20.02.2023 / Wort zum Tag

Sehnsucht

Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.

Hiob 14,1–2

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Da sitzt er als ein Häufchen Elend. Hiob, der Gerechte. Seine Freunde erkennen ihn nicht wieder, so entstellt ist er durch seine Krankheit. Einmal war er mächtig und stark. Er war fromm und gottesfürchtig. Er war wohlhabend. Hatte 10 Kinder und einen großen Besitz. Dann kamen die „Hiobsbotschaften“ und am Ende war ihm nur noch seine Frau geblieben. Alles dahin, zuletzt auch noch seine Gesundheit. Seine Hoffnungslosigkeit bringt er auf den Punkt mit den Worten: „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.“ (Hiob 14,1–2)

Er hat in seinem Leben keine Perspektive mehr. Alles vergeht, auch der Mensch. Wenn die Hoffnung stirbt, kann doch die Sehnsucht noch bleiben. Sehnsucht muss sich ja nicht erfüllen. Ob Hiob diese Sehnsucht noch spürte? Ich weiß es nicht.

Hat Hiob denn nicht recht? Wir sind Erdmenschen und wir werden wieder zu Erde. Wir wissen doch alle um unsere Endlichkeit. Als junge Menschen denken wir nicht so oft daran. Wir haben das Leben noch vor uns. Wir hoffen, dass das Leben gut zu uns ist. Wir wünschen uns Glück und wenn möglich ein gutes Auskommen. Auch Hiob hatte das. Sein Leben ging auf wie eine prächtige Blume. Aber jetzt? Nichts ist davon geblieben. Hiob streitet mit seinen Freunden und er ringt mit Gott. Ihm stellt er seine unangenehmen Fragen. Ja, er klagt Gott auch an für dieses Unrecht, das ihm widerfährt.

Ich bin Hiob dankbar für diese Auseinandersetzung. Dankbar für die Diskussion mit seinen Freunden. Besonders dankbar aber für sein Ringen mit Gott? Die radikale Sprache Hiobs, seine verzweifelten Gedanken, fordern mich heraus. Hat Hiob recht? Gibt es keine wirkliche Hoffnung für uns Menschen? Hat Gott uns Menschen nur geschaffen für ein paar Jahre hier auf Erden? Für manche wenigstens gute Jahre. Andere mit viel Schwerem beladen.

Ich freue mich darüber, dass ich den einen kennenlernen durfte, den Hiob noch nicht kannte, Jesus Christus. In ihm kam Gott als Mensch auf diese Erde. Er kam aus der Ewigkeit in unsere Endlichkeit. Deshalb können wir hoffen. Unsere Sehnsucht kann gestillt werden. 

Das Leben endet nicht mit unserem Tod. Jesus Christus hat den Tod besiegt. Aus dieser Sehnsucht heraus, kann der Schreiber des Hebräerbriefes seine

Hoffnung in die Worte fassen: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebräer 13,14) So müssen wir nicht bei der pessimistischen Sicht Hiobs stehen bleiben. Für uns muss es nicht heißen: „Der Mensch...flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.“ Wir können die zukünftige Stadt suchen und finden, weil Jesus für uns der Weg dorthin geworden ist.

Unsere Sehnsucht findet ihre Erfüllung im Vaterhaus Gottes. Ich werde bleiben im Hause des Herrn auf immer und ewig.

Autor/-in: Eberhard Adam