28.04.2023 / Wort zum Tag

Selbstvertrauen ist gut, Gottvertrauen ist besser

Wer den Harnisch anlegt, soll sich nicht rühmen wie der, der ihn abgelegt hat.

1. Könige 20,11

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Ein merkwürdiges hebräischen Sprichwort steht als Losung der Herrnhuter Brüdergemeine über dem heutigen Tag. „Wer den Harnisch anlegt, soll sich nicht rühmen wie der, der ihn abgelegt hat.“ Ahab, König von Israel, lässt es seinem Feind, dem syrischen König Ben-Hadad ausrichten. Der belagert seine Hauptstadt Samaria und fordert die totale Unterwerfung. „Dein Silber und dein Gold, deine Frauen und deine Söhne sollst du mir geben. Doch will ich morgen um diese Zeit meine Leute zu dir senden, dass sie dein Haus und die Häuser deiner Knechte durchsuchen, und was ihnen gefällt, sollen sie nehmen und wegtragen.“

Ahab und die Verantwortlichen seines Staates weigern sich, obwohl sie den Syrern militärisch hoffnungslos unterlegen sind. Und er lässt Ben-Hadad eben dieses geheimnisvolle Sprichwort ausrichten. Der ist allerdings so siegessicher, dass er nicht wirklich hinhört und nicht einmal sein Gelage unterbricht. Doch Gott steht auf der Seite Israels. Er lässt Ahab durch einen Propheten sagen: „Siehst du diese große Menge? Wahrlich, ich will sie heute in deine Hand geben, dass du wissen sollst: Ich bin der HERR.“

„Wer den Harnisch anlegt, soll sich nicht rühmen wie der, der ihn abgelegt hat.“ Das will wohl sagen: Sei nicht so selbstsicher! Erst nach geschlagener, nach gewonnener Schlacht soll man sich rühmen. Vorher nicht. Denn man weiß nie vorher schon, wie's ausgeht. Vor allem dann nicht, wenn der Gegner den lebendigen Gott auf seiner Seite hat.

Dieser Gott allerdings will, dass man sich vorbehaltlos auf ihn verlässt. Weshalb Ahab am Ende doch den sicheren Sieg verspielt.

Vorher - nachher. Das ist sehr oft nicht dasselbe. Der eine geht selbstbewusst und siegessicher in eine Prüfung – und wird gleich mit der ersten Frage auf dem falschen Fuß erwischt, gerät ins Straucheln und scheitert am Ende kläglich. Ein anderer startet mit weichen Knien und wird im Lauf der Prüfung immer sicherer. Was auch etwas mit dem Glauben zu tun haben kann, mit dem Vertrauen auf Gott. Denn Selbstvertrauen ist in manchen Situationen hilfreich, Gottvertrauen aber ist allemal besser. Wer sich allein auf sich selbst verlässt, ist oft genug verlassen, wenn's drauf ankommt.

Ich denke an meine Hebräisch-Prüfung. Ich hatte gelernt, ich war gut präpariert. Das würde ich mit links machen. Doch am Morgen des Prüfungstages überfielen mich heftige Bauchkrämpfe. Der Kopf war wie gelähmt. Alles war schwer und mühsam. Am Ende hat’s dann noch für eine Drei gereicht. Ich war enttäuscht.

Ich denke an manchen Verkündigungsdienst. An Predigten, an Vorträge, an Konzerte. Oft bin ich mit weichen Knien und bangen Herzen zum Veranstaltungsort gefahren. Zuweilen habe ich mir noch am Vortag gewünscht, es käme ein Anruf und die Mitteilung, dass leider alles ausfallen muss. Am Ende aber bin ich meist fröhlich und entspannt wieder nach Hause gefahren. Alles war gut geworden - soweit ich das aus meiner begrenzten Froschperspektive beurteilen konnte. Ich war dankbar und konnte nur staunen.

Gott hat offenbar eine Schwäche für unsere Schwäche. Paulus sagt es einmal so: „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Korinther 12). Nur in denen? Ja, vor allem in denen. Die anderen vertrauen halt nur auf ihre eigene Kraft, die rufen seine Kraft nicht ab, weil sie sie nicht zu brauchen glauben. Aber unsere menschliche Kraft ist allemal schwächer als die Kraft Gottes. Vor allem ist sie immer und überall gefährdet.

Ein weiser Mensch hat einmal gesagt: Wer allzu selbstsicher auf die Kanzel steigt, kommt meist zerknirscht wieder herunter - wer hingegen zerknirscht auf die Kanzel steigt, steigt fröhlich und bestätigt wieder hinunter. Bestätigt von Menschen und – was viel, viel wichtiger ist – bestätigt von Gott.

Du hast nichts in der Hand, auch dich selber nicht. Du bist angewiesen. Auf Gott und auf Menschen. Vertrau auf Gott, vertrau dich ihm an. Und freu dich schon jetzt auf das, was du erleben wirst.

Autor/-in: Jürgen Werth