweilig oder unschön geworden ist – dann gilt es, sie wiederbeleben und zu erfrischen. So wie ich meine Haut regelmäßig pflege, sollte ich auch meine Sexualität bewusst gestalten.
In Filmen und Fernsehen wird uns gerne ein Bild von Sexualität vermittelt, das wenig mit der Realität zu tun hat: Da kommen Mann und Frau zusammen und es funktioniert im Bett auf Anhieb! Die Realität sieht ganz anders aus. Sie ist voller Schmerzen, Verletzungen und Enttäuschungen. Man fühlt sich missbraucht oder einfach „benutzt“ und „weggeworfen“. Genau so entstehen viele „Hautschäden“.
Es gibt zwar Heilung, selbst für sehr schlimme Verletzungen. Doch sie ist aufwendig und braucht viel Zeit. Deshalb ist es wichtig, diese sensiblen Themen in den geschützten Rahmen einer Ehe einzubetten, wo das unterschriebene Versprechen der lebenslangen Treue nochmal mehr Motivation, Sicherheit und Zeit schenkt, um negative Erfahrungen aufzuarbeiten und jedes Problem zu lösen.
4. Kommunikation ist der Schlüssel zu gutem Sex
Man muss in einer Ehe wirklich über alles sprechen. Nicht nur über das Thema Sexualität. Denn wenn die Beziehung an einer anderen Stelle nicht mehr funktioniert, klappt irgendwann auch der Sex nicht mehr. Ein respektvoller Austausch ist die Basis einer funktionierenden Beziehung.
Wir müssen verstehen, dass sich guter Sex in der Ehe nicht automatisch entwickelt. Man muss viel investieren, doch es lohnt sich. Es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass es immer persönlich und auch demütigend werden kann, über eigene Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen — das ist ganz normal. Auch hier hilft der schützende Rahmen des Eheversprechens.
Ein Beispiel: Man muss dem Partner vielleicht erst genau erklären, wie „man es denn haben möchte“. Das kann anfangs extrem unangenehm sein. Es ist schließlich sehr intim. Man lernt mit der Zeit auch, dass man nicht alles auf einmal „richtigmachen“ kann. Am besten nimmt man sich die Zeit, es erst einmal in einem Bereich zu probieren und darüber ins Gespräch zu kommen.
5. Die Kraft der Grenzen — warum Sex erst durch Treue richtig Spaß macht
Treue lohnt sich! Gott hat uns nicht Grenzen gesetzt, weil er uns irgendetwas vorenthalten will. Es ist so, wie wenn ein Autohersteller angibt: „Du kannst zwar dein Auto über 6000 Touren fahren und immer erst im roten Bereich schalten, aber dann geht der Motor kaputt!" Das ist keine Drohung des Autoherstellers und es geht ihm nicht darum, Spaß zu verbieten. Sondern es ist einfach so. Ein kaputtes Auto macht schließlich überhaupt keinen Spaß mehr.
Grenzen sind also keine Spaßbremse, sondern nötiger Schutz, damit richtiger Spaß erst möglich wird. Das ist auch meine Botschaft an alle, die sich mit dem Thema „Sex vor der Ehe“ schwertun: Es geht nicht darum, Sex schlecht zu machen. Vielmehr wollen wir dafür sorgen, dass in unserer Ehe die Post abgeht! Die Botschaft ist:
Ich bin nicht gegen etwas, ich bin für etwas — ich bin für super Sex in der Ehe. – Leo Bigger
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