25.02.2013 / Andacht

Seid heilig, denn er ist heilig

„…und versucht nicht heilig zu tun“, so singt Samuel Harfst in seinem Lied „Vom Sein“. Was aber bedeutet es für Christen, heilig zu sein? Eine Andacht.

Manchmal fühle ich mich unwohl in der Gemeinschaft anderer Christen. Alle sind so gut, so heilig, nur ich nicht. Da kommt man schon mal in Versuchung, so zu tun als ob. Also strenge ich mich an und versuche, eine perfekte Christin zu sein. Das verkommt oft zu einem Rollenspiel. Man spielt die Rolle des guten Christen, in meinem Fall die der braven Pastorentochter, die kein Wässerchen trüben kann. Alles super soweit, solange niemand die Maskerade durchschaut, oder nicht?

Jesus sieht das anders. Immer wieder verurteilt er die Pharisäer, die ihren Glauben vor sich hertragen. Aber ich bin ja kein Pharisäer, mir ist der Glaube ein Herzensanliegen, obwohl ich mich auch ab und an dabei ertappe, dass ich meine, nur dann ein guter Christ zu sein, wenn ich möglichst viele Aufgaben in der Gemeinde wahrnehme. Dann sage ich Termine zu, auf die ich keine Lust habe, und mache vieles nur halbherzig. Nach außen wirke ich hochmotiviert, aber das ist nur schöner Schein. Innen drin sieht es oft ganz anders aus – eben genau wie bei den Pharisäern.

„Israel sucht den Super-König“

Gott ist nicht wichtig, ob ich viel oder wenig in der Gemeinde mache. Es geht ihm um mein Herz. Das erlebt auch Samuel, als er den neuen König für Israel salben soll. Er kommt zu Isai, um dessen Söhne in Augenschein zu nehmen. Eines weiß er von Gott: Einer von denen ist der neue König. Vielleicht lief das ein bisschen so ab wie bei „Deutschland sucht den Superstar“. Jedenfalls begutachtet Samuel nacheinander alle Söhne Isais. Doch zu seinem Erstaunen sagt Gott zu allen Nein.

Ich stelle mir vor, dass Samuel sich etwas veräppelt vorkam. Erst wird er von Gott nach Bethlehem geschickt und dann lehnt dieser alle möglichen und sehr vielversprechenden Kandidaten ab. In dieser Situation sagt Gott zu Samuel: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ (1. Samuel 16,7). Er wählt mit David schließlich den Jüngsten unter den Brüdern aus. David war vermutlich noch ein Kind, dem die niedrigste Arbeit - das Schafe hüten - zukam. Doch Gott will genau ihn, denn Davids Herz war auf Gott ausgerichtet.

Heucheln zwecklos

David musste sich nicht erst beweisen, keine Arbeitsproben vorlegen. Gott nimmt David einfach so, ohne Erfahrung, ohne Ausbildung. Er sieht das Potential und beruft ihn sofort. David war nicht so stark wie seine Brüder, vielleicht auch weniger begabt und weniger klug, aber er hatte die richtige Herzenseinstellung. Er ließ sich von Gott leiten. Darauf kommt es an, nicht auf Leistungen.

Deshalb muss ich nicht heilig tun. Heucheln ist sowieso zwecklos, denn Gott sieht mein Herz und kennt meine Motivation. Und wenn ich etwas für ihn tue, dann ist es gleichgültig, ob ich eine große oder kleine Aufgabe übernehme oder ob ich es perfekt hinbekomme. Es kommt vielmehr darauf an, ob ich es gern und aus den richtigen Gründen tue. Wenn ich das verstanden habe, nimmt mir das den Druck, vor anderen eine fromme Maske aufzusetzen. Dann zählt nicht mehr, was andere von mir denken, sondern nur noch, was Gott von mir denkt.

Autor/-in: Rebecca Schneebeli